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    The Ring Thing
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    1,5
    enttäuschend
    The Ring Thing
    Von René Malgo

    Eine „Herr der Ringe“-Parodie aus der Schweiz? Kann das gut gehen? Ja, kann es. Ist es tatsächlich gut gegangen? Nicht wirklich. Marc Schipperts „The Ring Thing“ wirkt kaum so lustig, wie er zu sein vorgibt und nicht mal halb so hintergründig, wie er hätte sein können.

    Während einer Dienstreise möchte der tollpatschige Bankangestellte Fredi (Edward Piccin) seiner Kollegin Heidi (Julia Nakamoura) einen Heiratsantrag machen. Doch auf der Bordtoilette fliegt ihm der Ring ins Klo, er hechtet hinterher und mitsamt dem Becken stürzt er durch den Boden in die Tiefe. Fredi landet in einer ihm fremden Gegend. Dort nimmt ihm ein großer Kerl mit Helm seinen Ring ab und schlägt Fredi bewusstlos. Als er wieder aufwacht, findet der Bankangestellte sich in einer kleinen Hütte wieder, wo schon ein gewisser Almgandhi (Leo Roos) neben seinem Bett sitzt. Almgandhi sieht in sich einen großen Zauberer, in Fredi den Friedo, der den Ring des Bösen finden und zerstören soll und eben in seinem Verlobungsring das Objekt der Gefahr. Doch der Ring befindet sich nun im Gewahrsam von Lord Sauraus (Jörg Reichlin), der die Welt mit Fondue überziehen will. Zusammen mit dem nervigen Pupsi (Armin Arnold) machen sie sich auf die Suche nach dem Ring. Unterwegs lernen sie den leichtlebigen Helden Rackaroll (Sebastian Arenas), die Elfenprinzessin Grmpfli (Gwendolyn Rich) und den schizophrenen Schleimi (Ralph Vogt) kennen. Gemeinsam erleben sie so manches bizarres Abenteuer.

    Was am Ende bleibt, ist das unangenehme Gefühl, dass viel zu viel an Potenzial verschenkt wurde. Anfangs scheint „The Ring Thing“ noch alles richtig zu machen. Auf Grund bescheidener finanzieller Mittel fährt der Film gleich zu Beginn konsequent den gewollten Trash-Kurs (Pappwolken z. B.), ohne es zu übertreiben und schafft es, innerhalb seiner bescheidenen Möglichkeiten doch einen verhältnismäßig edlen Look beizubehalten. Leider aber wollen die Gags im gut zusammengestellten Setting nicht so recht zünden. Im fliegenden Wechsel offeriert „The Ring Thing“ gelungene Spitzen und ausgelutschte Dämlichkeiten. Gute und schlechte Witze halten sich die Waage – bis zur Einführung von Pupsi. Dieser Charakter dürfte Sam aus „Herr der Ringe“ nachempfunden sein, funktioniert aber keineswegs als Karikatur auf selbige Figur. Der vollkommen überflüssige Pupsi nervt so sehr, dass sich der Betrachter in seinem Zusammenhang schnell nach Folter und Mord zu sehnen beginnt. Leider füllt er aber ab seinem ersten Auftritt ziemlich viele Szenen aus und die Wartezeiten von einem gelungenen Scherz zum nächsten werden immer länger.

