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    Groupies bleiben nicht zum Frühstück
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    4,0
    stark
    Groupies bleiben nicht zum Frühstück
    Von Christoph Petersen

    Nun hat es die fiktive Filmband Berlin Mitte aus Marc Rothemunds („Sophie Scholl - Die letzten Tage") romantischer Komödie „Groupies bleiben nicht zum Frühstück" auch im wahren Leben zu einigem Ruhm gebracht. Sogar zu einem Auftritt bei „The Dome 55" vor stolzen 10.000 Zuschauern hat es gereicht. Es gibt inzwischen Teenies, die Berlin-Mitte-Sänger Chriz total schnuckelig finden, aber von Kostja Ullmann (der Chriz spielt) trotzdem noch nie etwas gehört haben. All das ist ein Paradebeispiel für eine gelungene Cross-Over-Kampagne in Zeiten von Facebook, YouTube & Co. Trotzdem bleibt zu hoffen, dass all der Hype um Berlin Mitte den Film selbst nicht allzu sehr in den Hintergrund drängen wird. Denn auch wenn der neue Titel (der erste Titel „Alles für Lila" hatte sich nach dem Kinostart von „Lila, Lila" wegen Verwechslungsgefahr erledigt) und der „Notting Hill"-für-Tokio-Hotel-Fans-Inhalt anderes vermuten lassen, ist „Groupies bleiben nicht zum Frühstück" richtig gutes Kino, das die meisten modernen Hollywood-Komödien mit links in die Tasche steckt.

    Beim Stehlen einer seltenen fleischfressenden Pflanze aus dem Zoologischen Garten stolpert Lila (Anna Fischer) über Chriz (Kostja Ullmann) und verliebt sich Hals über Kopf in ihn. Was die gerade erst nach einem Jahr in den USA nach Berlin zurückgekehrte Schülerin nicht weiß: Chriz ist Sänger der megaerfolgreich Band Berlin Mitte, die inzwischen vor allem bei ihren weiblichen Fans immer wieder wahre Massenhysterien auslöst. Für das erste Date wählt Chris deshalb auch eine Dampferfahrt auf der Spree, weil die Rentner auf dem Schiff wohl neben Lila die einzigen sind, die ihn nicht sofort erkennen. Doch lange kann ein solches Versteckspiel natürlich nicht gutgehen und so kommt es, wie es kommen muss: Die Sache fliegt auf und die Beziehung von Lila und Chriz wird auf eine harte Probe gestellt...

    Als Filmstarts im vergangenen Jahr das Set von „Groupies bleiben nicht zum Frühstück" besuchte, wurde an jenem Tag gerade eine Szene gedreht, in der lauter Teenager-Mädels vor dem MTV-Studio zu kreischen beginnen, als Berlin Mitte aus ihrer Limousine steigt. Etliche Male wurde die Szene wiederholt, bis nicht nur den Schauspielern, sondern auch den anwesenden Journalisten der Schädel ordentlich brummte. Als dann die Pressevorführung des Films anstand, betrat man den Saal mit durchaus gemischten Gefühlen. Würde der ganze Film genauso ohrenbetäubend wie der Tag am Set? Erfreulicherweise ist er jedoch das genaue Gegenteil. „Groupies bleiben nicht zum Frühstück" ist eine bis in die letzte Szene grundsympathische Komödie, die den Zuschauern mit vielen kleinen Einfällen (von einer sehr komischen Parodie auf Mobilfunk-Werbung bis zu einem türkischen Bodyguard mit dem passenden Namen Horst), ihrer kecken (aber nicht unverschämten) Art und jeder Menge Berliner Lokalkolorit („Touris!") für sich einnimmt.

    Die Chemie zwischen den Hauptdarstellern stimmt ab der ersten Begegnung im Blumenbeet. Anna Fischer („Fleisch ist mein Gemüse") lässt ihrer Berliner Schnauze jederzeit freien Lauf, auch wenn sie in dieser Hinsicht von Nina Gummich, die Lilas aufgeweckte beste Freundin Nike verkörpert, sogar noch übertroffen wird. Kostja Ullmann („Die wilden Hühner und das Leben") gibt den Rockstar hingegen so frei von Allüren, dass es selbst denen leichtfällt, ihn zu mögen, die mit Teenie-Bands ansonsten gar nichts anfangen können. Hat man sich zuletzt bei Komödien wie „Die nackte Wahrheit" oder „Kiss & Kill" andauernd gefragt, warum diese Menschen auf der Leinwand überhaupt etwas miteinander anfangen wollen, wo doch so offensichtlich zwischen ihnen keine Funken sprühen, ist „Groupies bleiben nicht zum Frühstück" endlich mal wieder ein Film, bei dem man dem Leinwandpaar nur allzu gerne die Daumen drückt.

    Fazit: Okay, das Marketing inklusive dem „The Dome"-Auftritt richtet sich voll an die Zielgruppe „Tokio Hotel"-Fans & Co. Aber davon sollte sich der gemeine Kinofreund bitte nicht abhalten lassen. Schließlich ist Regisseur Marc Rothemund und seinen durch die Bank extrem sympathischen Darstellern eine romantische Komödie geglückt, die in dieser Qualität nicht nur in Deutschland Ihresgleichen sucht.

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