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    Chandani und ihr Elefant
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,0
    solide
    Chandani und ihr Elefant
    Von Christian Horn

    Der Dokumentarfilm „Chandani und ihr Elefant" von Regisseur Arne Birkenstock („12 Tangos – Adios Buenos Aires") peilt in erster Linie ein Kinderpublikum an. Deswegen ist er – für eine Dokumentation sehr ungewöhnlich – in weiten Teilen deutschsprachig synchronisiert (leider in einer ziemlich misslungenen Art) und wirkt so zunächst wie ein Spielfilm. Weil Birkenstock darüber hinaus viele dokumentarische Momente mittels Musik und Montage fiktionalisiert, ist „Chandani und ihr Elefant" letztlich vor allem Dokutainment und nur nebenbei ein „echter" Dokumentarfilm. Nichtsdestotrotz liefert der Film einen weit gefächerten Einblick in das Miteinander zwischen Elefanten und Menschen auf Sri Lanka.

    Die 16-jährige Chandani, die Birkenstock über einen Zeitraum von zweieinhalb Jahren begleitet hat, lebt mit ihrer Familie auf Sri Lanka. Ihr Vater ist ein angesehener Elefantenführer, ein Mahout, und genau diesen Beruf möchte auch Chandani ausüben. Doch Mahout ist ein reiner Männerberuf und noch nie wurde ein Mädchen zur Elefantenführerin ausgebildet. Da Chandanis Vater keinen Sohn gezeugt hat und die Beharrlichkeit seiner Tochter ihn beeindruckt, gibt er ihr eine Chance: Chandani soll ihr Geschick im Umgang mit den Dickhäutern beweisen, indem sie die Verantwortung für einen jungen Elefanten übernimmt, den der Vater im Vorgarten des Familienhauses abstellt.

    Die Geschichte Chandanis nutzt Arne Birkenstock, um die ganze Vielfalt des Miteinanders zwischen Elefanten und Menschen auf dem Inselstaat zu verdeutlichen: So zeigt er ihre Funktion als Nutz- und Arbeitstiere, verweist auf lokale Traditionen, in denen Elefanten und ihre Führer eine wichtige Rolle spielen, und thematisiert die Arbeit von Tierschützern im Nationalpark. Daneben hat „Chandani und ihr Elefant" auch ein emanzipatorisches Anliegen und weist immer wieder auf die Probleme hin, die auf Chandani zukommen, weil sie die erste weibliche Mahout werden will. Da sich Birkenstock in erster Linie an Kinder und Jugendliche richtet, sind die Informationen nicht wirklich komplex und lassen kaum größere Zusammenhänge erkennen. Zudem stehen die schlichten Bilder von Kameramann Marcus Winterbauer fast nie für sich selbst, sondern werden meist von Chandani erklärt, die auch als Off-Erzählerin fungiert.

    Zwischendurch gibt es immer wieder heitere und auflockernde Szenen. So zeigt Regisseur Birkenstock den drolligen Elefanten Chandanis beim Verwüsten des Gartens oder beim Spielen mit einem Fußball, wozu er launige Musik unterlegt. Besonders anhand der Szene mit dem Fußball lässt sich eine wesentliche Strategie des Films erklären: Unzählige Schnitte lassen den Eindruck entstehen, der Elefant könne tatsächlich mit dem Ball umgehen, obwohl er in Wirklichkeit aufs Geratewohl mit dem Spielzeug hantiert. In dieser Weise – vor allem durch die Montage – trimmt Birkenstock die dokumentarischen Aufnahmen an vielen Stellen in eine fiktionale Erzählung und bedient so die kindliche Schaulust, ohne dabei sein klares Anliegen aus den Augen zu verlieren: In erster Linie möchte Birkenstock das junge Publikum für Themen wie Umweltbewusstsein und Tierschutz sensibilisieren – ein Anliegen, das in didaktischer Konsequenz endet, als Chandani ihren Elefanten in die Freiheit entlassen muss. Insgesamt ist „Chandani und ihr Elefant" eine ambitionierte und dem Zielpublikum gerecht werdende Kinderdoku, deren Kinoqualitäten jedoch überschaubar ausgefallen sind.

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