    Mit den weiteren Charakteren ist das so eine Sache. Edward Piccin ist als Fredi, den alle für Friedo halten, noch ganz ordentlich und sympathisch. Gerade wenn er in bester Frodo-Manier Augen und Mund aufreißt, dürfte so mancher schmunzeln, der sich im Laufe der „Herr der Ringe“-Trilogie an Elijah Woods variationsarmer Miene gestört hat. Piccin überzeugt zwar nicht immer, jedoch gehen die besten Einlagen meist auf sein Konto. Nicht schlecht erscheint Sebastian Arenas als Aragorn-Verschnitt Rackaroll. Doch drehbuchbedingt kommt sein Part nicht häufig genug zur Geltung. Da hätte mehr daraus gemacht werden können, scheint doch das meiste komische Potenzial in seiner Rolle zu schlummern. Leo Roos alias Almgandhi erweist sich dagegen als Enttäuschung. Zu Beginn gefällt er noch als gelungene Gandalf-Nachahmung, der mit bestem Schweizer Dialekt die geflügelten Aussagen des Zaubers etwas entfremdet von sich gibt. Sobald Almgandhi sich aber als tuntiger Transvestit entpuppt, geht es mit der Witzigkeit seiner Figur den Bach runter und er wirkt nur noch peinlich. Gwendolyn Rich in der Rolle der schlecht reimenden, auf Fredi scharfen Elbenprinzessin Grmpfli, gefällt nur bedingt, da es dem Zuschauer nicht leicht fällt, ihrer Figur Sympathie zu schenken. Sie geht mit der Zeit nicht nur Fredi auf den Keks, sondern beginnt auch am Nervenkostüm des Betrachters zu zerren. Die weiteren Charaktere sind kaum der Rede wert; bestenfalls nicht witzig (Ralph Vogt als mit zwei Dialekten sprechender Gollum-Verschnitt Schleimi, Jörg Reichlin als der böse Lord Sauraus) und schlimmstenfalls unsympathisch (Armin Arnold als Pupsi und Julia Nakamoura als Heidi).

    Der beste Teil des Humors erschließt sich aus der Verbindung von diversen Schweizerischen Dialekten und parodierten Szenen der „Herr der Ringe“-Trilogie. Die Verwendung urschweizerischer Ausdrücke und Redewendungen im Angesicht „Ring“-ähnlicher Situationen sorgt für Heiterkeit. Allerdings auch nur bei jenen, die diese Dialekte verstehen. Ob also „The Ring Thing“ bei einem norddeutschen Publikum auch wirklich Sinn macht, sei dahingestellt. Selbst wenn der deutsche Verleih versuchen würde, die Mundart beispielsweise in schriftdeutsche Untertitel zu übersetzen, das Selbe ist es bei weitem nicht und der Humor wird auf jeden Fall verfremdet werden. Eine weitere Stärke des Films liegt in den schweizeigenen Locations. Die ansehnliche, nationale Landschaft kann für ansprechende Motive herhalten und wurde von Kameramann Peter Steuger bestens eingefangen. Ein bisschen deplaziert wirken darin die billigen Kulissen, welche anfangs noch den trashigen Unterhaltungswert ankurbeln, mit zunehmender Dauer ihre Wirkung aber verlieren. Als Regisseur versteht Marc Schippert wohl sein Handwerk, stößt in den an Umfang eigentlich bescheidenen Actionszenen aber an seine Grenzen. Da schafft es der Film weder Tempo noch Übersichtlichkeit beizubehalten.

    Was bleibt als Gesamteindruck hängen? Ein ziemlich ambivalentes Bild. Aufgrund liebevoller, teils selbstironischer Ansätze überzeugt die Parodie gelegentlich, aber wegen zu vieler nerviger Elemente und zu vieler Witze aus der untersten Schublade fällt ein Wohlwollen dem Film gegenüber äußerst schwer. „The Ring Thing“ ist eben nicht diese intelligente, freche Satire, die der Film gerne hätte sein wollen. Da fehlt doch ein zu großes Stück an hintergründigem Humor und es stehen zu wenige gelungene Zwerchfellattacken auf der Habenseite. Da das Publikum es mit echtem Schweizer Humor zu tun haben wird, dürfte der Film hierzulande noch schlechter als in seiner Heimat ankommen. Fonduescherze, Ansätze guter „Herr der Ringe“-Parodie und der witzige Einsatz des Schweizerischen Dialektes reichen nicht für eine gute Komödie aus. Wer Schweizer oder ihren Humor mag, darf einen Blick auf eigene Verantwortung riskieren. Alle anderen sollten aber besser einen Bogen um den Film machen.

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