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    Tod im kalten Morgenlicht
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    1,5
    enttäuschend
    Tod im kalten Morgenlicht
    Von Ulf Lepelmeier

    Nach dem Kriminalfilmklassiker Es geschah am helllichten Tag von 1958 und der Verfilmung der Geschichte durch Alberto Negrin für den italienischen Fernsehsender RAI im Jahre 1979 wagte sich auch der Niederländer Rudolf van der Berg an den von Friedrich Dürrenmatt erdachten Stoff, der sich mit Gewaltverbrechen an Kindern beschäftigt. Er richtete sich dabei vornehmlich nach dem Urdrehbuch, betonte aber im Gegensatz zur Umsetzung von 1958 die zunehmende Verschlechterung des geistigen Zustandes des Protagonisten stärker, welcher wiederum in Dürrematts Roman „Das Versprechen“ einen höheren Stellenwert einnimmt. Die größten Veränderungen zu allen vorherigen Darstellungen der Geschichte sind die Verlagerung des Schauplatzes nach Ost-Europa und der Einzug von Thrillerelementen.

    Irgendwo in der ehemaligen Sowjetunion kurz nach dem Zusammenbruch des Ostblocks wird im Wald die Leiche eines kleinen Mädchens gefunden. Es ist bereits der dritte ähnlich gelagerte Fall - wieder ist das Kind blond und wieder wurde ihm die Kehle - scheinbar ohne Gegenwehr - durchtrennt. Polizeichef Pavel Nowak (James Laurenson), der eine Karriere in der Politik anstrebt und dem nur noch wenige Tage auf seinem Posten bleiben, liegt daran seine Polizeilaufbahn mit dem erfolgreichen Abschließen des Falles zu beenden. Da kommt ihm der kiffende Hippy Alexi (Thom Hoffman), der schon eine Vorstrafe wegen Unzucht mit Minderjährigen vorzuweisen hat, als potenzieller Täter gerade Recht. Dem Druck der Verhöre hält dieser nicht lange Stand, so dass er schließlich die Tat gesteht und der Fall unter der Führung des scheidenden Polizeichefs als erfolgreich abgeschlossen gilt.

    Der junge Polizist Viktor Marek (Richard E. Grant) gibt sich mit der seinem Chef allzu gelegen kommenden Aufklärung der Verbrechen nicht zufrieden und nimmt die Aufspürung des Mörders selbst in die Hand. Der mit ihm befreundete Psychologe Stephen Nuslauer (Heathcote Williams) steht ihm dabei helfend zur Seite und erstellt ihm ein Täter- und Opferprofil des Kindermörders. Als Marek die kleine Anna (Perdita Weeks) kennerlernt, die perfekt in das ausgearbeitete Opferprofil zu passen scheint, reift in ihm der gefährliche Plan, sie als Lockvogel einzusetzen um so den wahren Mörder der drei unschuldigen Mädchen aufzufinden.

    Sehr düster kommt der Film daher, bei dem Regisseur Rudolf van der Berg vor allem durch die Illustration der Albträume und Visionen Mareks versucht Spannung zu erzeugen, was ihm teilweise auch zu gelingen vermag. Allerdings wirken die teils blutigen Gedankengebilde etwas effekthascherisch. Völlig unsinnig erscheint zudem der Einbau einer Verfolgungsjagd am Ende, die bei dieser Geschichte völlig fehl am Platz ist.

    Lynsey Baxter („Can't Stop Breathing“) gibt als von Viktor Marek hinters Licht geführte Mutter eine passable Figur ab und auch James Laurenson („The Man Inside“) als Polizeichef und Politiker in spe macht einen ordentlichen Job.

    Dreh- und Angelpunkt des Films ist aber der Charakter des Viktor Marek und dieser wird auf lustloseste Weise von Richard E. Grant (Gosford Park, „Bram Stoker’s Dracula“) verkörpert, der weder den nahenden Wahnsinn, noch die Entschlossenheit zur Fallauflösung, die diese Figur ausmachen sollte, adäquat rüberbringt. Sein Gesicht bleibt von Beginn an ausdruckslos und er agiert ohne Elan. So ist „Tod im kalten Morgenlicht“ ein um Nervenkitzel redlich bemühter Thriller, der vor allem durch die schlechte Leistung des Hauptdarstellers nicht mehr als ein lauer Aufguss des Dürremattklassikers geworden ist.

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