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    Die Hüter des Lichts
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    4,0
    stark
    Die Hüter des Lichts
    Von Christoph Petersen

    Es gibt bereits Filme über den Osterhasen („Hop – Osterhase oder Superstar"), über den Sandmann („The Sandman") und über die Zahnfee („Der Fluch von Darkness Falls"). Und über den Weihnachtsmann werden gar so viele gedreht, dass sie aufzuzählen einer Sisyphusarbeit gleichkäme: Ist man einmal fertig, gibt es schon wieder etliche neue. Was liegt da näher, als die Kindheits-Helden in „The Avengers"-Manier gemeinsam gegen das Böse antreten zu lassen? Und nun ist es tatsächlich soweit: In „Die Hüter des Lichts" stellen sich die Feiertags-Patrone Weihnachtsmann und Osterhase gemeinsam mit den nächtlichen Besuchern Sandmann und Zahnfee dem alptraumhaften Schurken Pitch entgegen. Das klingt zunächst einmal nach einem geschickten Marketing-Zug und einem Festtags-Overkill. Doch Regisseur Peter Ramsey gibt dem Kitsch keine Chance und serviert stattdessen ein ebenso action- wie ideenreiches 3D-Animations-Abenteuer, das auch außerhalb der Feiertagssaison charmant-kurzweilige Familienunterhaltung bietet.

    Seit Jahrhunderten war der finstere Pitch (Stimme im Original: Jude Law) in der Versenkung verschwunden. Doch nun kehrt er mit dem Plan zurück, die süßen Träume der Kinder in düstere Albträume zu verwandeln und die Welt mit Dunkelheit zu überziehen. Ihn aufhalten wollen die Hüter des Lichts: der Weihnachtsmann (Alec Baldwin), der Osterhase (Hugh Jackman, deutsche Stimme: Matze Knop), die Zahnfee (Isla Fisher, Hannah Herzsprung) und der stumme Sandmann. Aber bevor das Quartett in die entscheidende Schlacht zieht, erwählt der Mann im Mond noch ein neues Mitglied zur Verstärkung des Teams: Jack Frost (Chris Pine, Florian David Fitz). Der vergnügungssüchtige Jungspund, der von den Kleinen unbemerkt für Vergnügen in Schnee und Eis sorgt, sieht zunächst gar nicht ein, warum er sich den Hütern anschließen sollte. Schlitten fahren und Eiskristalle an Fensterscheiben zaubern macht schließlich viel mehr Spaß, als sich mit Pitch und seinen rußigen Schergen herumzuschlagen...

    2011 hat sich der Autor („Epic - Verborgenes Königreich") und Designer („Toy Story") William Joyce erstmals auch als Regisseur versucht – und für seinen außergewöhnlichen Animations-Kurzfilm „The Fantastic Flying Books of Mr. Morris Lessmore" gleich mal einen Oscar abgestaubt! Bei der Verfilmung seiner Kinderbuch-Reihe „The Guardians of Childhood" hat er die Regie nun zwar seinem erfahrenen Kollegen Peter Ramsey („Monsters vs. Aliens") überlassen, während das Drehbuch von David Lindsay-Abaire („Tintenherz") verfasst wurde, aber das heißt nicht, dass sich Joyce‘ überbordende Phantasie nicht in dem Film widerspiegelt. So ist der Weihnachtsmann zwar weise, kann aber auch ganz schön austeilen, wenn es drauf ankommt. Mit seinen „Naughty"- und „Nice"-Tattoos sowie seinem rauen russischen Dialekt hebt sich dieser Santa auf jeden Fall wohltuend vom omnipräsenten Coca-Cola-Weihnachtsmann ab. Auch der australische Osterhase mit seinen Bumerangs (im englischen Original inklusive grandiosem Down-Under-Akzent vom Australier Hugh Jackman gesprochen) ist eine amüsante Variation. Und als heimlicher Publikumsliebling entpuppt sich schließlich der Sandmann, der zwar nicht spricht, aber mittels kleiner Sandfiguren in Form eines Charade-Ratespiels kommuniziert. Nur bei der Zahnfee ist den Machern nichts bahnbrechend Neues eingefallen. Aber da gerade diese Figur sowieso noch nicht so oft im Kino zu sehen war, ist auch das gar nicht weiter schlimm.

    Es geht beim Kampf der Hüter gegen Pitch zwar darum, den Kindern ihren Glauben an Weihnachten, Ostern und den Zahnfee-Groschen unter dem Kopfkissen wiederzugeben, trotzdem ist „Die Hüter des Lichts" keinesfalls rührselig. Stattdessen bestimmen weitestgehend Action, Tempo und Humor das Geschehen. Dabei nährt sich der Witz zwar vornehmlich aus den kleinen Streitereien zwischen den Hütern (vornehmlich zwischen Jack Frost und dem Osterhasen), aber auch das Treiben im Hintergrund ist immer wieder mit kleinen Gags vollgestopft: Die tollpatschigen, dauerzankenden Elfen, die glauben, die Weihnachtsgeschenke zu basteln, während in Wahrheit die felligen Yetis die ganze Arbeit verrichten, erinnern stark an die gelben Minions aus „Ich - Einfach unverbesserlich". Aber was soll's? Lustig sind die kleinen Nichtsnutze trotzdem! Am Ende ist die konsequente Vermeidung von Kitsch zugleich aber auch der einzige größere Kritikpunkt: Hier geht es zwar ständig um den Zauber der Kindheit, aber neben einer verbindenden Schneeballschlacht wird nie wirklich klar, worin dieser eigentlich genau besteht. Da hätte zumindest ein kurzer Ausflug in gefühligere Gefilde vermutlich gar nicht geschadet, um das Herz des Zuschauers zwischen all den Actioneinlagen noch ein wenig mehr auf Temperatur zu bringen.

    Dass in „Die Hüter des Lichts" die meiste Zeit ein Tempo wie bei einer Achterbahnfahrt vorherrscht, liegt in erster Linie an den bevorzugten Fortbewegungsarten der Helden. So wie der Weihnachtsmann ohne Rücksicht auf Verluste in seinem Schlitten herumrast, ist es nur gut, dass es am Himmel keine Verkehrskontrollen gibt. Und während auch Jack Frost, die Zahnfee und der Sandmann im selbstgeschaffenen Sandflugzeug fliegend herumsausen, gräbt sich der Osterhase im Handumdrehen einen magischen Bau und rutscht in Windeseile um den Globus. Hier bleibt dem Publikum kaum Zeit zum Verschnaufen und mit der auch hier zum Einsatz kommenden 3D-Technik setzen die Macher noch einen drauf: Es gibt in diesem Jahr eine ganze Reihe von wirklich gelungenen 3D-Animations-Umsetzungen (ganz weit vorne mit dabei: „Merida – Legende der Highlands" & „ParaNorman"). Aber wenn es einen Film gibt, bei dem die dritte Dimension tatsächlich fundamental zum Filmvergnügen beiträgt, dann ist das „Die Hüter des Lichts".

    Fazit: Weihnachtsmann und Osterhase mal anders – hier werden die üblichen Festtagsklischees mit so vielen kreativen Einfällen variiert, dass „Die Hüter des Lichts" absolut positiv aus der Masse an Festtagsfilmen herausragt.

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