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    Deathtrance - Versus 2
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    1,5
    enttäuschend
    Deathtrance - Versus 2
    Von Nicole Kühn

    Ein Endzeitfilm auf asiatisch, das könnte mal etwas Abwechslung bringen in die westlichen Zukunftsphantasien, die in der Regel die rasante Weiterentwicklung von Forschung und Technik und damit die Gier nach Macht und Kontrolle zum Anlass nehmen, vor einem Ende der Welt oder zumindest der Menschheit zu warnen. In der Tat setzt „Deathtrance – Versus 2“ auf archaische Motive und macht letztlich die unstillbare Gier des Menschen nach wunschloser Glückseligkeit zur treibenden Kraft, die das Böse erwachen lässt. Die wilde stilistische Mixtur und das unverschämte Abkupfern aus allem, was das Genre an Bekanntem zu bieten hat, ist streckenweise unterhaltsam. Meist stellt sich jedoch die Frage, ob die Komik auch gewollt ist. Über die nur mühsam durch die Handlung miteinander verbundenen nicht enden wollenden Kampfszenen tröstet sie so oder so kaum hinweg, zumal das Säbelgerassel mit Ausnahme der Ausstattung von Regisseur Yugi Shimomura herzlich phantasielos in Szene gesetzt ist.

    Japan irgendwann in einer unbestimmten Zukunft: In einer mit mittelalterlich anmutenden Elementen durchsetzen Szenerie macht sich futuristische Endzeitstimmung breit. Die Nervosität bei den verschiedenen verborgen lebenden Gruppen steigt zu Recht, denn ein rätselhafter Einzelkämpfer (Tak Sakaguchi) hat einen seit Jahrhunderten gehüteten Sarg aus einem Kloster gestohlen. Die Erfüllung aller Wünsche verspricht sich der einsame Glücksritter Grave von dieser Reliquie und schleift sie mit stoischer Entschiedenheit durch die Wälder, stets begleitet von einem stummen, abgeklärt und zuweilen aufsässig wirkenden kleinen Mädchen (Honoka Asada) – und von mehreren zum Teil unfreiwilligen Helden, die ihm den Sarg abluchsen wollen. Statt des erhofften Paradieses schlummert jedoch in der schweren Kiste etwas ganz anderes: die Göttin der Zerstörung, die das Ende der Welt einzuläuten gedenkt, sobald sich der Sargdeckel öffnet. Ein Kampf um Wohl und Wehe der Menschheit steht bevor.

    Die denkbar einfach gehaltene Story macht sich nicht einmal die Mühe, durch kluge Dialoge oder dramaturgisch durchdachte Momente den Handlungsverlauf zu kommentieren oder Figuren zu erklären. Das ist meist auch kaum nötig, weil die Hauptfigur Grave ohnehin mit jedem den Kampf probt. Da wirkt es fast schon störend, wenn seinen Gegnern oder auch Begleitern durch weitgehend kryptische Äußerungen eine vermeintliche Bedeutung untergeschoben wird, die am Ende dann doch vollkommen irrelevant ist.

    Durchaus nett anzusehen ist die Ausstattung, die mit viel Mühe die Ästhetik bekannter Endzeitfilme nachahmt. Für Amüsement sorgen neben dem fast gespenstisch wirkenden Mädchen als Begleiterin des Sarges vor allem zwei symmetrische Damen im Asia-Look, die wie siamesische Zwillinge stets zusammen gehören und doch ab und an unterschiedliche Intentionen haben. Drollig ist auch der Abgesandte des Klosters (Ben Huira) mit runenähnlicher Kriegsbemalung, der den Sarg wieder an seinen geschützten Hort bringen soll, jedoch nicht einmal das Schwert ziehen kann. Wie es sich für Menschheitsmythen gehört, an die sich „Deathtrance“ anlehnt, hat es mit diesem natürlich eine besondere Bewandtnis: nur der kann es ziehen, der zum Retter der Welt auserkoren ist. Vorerst jedoch gibt es sich keinem der Möchtergern-Heilsritter hin, und so muss mit den üblichen Mitteln gekämpft werden.

    Auch bei Martial-Arts-Filmen ist Regisseur Shimomura offensichtlich in die Schule gegangen und hat sich einiges abgeschaut. Doch wie die Requisiten, die Ausstattung und die Figuren schaffen es am Ende nur lieblos aneinander gereihte Versatzstücke sehenswerter Originale in sein Reich und vermögen es nur an wenigen Stellen, Spannung und Interesse für den Verlauf des Kampfes zu erzeugen. So ist man froh, wenn der Held endlich durch das magische Tor zum großen Finale schreitet und ein verführerisch schöner Geist der Zerstörung ihm Paroli bietet, das sich mit anderen Szenen gleicher Art in etwa messen kann.

    Der Inszenierungsstil lässt den Darstellern wenig Raum, ihre Kunst zu zeigen. Da alle Figuren lediglich Typen sind und keine eigenständigen Personen, vollzieht auch keiner von ihnen eine charakterliche Entwicklung. Dass der ein oder andere es auch besser kann, zeigen sie in größeren Nebenrollen in anspruchsvolleren Werken, wie Tak Sakaguchi als Yasha-maru im gerade angelaufenen Shinobi von Ten Shimomaya und Ben Huira in Takeshi Kitanos Zatoichi aus dem Jahr 2003.

    Schade, dass der nicht uninteressante Grundgedanke, die Sehnsucht des Menschen nach wunschloser Glückseligkeit zum Auslöser für den finalen Kampf um das Überleben der Menschheit zu machen, nicht wenigstens an der einen oder anderen Sequenz noch einmal auftaucht. Stattdessen wird das gesamte Inventar des Genres wirkungslos verschossen. Freude dürften an dieser Veröffentlichung wohl hauptsächlich Freunde belangloser Raufereien haben, die mehr Wert auf Vollständigkeit ihrer Fantasy-Sammlung legen als auf die Qualität ihrer einzelnen Bestandteile.

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