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    Baba´s Cars
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    Baba´s Cars
    Von Deike Stagge

    Die Skandinavier haben manchmal einen ziemlich derben Humor - das weiß der Kinofan spätestens seit Filmen wie „In China essen sie Hunde“ oder Dänische Delikatessen. Für das Fantasy Filmfest 2006 wurde der schwedische Titel „Baba´s Cars“ ausgewählt, der eine Mafiageschichte mit ordentlich schwarzem Humor verbindet.

    Geschrieben und verfilmt wurde diese Action-Komödie vom schwedischen TV-Schauspieler Rafael Edholm, der damit seine zweite Langfilmregie und sein erstes Drehbuch abliefert. Während die Regiearbeit ihm anscheinend locker von der Hand ging und sein Film insgesamt einen runden und flüssigen Eindruck macht, so dass der Zuschauer sich einfach auf die Reise der Figuren mitnehmen lassen kann, liegt das Problem eher im Aufbau des Drehbuchs. Denn auch wenn es Edholm gelungen ist, mit Jojo einen Protagonisten zu schaffen, mit dem man mitfiebert und dem man wünscht, dass alles wieder in Ordnung kommt, verkommt der spitze Humor von „Baba´s Cars“ zur Stereotypen-Abrechnung mit den nordischen Nachbarn und der russischen Mafia. Statt vieler Schenkelklopfer gibt es abgelatschte Klischees über die Skandinavier. Nur wenn die Action ins Spiel kommt, überzeugt Edholms Werk zunehmend.

    Wir befinden uns irgendwo in der schwedischen Pampa - natürlich im tiefsten Winter. Der gutmütige und leicht naive Jojo (Andreas Wilson) kriegt sein Leben nicht so wirklich auf die Reihe: Er lebt in einer Bruchbude und hat keinen richtigen Job. Das nervt besonders seine temperamentvolle Freundin Anso (Sara Sommerfeld), die sich für die gemeinsame Zukunft etwas mehr wünscht als ein kleines Zimmer und jeden Tag Fisch, den Jojo auch noch selbst angelt. Geld muss her. Zu dumm, dass Anso ihrem Liebsten verboten hat, bei ihrem zwielichtigen Vater Baba (Hassan Brijany) in seinem Autoladen auszuhelfen. Der zahlt für krumme Touren mit Autos gute Preise. Nach einem Streit mit Anso wendet sich Jojo doch an Baba. Zu dumm, dass der gerade einen Deal mit Elena (Laura Malmivaara) gemacht hat, die ihm das teure Auto des gewalttätigen Mafiabosses Nikolaj (Conny Ceder) mitsamt einiger unter den Sitzen versteckter Geldtaschen verkauft.

    Selbstverständlich brauchen Nikolaj und seine drei finnischen Schläger nicht besonders lange, um herauszufinden, wer ihre Geldtaschen hat. Als die Schläger bei ihm auftauchen, hat Baba den Wagen jedoch schon an einen Norweger weiterverkauft, der sich damit auf dem Weg zur Grenze befindet. Während Baba und Jojo den Wagen wiederbeschaffen wollen, kidnappt Nikolaj Anso, um eine Sicherheit zu haben. Im Mafiaversteck kommt es zum explosiven Showdown zwischen den Beteiligten.

    Was bei „Baba´s Cars“ richtig funktioniert, ist das Engagement der Hauptdarsteller. Hierzulande hat man bisher vielleicht nur von Andreas Wilson gehört, der im Drama „Evil“ die Hauptrolle des streitsüchtigen Einzelgängers spielte und damit international aufgefallen war. Auch in „Baba´s Cars“ macht der junge Schwede eine gute Figur und gibt Jojo eine Extraportion Charme zu seiner Naivität und Gutherzigkeit. Dank seines Spiels wirkt Jojo absolut plastisch. Mindestens ebenso charmant kommt Sara Sommerfeld rüber. Mit der goldblondesten Mähne seit Agneta and Annafried setzt sie zum Sturm auf die Herzen der Zuschauer an. Immerhin sorgt sie mit ihrem Dickkopf, ihrer fast schon gluckenhaften Sorge um die Zukunft ihres Liebsten und ihrer stürmischen Art dafür, dass die Handlung ordentlich in Fahrt kommt und wird zur unkonventionellsten Geisel, welche die russische Mafia jemals gehabt haben dürfte. Die Chemie zwischen den beiden Hauptdarstellern stimmt hundertprozentig, so dass man sich fast schon in einer romantschen Komödie zu finden wähnt.

    Doch die Nebenrollen sind leider nicht so vielseitig und liebenswert geformt. Hier beginnt der Fall in die billigen Klischees, die „Baba´s Cars“ einen Teil seines Tempos rauben und für ein bisschen Langeweile sorgen. Denn man trifft auf DEN windigen arabischen Einwanderer, DEN überbrutalen Russen, DEN langsamen und blöden Finnen, DEN abgedrehten Spanier und DEN nur von seinem Heimatland eingenommenen Norweger - manche Stereotypen sogar in mehreren Charakteren wiederholt. Das ist ziemlich lahm und bietet auch den Schauspielern keinen Platz für eine überzeugende Leistung, weil ihre Rollen viel zu lebensfremd sind und gegenüber Jojo und Anso verblassen. Zunehmend spielt sich der Humor dann auch auf dieser Ebene ab und verzichtet auf Tiefgang. Zum Ende hin nimmt Regisseur Edholm mit seiner Action-Komödie doch wieder etwas Fahrt auf und sorgt für ein würdiges Finale, in dem er die Stunts und das Explosionsniveau gehörig hochschraubt. Da duellieren sich die finnischen Schläger mit Jojo und seinen Automechanikern auf motorisierten Schlitten und einiges geht zu Bruch. Doch für ein richtig gelungenes Action-Finale dauert es nicht lange genug und zelebriert lediglich den Zusammenhalt unter Schweden.

    Schade, dass „Babas Cars“ an dieser Klischeelastigkeit krankt. Die Idee zu seiner Handlung ist zumindest ausbaufähig und von zwei sehr bemühten und überzeugenden Hauptdarstellern getragen. Auch wenn der Actionteil sich bis zum Ende hin entwickelt, sorgt der abgedroschene Humor dafür, dass der Film nur mittelmäßig ist.

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