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    Space Dogs 3D
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,0
    lau
    Space Dogs 3D
    Von Christopher Klausnitzer

    In Zeiten, da Animationsfilme längst als potenzielle Meisterwerke und Oscar-Kandidaten anerkannt sind und sich die Trickschmieden Pixar und DreamWorks gegenseitig antreiben, liegt die Messlatte für Genre-Quereinsteiger in luftigen Höhen. Die russischen Regisseure Svyatoslav Ushakov und Inna Evlannikova versuchen sich mit „Space Dogs" daran, inmitten dieser Konkurrenz ihren Platz zu finden. Trotz eines beachtlichen Budgets von 35 Millionen Dollar erreicht Russlands erste große Animations- und 3D-Produktion nicht den technischen Standard, der zuletzt mit „Toy Story 3" und „Drachenzähmen leicht gemacht" gesetzt wurde. Das wäre nicht weiter schlimm, könnte der Film stattdessen mit Originalität und Detailverliebtheit punkten. Leider aber tun sich Ushakov und Evlannikova schwer damit, ihrem Raumfahrt-Abenteuer ein eigenes, starkes Profil zu geben.

    Die Hündin Belka ist der unangefochtene Star einer Zirkustruppe. Ein missglückter Raketen-Stunt sorgt jedoch dafür, dass die Akrobatin unsanft in den dreckigen Gassen Moskaus landet, wo sie die Bekanntschaft von Straßenkläfferin Strelka macht. Zusammen mit der Ratte Lenny müssen die beiden grundverschiedenen Hundedamen vor gemeinen Artgenossen fliehen. Als sie sich schon fast in Sicherheit wiegen, werden die drei unfreiwilligen Verbündeten von einem Hundefänger geschnappt. Zu ihrem Erstaunen werden Belka, Strelka und Lenny in ein geheimes Ausbildungslager nach Baikonur gebracht. Dort steht ihnen die Chance in Aussicht, als Kosmonauten in den Weltraum zu fliegen, doch dazu müssen sie erst das knallharte Training von Ausbilder-Schäferhund Kazbek bestehen...

    In den 1950er und 60er Jahren - der Kalte Krieg steuerte auf einen Höhepunkt zu - waren Ost und West darum bemüht, den jeweils anderen stets einen technologischen Schritt voraus zu sein. Für ihr Sputnik-Programm schickte die Sowjetunion Hunde, Ratten und andere Vierbeiner zu Testzwecken ins All. Die Tiere dieser Raumfahrtmissionen zu den Helden eines Trickfilms zu machen, ist eine wirklich charmante Idee. Tatsächlich waren die Hündinnen Belka und Strelka 1960, ein Jahr vor Juri Gagarin, die ersten Erdenbewohner, die einen Flug in den Orbit lebend überstanden. Im Abspann haben die Produzenten dazu echtes Archivmaterial untergebracht. Jenseits dieser interessanten Grundidee bietet „Space Dogs" allerdings viel zu wenig originelle Einfälle.

    Das fängt bei den Figuren an, die oft wie aus der (Animations-)Konserve gezerrt wirken. Da trifft die verwöhnte Diva auf den naiven Underdog; nach anfänglichen Streitereien mausern sie sich freilich zum unschlagbaren Team. Als Sidekick wird ihnen eine überdrehte und käseverrückte Ratte zur Seite gestellt. Einem Trickfilm-kundigen Publikum dürften derartige Klischees kaum mehr als ein müdes Gähnen entlocken. Die dauerquasselnde Ratte Lenny erinnert mit ihrem Design verdächtig an die Hauptdarsteller aus „Ratatouille". Belka könnte auch mit „Bolt - Ein Hund für alle Fälle" verwandt sein, beim Bösewicht Pirate derweil liegt die Assoziation mit Scar aus „Der König der Löwen" nah.

    Nun gilt sicher auch hier der alte Grundsatz: besser gut geklaut, als schlecht erfunden. Allerdings erreichen die Figuren zu keinem Zeitpunkt die Tiefe, die Animations-Perlen wie „Wall-E" oder „Kung Fu Panda 2" auszeichnet. Selten fiebert man mit den Protagonisten mit, die stattdessen nicht selten mal regelrecht nervig werden. Für ein paar Schmunzler sind immerhin die Flöhe gut, die direkt aus Mexiko den Weg auf Strelkas Fell gefunden haben müssen und mit denen an kultige Nebenfiguren wie Scrat aus „Ice Age" angeknüpft werden soll. Andere Einfälle wie die Psychiater-Katze mit österreichischem Sigmund-Freud-Akzent kann man dagegen getrost als überflüssig bezeichnen.

    Leider ziehen sich die Schwächen im Drehbuch bis zum Kitsch-Finale inklusive aufgesetzter Love-Story. Zusätzliche und unvollendete Nebenschauplätze (wie die Zirkustruppe oder die Gangster-Straßenköter) sind Sand im Handlungsgetriebe. Und wozu dient eigentlich diese Rahmenhandlung? Die wahre Geschichte um den Welpen von Belka, der als persönliches Geschenk von Chruschtschow an Kennedy als „First Dog" im Weißen Haus landet, hätte durchaus Potenzial gehabt, kommt aber viel zu kurz und ist mit dem Rest nur marginal verbunden.

    Ein unkomplizierter und ganz und gar kindgerechter Spaß ist „Space Dogs" trotzdem allemal. Es fehlt bloß dieses gewisse, subversive Etwas, das die Pixar-Filme mit ihren pointierten Kultur- und Gesellschaftsverweisen zu weit mehr als hübschen Abenteuergeschichten macht. Ein paar Referenzen hat zwar auch „Space Dogs" zu bieten, allerdings wirken die Anspielungen hier bloß beliebig und lieblos aneinandergereiht. So wird innerhalb weniger Minuten ein wilder Zitate-Bogen gespannt von der Fabel vom Fuchs und Raben über George Orwells gleiche und gleichere Tiere bis hin zu Homer Simpson („So long, suckers!"). Hier wäre weniger mehr gewesen.

    Fazit: Der erste große russische 3D-Film ist ein harmloser Animations-Spaß, der zwar eindeutig an amerikanischen Vorbildern ausgerichtet ist, in Sachen Einfallsreichtum, Charme, Figurenzeichnung und technischer Perfektion aber meilenweit hinter den Genre-Perlen von Pixar und Co. herhinkt.

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