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    Scouts vs. Zombies - Handbuch zur Zombie-Apokalypse
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,5
    gut
    Scouts vs. Zombies - Handbuch zur Zombie-Apokalypse
    Von Thomas Vorwerk

    Kaum ein anderes Horror-Subgenre hat je eine vergleichbar vielseitige Entwicklung genommen wie der Zombiefilm. Mittlerweile gibt es neben der politischen Parabel à la George A. Romero mit den typischen langsam schlurfenden „Old School“-Zombies unter anderem Fun-Splatter („Zombieland“), die Big-Budget-Apokalypse („World War Z“), eine Teenager-Schmonzette mit Shakespeare-Anleihen („Warm Bodies“), unterschiedliche Komödien („Shaun of the Dead“, „Die Nacht der lebenden Loser“), Fußball-Zombies („Goal of the Dead“), linguistische und andere Experimentalfilme („Pontypool“, „Upstream Color“), nationale und regionale Ausführungen („Juan of the Dead“, „Rammbock“), diverse Found-Footage-Varianten - und bald sogar eine Jane-Austen-Version („Stolz und Vorurteil und Zombies“). Dazu kommen inzwischen immer mehr Fernsehserien (was vor einem Jahrzehnt noch nahezu undenkbar war): „The Walking Dead“, „In the Flesh“, „Z Nation“, „iZombie“, „Fear the Walking Dead“... Eine Pfadfinder-Zombie-Komödie wie „Scouts vs. Zombies - Ein Handbuch zur Zombie-Apokalypse“ von Christopher Landon („Paranormal Activity: Die Gezeichneten“) würde bei dieser medialen Untoten-Schwemme vielleicht gar nicht weiter auffallen, wären da nicht die gezielten Attacken auf den guten Geschmack und die treffsicheren Pointen, die dieser Coming-of-Age-Geschichte der etwas anderen Art das gewisse Etwas geben.

    Kurz vor der elften Klasse wollen der schüchterne Sonnyboy Ben (Tye Sheridan, Ex-Independent-Kinderstar aus „Mud“ und „The Tree of Life“) und der notgeile Chaot Carter (Logan Miller) ihren Freund, den pummeligen Tolpatsch Augie (Joey Morgan), beim langweiligen Pfadfinder-Zelten zurücklassen, um bei einer angesagten „Geheimparty“ mitzuwirken - doch eine rasant um sich greifende Zombie-Epidemie kommt ihnen dazwischen. Gemeinsam mit der aufgeweckten Striplokal-Angestellten Denise (Sarah Dumont) versuchen die drei Jungs zu überleben und Carters Schwester, Bens heimlichen Schwarm Kendall (Halston Sage aus „Margos Spuren“), zu retten. Dabei stellt sich heraus, dass das Feuerstellenabzeichen, Fährtenlesen und der Weberkreuzknoten doch ihre Existenzberechtigung haben. Und das Motto „Scouts für immer“ mit gekreuzten Marshmallow-Ästen überm Lagerfeuer hat fast etwas vom Ehrenkodex der drei Musketiere …

    Schon der Einstieg mit einem zu Iggy Azaleas „Black Widow“ herumtänzelnden Gebäudereiniger und einem Laborarbeiter, der mit einem Verkaufsautomaten kämpft, legt die Humorlatte von „Scouts vs. Zombies“ hoch an und zeugt von einer Kenntnis der Genrekonventionen: „Kann ich mal schnell durchwischen?“ - „Aber bitte nichts anfassen ...“ Das Resultat ist vorhersehbar, aber dennoch äußerst unterhaltsam erzählt, Carter bringt es später noch einmal auf den Punkt: „Was läuft denn hier für 'ne kranke Scheiße? Ich wollte doch nichts anderes als Möpse sehen ...“ Beim  blutspritzenden Überlebenstraining erweisen sich die drei Pfadfinder als typisches Trio heranwachsender Jungs, wie man es ähnlich aus diversen Filmen von „Eis am Stiel“ bis „Stand by Me - Das Geheimnis eines Sommers“ kennt. Unterstützt werden die ordentlichen Jungdarsteller durch routinierte Vollblutkomiker wie Cloris Leachman („Frankenstein Junior“, „Die Trauzeugen AG“) oder David Koechner („Anchorman“), der als Scout Leader Rogers erneut seine Vorliebe für Horrorfilme demonstriert.

    „Scout vs. Zombies“ erinnert mit seiner Konzentration auf Splatter- und Sex-Gags  durchaus an „Piranha 2“ (alias „Piranha 3DD“): Bei der Interaktion zwischen Menschen und Zombies sind verschiedene Geschlechtsorgane involviert, es wird kaum etwas Mögliches (und Unmögliches) ausgelassen und der Fun-Splatter-Faktor bald auf Orgien-Niveau erhöht. Aber diesmal sitzen die meisten Gags, wenn auch die Rahmenhandlung um die Pfadfinderfreundschaft etwas dick aufgetragen ist und man etwas sorglos diverse Regeln des Zombiegenres bricht, solange man irgendwie eine Pointe daraus basteln kann. So können die Zombies hier mitunter Trampolinspringen, Rollschuhlaufen, strippen oder Britney-Spears-Hits mitsingen, während Katzen und ein Weißwedelhirsch für Tierhorror-Abwechslung à la „Zombiber“ sorgen. Bei all dem wirken auch die Effekte keineswegs billig, zumal Kameramann Brandon Trost („The Diary of a Teenage Girl“) ein Händchen für cleveren Zeitlupeneinsatz und originelle Kamerapositionen beweist.

    Fazit: „Scout vs. Zombies - Ein Handbuch zur Zombie-Apokalypse“ ist - ganz dem Titel entsprechend - ein durchgeknalltes dreckiges B-Movie und bietet ein unterhaltsames Gag-Feuerwerk für Genrefans.

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