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    Zorn der Titanen - Kampf der Titanen 2
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,0
    lau
    Zorn der Titanen - Kampf der Titanen 2
    Von Björn Becher

    Als 2010 „Kampf der Titanen" in die Kinos kam, waren die Reaktionen zu weiten Teilen verheerend. Sowohl Kritiker als auch Zuschauer bemängelten dabei vor allem die matschigen und unscharfen 3D-Bilder. Nach dem Riesenerfolg von James Camerons „Avatar" entschied sich Warner nämlich, den eigentlich in 2D entstandenen „Kampf der Titanen" auf die Schnelle in die dritte Dimension zu konvertieren. Leidtragender dieser Entscheidung war Regisseur Louis Leterrier („Der unglaubliche Hulk", „The Transporter"), der einen spaßigen und temporeichen Fantasyfilm gedreht hatte, dessen distanzlose Kampfsequenzen aber nicht für einen wirkungsvollen 3D-Einsatz komponiert waren. So musste Leterrier zur Fortsetzung gehen und für Jonathan Liebesman („World Invasion: Battle Los Angeles") Platz machen. Der drehte „Zorn der Titanen" direkt in 3D und nutzt die zusätzliche Dimension für einige eindrucksvolle Kamerafahrten. Allerdings bleibt bei seinem Sagen-Epos der Charme des Vorgängers mit seinem trashigen Design und seinen comichaft-überzeichneten Figuren weitgehend auf der Strecke, so dass „Zorn der Titanen" nur halb so spaßig und kurzweilig ist wie „Kampf der Titanen".

    Nachdem er den Kraken besiegt und den Krieg zwischen Menschen und Göttern abwenden konnte, zog sich Perseus (Sam Worthington) als Fischer in ein kleines Dorf zurück, wo der Witwer mit seinem Sohn Helius (John Bell) lebt. Das Schwert will der Halbgott nie mehr zücken müssen, weswegen er auch das Hilfegesuch seines Vaters Zeus (Liam Neeson) abweist. Der Gott ist besorgt, denn die Menschen beten nicht mehr und seine Kräfte schwinden. Mit Poseidon (Danny Huston) steigt er deshalb in die Unterwelt hinab, wo ihr verstoßener Bruder Hades (Ralph Fiennes) regiert und das Gefängnis ihres mächtigen Vaters, des Titanen und Welterschaffers Kronos, bewacht. Doch Hades hat Zeus gemeinsam mit Kriegsgott Ares (Edgar Ramírez) eine Falle gestellt: Sie nehmen ihn gefangen und nutzen seine Kräfte, um den wandelnden Vulkan Kronos zu befreien. Nun droht die Zerstörung der ganzen Welt. So muss Perseus sich doch noch einmal auf den Rücken seines fliegenden Pferdes Pegasus schwingen und gemeinsam mit dem rebellischen Halbgott Agenor (Toby Kebbell) und der schönen Kriegerkönigin Andromeda (Rosamund Pike) allerhand Dämonen und anderen Monstern entgegentreten, um seinen Vater Zeus zu befreien und Kronos zu stoppen...

    Man muss Regisseur Jonathan Liebesman zugutehalten, dass er den Vorteil, den er gegenüber seinem Vorgänger Louis Leterrier hat, nutzt. Dank des Drehs mit 3D-Kameras verfügt „Zorn der Titanen" über einige eindrucksvolle Schauwerte. Eine rasante Kamerafahrt von der Erdoberfläche bis tief hinab in die Unterwelt ist genauso imposant wie die Großansicht des Labyrinths des Daedalus, dem sich ständig neu zusammensetzenden Eingang zum Reich des Hades. Auch das Monster-Design profitiert von den neuen Möglichkeiten. Vor allem die Chimären, dreiköpfige Dämonen, die nach der Gefangennahme des Zeus auf der Erde einfallen, sehen eindrucksvoll aus. Ein Schlangenkopf, der sich am Ende ihres Schwanzes befindet, ist wie gemacht für wilde Attacken in Richtung Publikum, was Liebesmann natürlich weiß. Auch das in „Kampf der Titanen" noch recht sparsam eingesetzte Flugpferd Pegasus darf Perseus nun ausführlich durch die Lüfte tragen. Besonders eindrucksvoll ist auch der Angriff der Armee von Kronos, die aus den Kampfdämonen Makhai besteht. Die riesigen Wesen mit zwei Rümpfen metzeln sich rasant durch die menschlichen Soldaten. Dies ist allerdings eine der wenigen Actionsequenzen, die nachdrücklich in Erinnerung bleibt, die anderen Kämpfe sind überwiegend extrem schnell geschnitten und dabei sehr unübersichtlich geraten.

