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    The Warrior's Way
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,0
    lau
    The Warrior's Way
    Von Jan Görner

    Wie hätte es wohl ausgesehen, hätten der chinesische Filmemacher Tsui Hark und Western-Maestro Sergio Leone gemeinsam einen Film inszeniert? Mit dem Western-Wuxia-Hybrid „The Warrior's Way" versucht sich der südkoreanische Debüt-Regisseur Sngmoo Lee an einer Antwort. Sein Film ist eine Ode an zwei Kinowelten und eine Feier des Heroischen. Sehen wollte das jedoch niemand - an den US-Kinokassen ist „The Warrior's Way" heillos untergegangen, in Deutschland steht dementsprechend bloß eine DVD-Auswertung an. Und das reicht locker! Ein fürchterlich artifizieller Plastik-Look, nervige Nebenfiguren und eine zu schematische Handlung lassen Lees ambitionierten Erstling unter dem Mittelmaß versumpfen.

    Seit Jahrhunderten bekriegen sich zwei verfeindete Clans im vorindustriellen Ostasien. Mit im Getümmel: der legendäre Schwertkämpfer Yang (Dong-gun Jang) vom Orden der traurigen Flöten. Nachdem er eigenhändig fast die gesamte Gegenseite ausgelöscht hat, bleibt nur ein einziger Überlebender: ein Baby, Nachkomme des feindlichen Krieger-Fürsten. Yang nimmt sich des kleinen Prinzen an und flieht in das Wüstendorf Lode am anderen Ende der Welt. Bevölkert von den Artisten eines gestrandeten Wanderzirkus, scheint das gottverlassene Nest das perfekte Versteck zu bieten. Misstrauisch beäugt vom örtlichen Trunkenbold (Geoffrey Rush) beginnt Yang, sich mit Hilfe der tollpatschigen Messerwerferin Lynne (Kate Bosworth) eine bürgerliche Existenz aufzubauen. Ungemach droht jedoch nicht bloß von einem tyrannischen Colonel (Danny Huston), sondern auch von Yangs alten Weggefährten, die nach Rache am vermeintlichen Verräter sinnen...

    Das fernöstliche Schwertkampf-Epos und der Western sind zwei Filmgenres, die sich wechselseitig und quer über den Globus stark beeinflusst haben. Beide leben von ihren Archetypen – und diese sind oft bemerkenswert ähnlich, trotz enormer kultureller und historischer Diskrepanz. Verwunderlich, wie wenige Versuche es bisher gab, beide Genres miteinander zu vermengen. Mit „Shang-High Noon" kommt ein eher schwaches Beispiel der vergangenen Jahre in den Sinn. „Rush Hour" und „Bulletproof Monk" versuchten zuvor, aus dem Clash der Kulturen zumindest den einen oder anderen Lacher rauszukitzeln. Mit „The Warrior's Way" hingegen bewegt sich Sngmoo Lee in einer Grauzone, einer anachronistisch gehaltenen Fantasiewelt. Geoffrey Rushs sonore Erzählerstimme etabliert den märchenhaften Charakter des Films.

    Mit dem artifiziellen Look tut sich der südkoreanische Filmemacher allerdings keinen Gefallen. Gedreht wurde vor allem vor kostengünstigen Greenscreens – wirklich eindrucksvolle Bilder sind hier Mangelware. Zu leblos und unglaubwürdig wirkt Lees Welt, zu zweidimensional bleiben seine Landschaftsentwürfe. Dementsprechend verloren wirkt die Darstellerriege inmitten dieser künstlichen Umgebung. Hauptdarsteller Dong-gun Jang („Brotherhood") gibt den schweigsamen Killer, der das Leben zu schätzen lernt und dem Töten abschwört, nur um seinen Eid gleich wieder zu brechen. Diesem abgegriffenen Typus hat Jang nichts Neues hinzuzufügen. Da hilft es auch nicht sonderlich, wie hübsch er seine Zeilen aufsagt. Allein seine Auftritte mit dem Baby verleihen der bedrohlichen Figur etwas Menschliches.

    Auf Seiten der Westler gibt sich Geoffrey Rush („Fluch der Karibik") indes alle Mühe, seiner Rolle als Weinbruder Ron wenn schon keine Würde, so doch etwas Pfiff zu verleihen. Kate Bosworth („Superman Returns") wiederum kommt der Part der vorwitzigen Labertasche zu, die zwar ein herzensguter Mensch mit traurigem Schicksal sein mag, dabei aber trotzdem jederzeit ungeheuer nervtötend ist. Bemerkenswert ist hingegen, wie das Drehbuch, für das ebenfalls Sngmoo Lee verantwortlich zeichnet, mit den Erwartungen der Zuschauer spielt. Denn während Yangs Figur zu Beginn elegant etabliert wird, sind hier die amerikanischen Zirkus-Freaks die Exoten, deren Mentalität dem Helden Rätsel aufgibt. Es wäre wünschenswert gewesen, hätte Lee mehr mit diesem erfrischend anderen Blickwinkel gearbeitet.

    Nach einem interessanten ersten Drittel gleitet „The Warrior's Way" in einen Reigen gefühlt endloser Kampfszenen ab. Die sind zwar allesamt hübsch anzuschauen, leider aber greift auch hier wieder das leidige Mantra „Alles schon mal gesehen - nur besser". Mit einem Budget von rund 45 Millionen Dollar ausgestattet greifen die Effektkünstler tief in die Trickkiste, um imposante Schlachten auf die Leinwand zu zaubern. Allein, der unbefriedigende Videospiel-Look stört in diesen eigentlich sauber inszenierten Szenen erst recht; da kann Lee sich noch so ausgiebig bei Action-Ästhet Zack Snyder („300") und bei der „Matrix"-Trilogie bedienen. Schade - hier wäre mehr drin gewesen. Das Helden-Epos lässt Potenzial erkennen, allerdings auch bloß sporadisch. Immerhin, Sngmoo Lee ist ein Regisseur, der das Risiko nicht zu scheut. Vielleicht klappt's ja beim zweiten Streich besser!

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