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    Jenseits von Eden
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    4,5
    hervorragend
    Jenseits von Eden
    Von Gregor Torinus

    Elia Kazans Drama „Jenseits von Eden" war der erste Kinofilm, in dem ein junger Nachwuchsdarsteller Namens James Dean in einer Hauptrolle zu sehen war. Zu diesem Zeitpunkt war weder abzusehen, dass Dean zum Idol einer Generation werden sollte noch das er binnen Jahresfrist tot sein würde. Doch mit nur drei Filmen – neben „Jenseits von Eden" „... denn sie wissen nicht, was sie tun" und „Giganten" – wurde Dean zum amerikanischen Idol und zu einer Ikone der Popkultur. Bei aller Aufregung um den Mythos James Dean wird gerne vergessen, dass die John Steinbeck Verfilmung „Jenseits von Eden" ein herausragender Film ist, in dem die zukünftige Legende nicht nur durch Charisma und Sex Appell auffällt, sondern auch als ein hervorragender Charakterdarsteller besticht.

    1917. In dem kleinen kalifornischen Städtchen Salinas wachsen die Zwillingsbrüder Aron (Richard Davalos) und Cal (James Dean) bei ihrem Vater, dem Farmer Adam Trask (Raymond Massey) auf. Aron ist ein Mustersohn, der ganz offen von seinem Vater bevorzugt wird. Im Gegensatz zu seinem ebenso braven wie farblosen Bruder, kann der rebellische Cal scheinbar nichts tun, um es seinem Vater Recht zu machen. Seine verzweifelten Versuche, die Liebe und Anerkennung seines Vaters zu gewinnen, stoßen bei Adam auf kaltherzige Ablehnung, die unter dem Deckmantel der tiefgläubigen Rechtschaffenheit verborgen sind. Diese ausgeprägte konservative Moral hat Adam dazu getrieben, seinen Söhnen zu erzählen, dass ihre Mutter tot sei, während sie in Wirklichkeit in dem nahe gelegenen Monterey ein Bordell betreibt. Als Cal von der wahren Identität seiner Mutter erfährt, nutzt er sein Wissen in einem Moment des Affekts dazu, sich an seinem Bruder zu rächen. Es kommt zur Katastrophe.

    Elia Kazans „Jenseits von Eden" ist die Verfilmung der zweiten Hälfte von John Steinbecks gleichnamigen Roman. Im Cinemascope-Format gedreht inszeniert Kazan ebenso prächtige, wie romantische Bilder der kalifornischen Landschaft und zeigt eine Kleinstadt zu Beginn des 20. Jahrhunderts, die direkt einem Bilderbuch entsprungen zu sein scheint. Vor diesem oft geradezu kitschigen Panorama entfaltet sich eine moderne Version der biblischen Kain und Abel Geschichte. Auch wenn der Geist seiner Entstehungszeit – der biederen fünfziger Jahre – unverkennbar ist, ist Kazans Film nur auf den ersten Blick eine Affirmation des damaligen Status quo.

    Im Gegensatz zu vielen Hollywoodfilmen zeigt „Jenseits von Eden" ebenso komplexe, wie widersprüchliche Charaktere, die sich nicht einfach in ein Schwarz-Weiß-Schema zwängen lassen. Darüber hinaus entlarvt der Film die scheinbare Rechtschaffenheit des ehrenwerten Bürgers und guten Christen Adam, als das eigentliche Böse, während der scheinbare Versager Cal am Ende als der heimliche Held dasteht. Somit wird „Jenseits von Eden" auf ähnliche Art wie die Filme von Douglas Sirk zu einer Art von trojanischem Pferd. Man könnte sogar sagen, dass hier mit den Mitteln des Hollywoodfilms die typische Moral eines klassischen Hollywoodfilms als ebenso engstirnig, wie verlogen entlarvt wird. So entpuppt sich das vordergründig biedere Drama „Jenseits von Eden" am Ende als ein für seine Zeit progressiver Film, der im Keim bereits die gesellschaftlichen Umbrüche der 60er Jahre andeutet.

    Fazit: „Jenseits von Eden" erscheint auf den ersten Blick als biederes fünfziger Jahre Rührstück, erweist sich bei genauerer Betrachtung jedoch als progressives Drama, dass die engstirnigen Moralvorstellungen seiner Entstehungszeit hinterfragt. Darüber hinaus glänzt James Dean bereits hier – in seiner ersten Hauptrolle – mit einer komplexen Darstellung, die ihn schnell zum Idol machte.

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