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    Society
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,5
    gut
    Society
    Von Christoph Petersen

    Brian Yuznas Karriere begann als Produzent des Splatter-Kultfilms „Re-Animator“, dessen Fortsetzungen „Bride Of Re-Animator“ und „Beyond Re-Animator“ er als Regisseur sogar selbst in die Hand nahm. Außer einem einzigen Ausflug in den Mainstream – als Autor und Co-Produzent des Disney-Films „Liebling, ich habe die Kinder geschrumpft“ – ist Yuzna dem Low-Budget-Horrorfach mit wechselndem Erfolg bis heute treu geblieben. Dabei stehen Genre-Klassiker wie „Return Of The Living Dead III“ solchen Totalausfällen wie „Höllenbrut“ oder dem erst kürzlich auf DVD erschienenen „Rottweiler“ gegenüber. Aber selbst in seinen besseren Filmen überzeugte Yuzna immer mehr durch kleine, möglichst verrückte Einfälle als durch hintersinnige Storybauten. Nur in seinem Debüt „Society“ steckt mehr als ein interessanter Genrefilm, denn die Gore-Satire ist zugleich Yuznas politischster, stimmigster und wichtigster Film.

    Im Gegensatz zu seinen Eltern, die nur an wichtigen Partys und festlichen Bällen der Upper Class interessiert sind, bewegt sich Bill Whitney (der spätere „Baywatch“-Star Billy Warlock) meist außerhalb der feinen Gesellschaft, spielt Basketball und hängt mit normalen Leuten ab. Immer mehr Hinweise sprechen für ihn dafür, dass er mit diesen Menschen, die sich seine Familie nennen, unmöglich verwandt sein kann. Als Milo (Evan Richards, „Der Höllentrip“), der unglücklich in Bills Schwester Jenny (Patrice Jennings) verliebt ist, seiner Angebeteten heimlich ein Mikro unterschiebt und Tonaufnahmen von ihrem Abschlussball macht, auf denen Jenny bei merkwürdigen Aktivitäten mit ihren Eltern, einigen Freunden und den restlichen Mitgliedern der „Society“ zu hören ist, fängt Bill selbst an zu ermitteln. Aber die Reichen wollen unter sich bleiben, so wird Milo bei einem Auto“unfall“ getötet und Bill von seinem Psychiater in eine Anstalt eingewiesen. Und gerade als Bill glaubt, schlimmer könnte es gar nicht mehr kommen, landet er selbst auf einer der berüchtigten Partys der High Society - ein nicht unbedingt angenehmes Erlebnis, das er wohl nie mehr vergessen wird…

    Bei all den guten Filmen, die Brian Yuzna in seiner Karriere produziert hat, muss man leider zugeben, dass seine Fähigkeiten als Regisseur in der Regel eher beschränkt sind. Aber „Society“ ist nicht nur der beste Film des Regisseurs Yuzna, sondern inszenatorisch sogar recht ansprechend geraten. In der ersten Stunde ist Yuzna noch auf sich alleine gestellt und schafft es dabei, durch immer klarere Andeutungen auf die Hintergründe der „Society“ die Spannungsschraube langsam aber sicher anzuziehen. In den letzten 30 Minuten, die klar die stärksten des Films sind, hat Yuzna dann zusätzlich noch die Unterstützung von dem in Fankreisen vergötterten Screaming Mad George, der hier die neben Peter Jacksons „Braindead“ und Stuart Gordons „Re-Animator“ krankesten, ausgeflipptesten und gelungensten Make-Up-Effekte der Fun-Splatter/Gore-Geschichte auffährt – in diesen unvergleichlichen Szenen, die man nur äußerst schwer wieder aus seinem Kopf bekommt, erhält der Kraftausdruck „Arschgesicht“ eine ganz andere, aber viel passendere Bedeutung.

    Yuzna greift in „Society“ zwei grundsätzliche Konflikte – den zwischen Kindern und ihren Eltern und den zwischen Armen und Reichen – auf und führt sie durch seine blutig-schleimige Karikatur der High Society von Beverly Hills konsequent ad absurdum. In dem sich hier jedes Misstrauen, jede Paranoia nicht nur als wahr und angemessen herausstellt, sondern herrlich ironisch ins unendlich-phantastische überhöht wird, nimmt Yuzna mit seiner Splatter-Satire beide Seiten gleichermaßen augenzwinkernd, aber mit trotzdem ernsthaften Unterton auf den Arm. Dass die Reichen und Mächtigen in „Society“ eine eigene Überrasse sind, die durch das „Verschlucken“ von normalen Menschen aus unteren Schichten überleben, entspricht im Endeffekt sowieso dem Verständnis vieler, Yuzna hat dieses Gefühl nur ein wenig wörtlicher umgesetzt. „Society“ bietet eine geniale Story, eine überraschend gut gelungene Inszenierung und solide Darsteller – ist also ein Muss für jeden Genre- oder Yuzna-Fan.

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