    Leterrier platzierte die Götter fast ausschließlich in einem unglaublich kitschig gestalteten Olymp, wo Liam Neeson („96 Hours") und Ralph Fiennes („Schindlers Liste") sich ein gnadenloses Overacting-Duell liefern konnten und so erheblichen Anteil am Charme von „Kampf der Titanen" hatten, Liebesman versucht es nun eine Spur epischer. Der Olymp spielt keine Rolle mehr, stattdessen treffen Neeson und Fiennes jetzt in der düsteren, aus Geröll und Lava bestehenden Unterwelt aufeinander und auch der Ton ist deutlich ernster. Allerdings haben sie nicht viel zu sagen, so dass die dauernden Zwischenschnitte zu den Götterbrüdern mit dem angeketteten Zeus und dem zweifelnden Hades schnell redundant werden, zumal „Carlos" Édgar Ramirez als eifersüchtiger und zorniger Kriegsgott Ares und Dritter im Bunde eine überflüssige Randfigur bleibt. Das dramatische Potenzial der Figurenkonstellation wird mit schwachen Dialogen und hanebüchen auserzählten Konflikten verschenkt.

    Die Autoren David Leslie Johnson („The Walking Dead") und Dan Mazeau lassen Perseus wie im ersten Teil von einem Punkt zum anderen ziehen, wo jeweils Monster zum Verprügeln und der Schlüssel zum nächsten Reiseziel auf ihn warten. Wie beim Vorgänger wird er dabei von einigen Kriegern begleitet, die nach und nach das Zeitliche segnen. Bekamen diese Figuren in „Kampf der Titanen" wenigstens noch etwas Profil, sind sie dieses Mal fast alle reines Kanonenfutter, das teilweise sogar namenlos bleibt. Als Nachfolgerin für die inzwischen verstorbene Halbgöttin Io (Gemma Arterton) darf die im ersten Teil etwas stiefmütterlich behandelte Andromeda (Rosamund Pike ersetzt Alexa Davalos) nun das Love-Interest von Perseus mimen. Die Figur ist aber nur halb so interessant, da ihr das Mysteriöse der Vorgängerin fehlt.

    Toby Kebbell („Rock N Rolla", „Gefährten") als rebellischer und zu Beginn nichtsnutziger Sohn des Poseidon wird schon mal als potentieller Hauptdarsteller für „Kampf der Titanen 3" in Stellung gebracht und kann wenigstens einige flotte Sprüche für sich verbuchen. Einen kurzen Auftritt als Götterschmied Hephaestus hat Bill Nighy („Tatsächlich... Liebe"), der wilde Zwiegespräche mit dem Fans von Desmond Davis‘ „Kampf der Titanen"-Version aus dem Jahr 1981 bestens vertrauten Eulen-Roboter Bubo führt, und es damit noch als einziger schafft, ironische Untertöne in das Göttergekloppe zu bringen. Sam Worthingtons („Terminator: Die Erlösung") Perseus wiederum ist dieses Mal jeglicher interessanter inneren Konflikte beraubt und so nur noch ein geradliniger 08/15-Weltenretter.

    Fazit: Jonathan Liebesmanns „Zorn der Titanen" bietet zwar mehr Schauwerte und besseres 3D als der Vorgänger „Kampf der Titanen", aber das war es auch. Obwohl das Sequel sogar knappe sieben Minuten kürzer als der Vorgänger ist, ist es nie so kurzweilig. Zwischen allen Versuchen epische 3D-Schlachten auf die Leinwand zu bringen, wird vergessen, den Figuren ein Profil zu verleihen. Wieder einmal zeigt sich, dass gute Effekte und einige gelungene Action-Szenen alleine noch keinen guten Film ergeben.

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