Das nennt man wohl eine Win-win-Situation: Holger (Samuel Schneider) lebt bei seiner Oma, die mit lockeren Sprüchen und vorzüglichen Kochgerichten für Unterhaltung sorgt. Die wiederum freut sich, dass ihr die Männer zu Füßen liegen – zum Beispiel ihr ans Bett gefesselter Gemahl. Fünf Ehen hat die robuste Ruheständlerin bereits überlebt und an weiteren Kandidaten mangelt es nicht. Avancen bekommt sie etwa vom Fischhändler Winkler (Horst Krause), der ihr immer ein bisschen seiner Ware schenkt, oder von Karl (Michael Gwisdek), einem Kumpan ihres kranken Mannes. Als der Winkler plötzlich tot aufgefunden wird, ermittelt Holger auf eigene Faust. Damit kommt er wiederum seinem Vater Klaus-Dieter (Jürgen Vogel) ins Gehege, seines Zeichens Volkspolizist am Boxhagener Platz. Der sieht durch Holgers Aktivitäten seine Autorität gefährdet.
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Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
3,5
gut
Boxhagener Platz
Von Björn Helbig
Über 20 Jahre sind seit der Wiedervereinigung vergangen. Nach Öffnung der Grenzen erreichen uns in regelmäßigen Abständen Filme, die sich in der einen oder anderen Weise mit der DDR-Vergangenheit auseinandersetzen. Filme wie Sonnenallee betonen die skurrile Seite, andere wie Das Leben der Anderen die hässlichen Aspekte des Lebens im ehemaligen SED-Staat. Nun erzählt der TV-erfahrene Regisseur Matti Geschonneck eine Geschichte, die beide Seiten in gelungener Form vereint: Sein tragikomisches Drama „Boxhagener Platz“, das als Berlinale Special seine Premiere passenderweise in der Hauptstadt erlebte, ist ein angenehm stiller Film geworden, da er weder offensiv Ost-Kalauer bemüht noch den moralischen Zeigefinger hebt.
Holger (Samuel Schneider) kann sich über seine Oma Otti (Gudrun Ritter) nicht beklagen: Die alte Frau ist alles andere als auf den Mund gefallen und versorgt den immer mit...
... mit feinem Lokal- und Zeitkolorit. Das Berlin des Jahres 1968 kommt gut rüber. Einzig Jürgen Vogel, den ich sonst sehr gern sehe und schätze, ist in "Boxhagener Platz" eine einzige Fehlbesetzung. Vogel im VP-Mantel wirkt eher unfreiwillig komisch, als das man ihm den Volkspolizisten abnehmen würde. Ansonsten toller Film, tolle Darsteller!