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    Are You Here
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,0
    lau
    Are You Here
    Von Christoph Petersen

    Matthew Weiner ist eine Fernseh-Legende! Als Autor und Produzent von „Die Sopranos“ sowie als Schöpfer von „Mad Men“ hat er die moderne Serienlandschaft - von  der ja immer öfter behauptet wird, sie wäre inzwischen sogar aufregender als das Kino - geprägt wie kaum ein anderer. Trotzdem hat es Weiner nun zum ersten Mal seit seinem wenig gesehenen Regiedebüt „What Do You Do All Day?“ von 1996 wieder zum Film gezogen: In der von ihm geschriebenen und inszenierten Kumpel-Komödie „Are You Here“ schlägt er zwischendurch immer wieder unerwartet ernste Töne an, verliert dabei aber zunehmend seinen Fokus: Wenn der psychisch labile Kiffer-Poet Ben (Zach Galifianakis) und der ständig besoffene TV-Wettermann Steve (Owen Wilson) zu einem Road Trip zur Beerdigung von Bens millionenschwerem Biobauernhof-Vater aufbrechen, tragen die beiden hervorragend harmonierenden und mit ihrem Image  kokettierenden Hauptdarsteller die zunächst kurzweilige Komödie noch im Alleingang. Aber dann lässt Weiner viele seiner berühmten Freunde für kleine Nebenrollen antanzen und eröffnet eine neue Baustelle nach der anderen: Das wäre womöglich ein guter Auftakt für eine Serienstaffel, in der man das alles nach und nach in aller Ruhe abhandeln könnte, aber in einem Zwei-Stunden-Film verliert der Zuschauer zunehmend die Übersicht, wem er nun eigentlich wofür die Daumen drücken soll.

    Ein wenig Kiffer-Comedy, ein wenig Indie-Familiendrama und ein paar Sprenkel wahres Leben – und fertig ist die Nichts-Halbes-und-nichts-Ganzes-Komödie, deren Erzählton so wild hin und her springt, dass man sich irgendwann in den lustigen Szenen kaum noch zu lachen und in den tragischen Szenen kaum noch zu weinen traut. Zudem hat man als Zuschauer ständig das Gefühl, dass uns Matthew Weiner etwas ganz Wichtiges sagen will, aber dann schlägt die Story zugleich in so viele Richtungen aus, dass man beim Rollen des Abspanns beim besten Willen nicht sagen könnte, was denn nun eigentlich die Moral von der Geschicht‘ ist: So wird etwa die ganze Zeit der ganzheitliche Bioansatz des verstorbenen Öko-Millionärs gefeiert, aber wenn Ben und seine Schwester Terry (Amy Poehler) am Ende doch noch ihren kleinen Dorfladen abreißen, um dort einen Supermarkt hinzustellen, dann ist das plötzlich auch etwas Gutes?

    Fazit: Sympathische, aber leider auch hoffnungslos überladene und tonal extrem uneinheitliche Komödie von „Mad Men“-Mastermind Matthew Weiner.

    Dieser Film läuft im Programm der Berlinale 2015. Eine Übersicht über alle FILMSTARTS-Kritiken von den 65. Internationalen Filmfestspielen in Berlin gibt es HIER.

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