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    Drift - Besiege die Welle
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,0
    lau
    Drift - Besiege die Welle
    Von Lars-Christian Daniels

    Der in Großbritannien geborene Australier Sam Worthington hatte in den vergangenen Jahren gleich in mehreren üppig budgetierten Hollywood-Blockbuster die Hauptrolle inne: Er war in James Camerons wegweisendem 3D-Kassenknüller „Avatar“, dem Actionspektakel „Kampf der Titanen“ und der Fortsetzung „Zorn der Titanen – Kampf der Titanen 2“ sowie in  „Terminator: Die Erlösung“ an der Seite von Christian Bale zu sehen. Allen Filmen gemein ist, dass Worthingtons Fähigkeiten als Schauspieler dabei meist hinter krachender Action und bombastischen Schauwerten zurückstanden. Auch im deutlich schmaler budgetierten Surferdrama „Drift – Besiege die Welle“ erhält er kaum Gelegenheit, sich in den Vordergrund zu spielen: „Drift“, bei dem die Newcomer Ben Nott und Morgan O'Neill gemeinsam Regie führten, ist vor allem ein Spektakel fürs Auge im Fahrwasser von Genregrößen wie „Gefährliche Brandung“. Beeindruckende Aufnahmen von australischen Traumstränden und einige toll fotografierten Surfeinlagen trösten dabei aber nicht über die flache Spannungskurve und das vorhersehbare Geschehen hinweg.

    Australien in den 70er Jahren: Andy Kelly (Myles Pollard) träumt davon, sein eigenes Surferlabel zu gründen, das den Lifestyle der Wellenreiter an der Westküste widerspiegelt: hohe Wellen, schnittige Surfbretter und coole Klamotten. Seine Begeisterung für die Idee steckt auch seine Familie an: Gemeinsam mit seinem nicht minder surfbegeisterten Bruder Jimmy (Xavier Samuel) und seiner Mutter Kat (Robyn Malcolm) bastelt er in der eigenen Garage stylishe Outfits und Boards. Auch der verrufene Surffotograf und -filmemacher JB (Sam Worthington) und dessen hawaiianische Freundin Lani (Lesley-Ann Brandt) werden auf das Projekt aufmerksam und schließen sich Andy an. Nach den ersten Erfolgen des jungen Labels, an dem sich auch Andys Freund Gus (Aaron Glenane) beteiligt, steht allerdings Ärger ins Haus: Dem lokalen Drogenboss Miller (Steve Bastoni) ist der Aufschwung ein Dorn im Auge. Dass Gus heimlich Heroin in den Surfbrettern schmuggelt und nach einer verpatzten Aktion bei Miller in der Kreide steht, macht die Sache nicht einfacher…

    „Gefährliche Brandung“ trifft auf „Blow“ wird auf dem deutschen DVD-Cover von „Drift“ selbstbewusst versprochen – und rein inhaltlich ist das durchaus zutreffend. In Sachen Unterhaltungswert aber reicht der auf einer wahren Begebenheit basierende Film weder an Ted Demmes starbesetztes Drogendrama noch an Kathryn Bigelows Actionthriller mit Keanu Reeves und der 2009 verstorbenen „Dirty Dancing“-Ikone Patrick Swayze heran. Wenngleich „Avatar“-Star Sam Worthington, der trotz seiner zentralen Positionierung auf dem Filmplakat in „Drift“ wohlgemerkt nur in einer Nebenrolle zu sehen ist, diesmal eine lockige Swayze-Gedächtnisfrisur schmückt, spielt „Gefährliche Brandung“ qualitativ eine ganze Liga höher. Während Bigelow ihre spannende Banküberfallgeschichte gekonnt mit den Surfsequenzen aufpeppte und in einem fesselnden Mann-gegen-Mann-Duell gipfeln ließ, erweist sich die Mischung aus Drogenthriller und Surfabenteuer in „Drift“ als weit weniger stimmig.

    Exemplarisch dafür steht das dramaturgisch an klassische Sportfilme erinnernde große Finale auf den Wellen, das nur müde mit der Rahmenhandlung um das Surferlabel und den Drogenschmuggel verknüpft ist: Das in Aussicht stehende Preisgeld ist hier plötzlich die Lösung aller Probleme, die sich im Laufe der mit knapp zwei Stunden großzügig bemessenen Laufzeit immer höher auftürmen, aber selten echte Spannung generieren. Hätten Morgan O'Neill und Tim Duffy den Heroinschmuggel in ihrem Drehbuch einfach ausgespart, um mehr Zeit in die Figurenzeichnung zu investieren und sich stärker auf den Kampf um die Surferkrone zu konzentrieren, wäre aus „Drift“ ein zwar einfacher gestricktes, dafür aber wohl deutlich mitreißenderes Strandabenteuer geworden. So sind die hübsch fotografierten und mit einem flotten Soundtrack unterfütterten Szenen in den türkisblauen Wellen zwar die Stärke des Films, aber abseits der australischen Strände werden nur die Standardmotive klassischer Drogenthriller abgearbeitet.

    Fazit: Tolle Strände und hohe Wellen, aber keine fesselnde Geschichte – Ben Nott und Morgan O'Neill inszenieren mit „Drift“ ein nett anzusehendes Surfspektakel, gewinnen der Rahmenhandlung um die Gründung eines Modelabels und dem damit verknüpften Drogenschmuggel aber keine Spannung ab.

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