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    Killer´s Romance
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    1,5
    enttäuschend
    Killer´s Romance
    Von Björn Becher

    Neben Lone Wolf And Cub und „Lady Snowblood” gehört „Crying Freeman” zu den bekanntesten Werken des Manga-Autors Kazuo Koike. Dem westlichen Publikum dürfte dieses Werk vor allem aufgrund der gleichnamigen Verfilmung von Christophe Gans aus dem Jahr 1995 bekannt sein. Allerdings war dies nicht die erste Adaption von Koikes Werk. Neben einem Anime 1988 erschienen in Hongkong 1990 gleich zwei „Crying Freeman“-Verfilmungen: „Dragon From Russia“ sowie „Killer´s Romance“.

    Allerdings hält sich „Killer´s Romance“ dabei nicht sonderlich an Koikes Vorlage, sondern greift nur lose die Handlung auf. Die Story ist schnell erzählt: Nach dem Tod seines Vaters, ein Yakuzabosses, sinnt Yo (Simon Yam) auf Rache. Doch beim Rachemord wird er von der schönen Emu (Joey Wong) beobachtet und sogar fotografiert. Doch diese deckt ihn, denn eine zarte Romanze entsteht zwischen den beiden. Damit gerät sie in den Fokus der Mörder von Yo’s Vater. Yo hat seine Rache in den falschen Reihen verübt und muss bald erkennen, dass er benutzt wurde und hinter der Tat Männer stehen, von denen er dachte, es seien seine Freunde.

    Regisseur Phillip Ko, hauptberuflich ein mäßiger Schauspieler (wie er auch hier in einer wichtigen Nebenrolle unter Beweis stellt) mit einen paar nicht sonderlich erwähnenswerten Ausflügen ins Regiefach, zeigt von Beginn an wenig Talent bei der Inszenierung seines Films. Alles wirkt billig und lieblos runtergekurbelt. Hier mal ein bisschen blutige Action, versehen mit ein paar Zeitlupen und offensichtlich darauf abzielend, das Heroic-Bloodshed-Kino eines John Woo zu kopieren, und daneben eine kitschige Liebesgeschichte. Das Problem dabei: Beides kann kaum begeistern. Die Action ist über weite Strecken bestenfalls als nett zu bezeichnen, die Liebesgeschichte phasenweise unfreiwillig komisch.

    Fraglich bleibt, was man mit der Verlagerung des Handlungsortes nach London bezwecken wollte. Zum einen darf bezweifelt werden, ob allzu viele Szenen in London gedreht wurden, zum anderen hat die Stadt keinerlei Bedeutung für irgendeine Handlungsentwicklung. Immerhin hat das Budget für das für Platzieren von ein paar Bobbys, den so bekannten und markanten Londoner Polizisten, wohl noch ausgereicht. In einer sinnlosen Szene, die frei nach dem Motto „Seht her, wir sind wirklich in London“ in den Film gepackt wurde, stehen ein paar von ihnen, ins Leere schauend in einer Reihe. Am Anfang hat man zudem noch ein paar Bilder der bekanntesten Londoner Sehenswürdigkeiten hintereinander geschnitten. Vor dem durch Yo begangenen und von Emu beobachteten Rachemord gibt es noch ein paar in London gedrehte Szenen. Das muss an „London-Feeling“ für den Film reichen.

    Auch darstellerisch hat der Film kaum etwas zu bieten. Neben der schon angesprochenen mäßigen Performance von Regisseur Phillip Ko, dessen Versuch sich als obercooler Bösewicht zu inszenieren, fast schon lachhaft ist, findet man auch in den restlichen Nebenrollen kaum begnadete Schauspieler. In den Hauptrollen gibt es immerhin zwei bekannte Namen, von denen man eigentlich gutes Schauspiel gewohnt ist. Simon Yam scheinen hier für kurze Zeit allerdings jegliche Schauspielkünste verlassen zu haben, auf andere Weise sind seine ausdruckslose Performance und der immergleiche, dummdreiste Blick nicht zu erklären. In John Woos „Bullet In The Head“ hat er im selben Jahr schauspielerisches Talent bewiesen und auch in neueren Produktionen wie The Mission oder Breaking News kann man gute Arbeit von ihm begutachten. In Lara Croft Tomb Raider 2 - Die Wiege des Lebens gab er sogar ein kurzes Hollywoodgastspiel. Joey Wong („Ashes Of Time“, „A Chinese Ghost Story“) ist immerhin mehr als ein reiner optischer Blickfang.

    Ein Highlight gibt es dann aber doch noch: Der rund 20 Minuten lange, allerdings von ein paar ruhigen Zwischenszenen unterbrochene, sehr blutige Showdown ist zwar ebenfalls nicht frei von Mängeln und offenbart mehr als einmal das geringe Budget, besitzt aber einen gewissen Charme und einen durchaus akzeptablen Unterhaltungswert. Etwas Überdramatik ist zwar auch dabei und Simon Yam versagt mimisch noch einmal in Großaufnahme, nichtsdestotrotz werden Fans harter Action beim Einsatz von großkalibrigen Waffen und Samuraischwertern wenigstens hier voll auf ihre Kosten kommen. Das Niveau des legendären Finales aus „A Better Tomorrow 2“, welches hier offensichtlich Pate stand, wird aber nicht erreicht. Trotzdem wenigstens ein versöhnlicher und unterhaltsamer Abschluss eines sonst filmischen Desasters.

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