Ich habe seit Monaten diesem Film entgegen gefiebert, konnte letztlich die deutschsprachige Uraufführung nicht erwarten und habe ihn mir in der Originalsprache angesehen. Dies hätte ich früher oder später ohnehin getan, geht doch durch die Synchronisation viel vom Charme des Films und der überragenden Leistung des grandiosen Anthony Hopkins flöten.
Tatsächlich, Gestik, Mimik, Körperhaltung, Tonfall, er IST Alfred Hitchcock.
Umso überraschender ist, dass die Maske wenigstens einmal gepatzt hat: Als "Hitch" in der Badewanne sitzt und einen Bericht über die kommenden "Masters of Suspence" liest, sieht man sehr deutlich, dass im Bereich der Augen Latex schlecht verarbeitet wurde und sehr deutlich als Fremdkörper wahrnehmbar ist. Man hat gar die Befürchtung, dass die Gummiteile in das Badewasser plumpsen könnten. Auch hat Tony Hopkins Ober- und Unterlippe verwechselt. Das hitchcock-typische Vorschieben der Unterlippe ist kaum bis gar nicht zu sehen. Das wäre das Sahnehäubchen gewesen.
Zwar habe ich keinen Ansatz um den Vergleich zwischen Alma Reville und Helen Mirren ziehen zu können. Authentisch, sympathisch und kraftvoll ist Mirrens Darstellung allemal.
Meine hohe Bewertung ist genau dieser zwei begnadeten Darsteller geschuldet, ist doch der Plot des Films eher dürr.
Momente, wie der, in der Hitchcock vor den Medienwächtern begründen muss, wieso es nötig ist, im Film eine Toilette zu zeigen, zumal eine solche, die gerade abgezogen wird und Hitch daraufhin vorschlägt, den Film in Frankreich drehen zu können, um stattdessen ein Bidet zu zeigen sind herrlich, aber zu selten. Auch sind die Dreharbeiten als solche zu wenig Thema. Möglicherweise auch deshalb, weil keine originalen Szenen nachgedreht werden durften.
Schade auch, dass James d'Arcy als Norman Bates kein größerer Anteil am Geschehen eingeräumt wurde.
Er spielt den zum Zeitpunkt der Entstehung Psychos in Wahrheit 10 Jahre jüngeren Anthony Perkins grandios.
In einer besseren Mischung, mit etwas mehr Tiefgang, würde der Film auch 150 Minuten beste Kinounterhaltung bieten. Leider wurden viele Chancen vertan.
Hopkins zuvorderst, aber auch Helen Mirren reißen es raus und machen "Hitchcock" trotzdem zu einem ganz besonderen Leckerbissen.