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    Ohne jede Spur
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,0
    lau
    Ohne jede Spur
    Von Lars-Christian Daniels

    Als Brittany Murphy im Dezember 2009 tot in der Dusche ihrer Villa aufgefunden wurde, hatte die Karriere der damals 32-jährigen Schauspielerin gerade erst Fahrt aufgenommen. Der Durchbruch in Hollywood war der viel zu früh verstorbenen Murphy nach kleineren Serienrollen an der Seite von Alicia Silverstone in „Clueless - was sonst!" gelungen. Spätestens seit ihrer Rolle als Kellnerin Shellie in Frank Millers „Sin City" und als Leinwandpartner von Rapper Eminem im Hip Hop-Drama „8 Mile" war sie auch in Deutschland bekannt. Trotz der medialen Ausschlachtung ihrer Todesumstände blieb ihrem letzten Film „Ohne jede Spur" jedoch nicht einmal der Start in den amerikanischen Kinos vergönnt. Warum der Weg auch hierzulande direkt in die Videotheken führt, dürfte niemandem Rätsel aufgeben: Mit einem vielversprechenden Auftakt hat Regisseur Michael Feifer sein Pulver bereits verschossen – es folgt ein einfallsarmer Psycho-Thriller, der durch temporeiche Actionsequenzen bei der Stange halten soll.

    Mary Walsh (Brittany Murphy) begleitet ihren Freund Kevin Peterson (Dean Cain), der sich beim Sport verletzt hat, zu einer ambulanten Operation ins Krankenhaus. Sie liefert ihn auf der Station ab und begibt sich in die Wartehalle. Als Kevin nach mehreren Stunden Wartezeit immer noch nicht aus dem Behandlungszimmer zurückkehrt, wird Mary misstrauisch und erkundigt sich beim Krankenhauspersonal nach dessen Verbleib. Doch plötzlich gibt es keinen Nachweis darüber, dass ein Patient namens Kevin Peterson im Krankenhaus eingecheckt hat, geschweige denn bei einem Arzt in Behandlung gewesen ist. Niemand scheint ihren Freund zu kennen oder gesehen zu haben. Als die aufgelöste Mary die Polizei einschaltet, zweifelt die Behörden schon bald an ihrer Zurechnungsfähigkeit...

    Wenn der entscheidende Twist eines Films bereits im Text des DVD-Booklets vorweg genommen wird, ist das mehr als ärgerlich. Wer überhaupt Freude an „Ohne jede Spur" haben will, sollte auf die entsprechende Lektüre verzichten. Ohne Vorwissen funktioniert der Film eine ganze Weile als passabel arrangierter Psycho-Thriller, der sich inhaltlich zwar unverhohlen an Robert Schwentkes gleichnamig untertiteltem „Flightplan" und Joseph Rubens Mystery-Thriller „Die Vergessenen" orientiert, dank der spannenden Ausgangslage zumindest eine Zeit lang vereinnahmen kann. Wie bei den Vorbildern mit Jodie Foster und Julianne Moore muss auch Brittany Murphy als Mary Walsh dagegen ankämpfen, von Polizei und Personal für verrückt erklärt zu werden.

    Was ist mit Kevin passiert? Oder ist Mary tatsächlich unzurechnungsfähig? Beide Fragen beantwortet die Kurzinhaltsangabe des Filmverleihs so eindeutig, dass jegliche Spannung im Keim erstickt wird. Drehbuchautor Peter Sullivan, der bisher in erster Linie bei amerikanischen TV-Produktionen in Erscheinung getreten ist, verzichtet darauf, sein Publikum durch das Legen falscher Fährten an der Nase herumzuführen. Umso schwerer wiegt es, dass Regisseur Michael Feifer ausgerechnet den entscheidenden Twist wie beiläufig abhandelt und fürchterlich flach inszeniert. Nicht nur inhaltlich, sondern auch qualitativ markiert dies einen Wendepunkt des Films. Weil die Karten viel zu früh offengelegt werden, geht „Ohne jede Spur" nach einer knappen Stunde endgültig die Puste aus.

    Der temporeiche Showdown wird zwar souverän in Szene gesetzt. Doch damit kann Michael Feifer das schwache Drehbuch ebenso wenig übertünchen, wie eine überzeugende Brittany Murphy, die ihren Leinwandpartner, den Ex-„Superman"-Darsteller Dean Cain, mühelos an die Wand spielt. Anders als ihr viel zu früh verstorbener Schauspielkollege Heath Ledger, der sich mit seinem oscarprämierten Auftritt als „Joker" in Christopher Nolans „The Dark Knight" selber ein Denkmal setzte, wird Brittany Murphy dem Publikum wohl kaum mit ihrer letzten Rolle als Mary Walsh im Gedächtnis bleiben. „Ohne jede Spur" ist lauwarme Genre-Ware mit massiven dramaturgischen Problemen – und damit in einem schattigen Videothekenregal bestens aufgehoben.

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