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    Leave It On The Floor
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,5
    gut
    Leave It On The Floor
    Von Christian Horn

    Anfang der 90er Jahre porträtierte Jennie Livingston in ihrem Dokumentarfilm „Paris brennt" die New Yorker Ballroom-Subkultur und setzte der schillernden Szene der Drag-Queens und –Kings damit ein unvergessliches filmisches Denkmal. Nun liefert Regisseur Sheldon Larry über zwei Jahrzehnte später mit seinem Kinodebüt „Leave It On The Floor" ein schwungvolles Kino-Musical, das als Hommage an die afroamerikanische Ballroom-Szene Los Angeles' in einem vergleichbaren Milieu angesiedelt ist. Mit der Songschreiberin Kimberly Burse und dem Choreographen Frank Gaston waren zwei Mitglieder aus dem Team von Beyoncé Knowles an der Produktion beteiligt, was man vor allem den temporeich-poppigen Tanz- und Gesangsszenen anmerkt.

    Die ohnehin angespannte Beziehung zwischen Brad (Ephraim Sykes) und seiner Mutter Deondra (Metra Dee) zerbricht, als sie die Homosexualität ihres Sohnes entdeckt: Brad fliegt zu Hause raus und begibt sich ins Nachtleben von Los Angeles. An einer Tankstelle trifft der junge Mann auf Carter (Andre Myers), flirtet mit ihm und landet bald in der Ballroom-Szene der Stadt der Engel. Hier treten Drag Queens und andere schillernde Gestalten im Schaulaufen gegeneinander an, überbieten sich mit ihren extravaganten Kostümen gegenseitig und feiern das Anderssein. Über die Bekanntschaft mit Carter und Princess Eminence (Phillip Evelyn) findet Brad in der Ersatzfamilie um die resolute Queef Latina (Miss Barbie-Q) ein neues Zuhause. Als sich Carter und Princess beide in den Neuankömmling verlieben, nimmt eine tragische Geschichte ihren Lauf...

    Eine ausgeklügelte Handlung oder eine verzwickte Dramaturgie gibt es in „Leave It On The Floor" nicht, alles Wesentliche wird in den Tanz- und Gesangseinlagen sowie in den eingängigen Songtexten zum Ausdruck gebracht. In Fünfminutenabständen singen sich die aufwändig gestylten Figuren das Herz aus dem Leib und führen zu Pop- und Hip-Hop-Musik choreographierte Performances auf. In diesen funkelnden Bildern ist das beschwingte Musical ganz bei sich selbst und die Ballroom-Kultur von Los Angeles mit ihrem glamourösen Glanz wird lebendig. Ganz anders aber ebenso eindringlich wie einst Jennie Livingston im Big Apple bringt uns Regisseur Sheldon Larry die großstädtische Queer-Subkultur in der Stadt der Engel nahe.

    Unter der glitzernden Oberfläche geht es in „Leave It On The Floor" um ein ernstes Thema, denn Sheldon Larry und seine Mitstreiter erzählen von der Entfremdung von der eigenen Familie, die ein Outing mit sich bringen kann. Zwar finden Brad und die anderen Figuren in der Gemeinschaft der Ballroom-„Häuser" eine neue Heimat und eine Ersatzfamilie, aber als eines der Mitglieder stirbt, kommt es zum Eklat: Während die leiblichen Eltern um den Tod ihres Sohnes trauern, erweist die Gemeinschaft um Queef Latina einer Freundin die letzte Ehre. Bald tragen die beiden Familien ihren Streit in einer Gesangseinlage aus und der Konflikt, der hier eloquent auf den Punkt gebracht wird, kulminiert in einer emotionalen Szene.

    Fazit: In seinem Musicalfilm „Leave It On The Floor" lässt Regisseur Sheldon Larry die Ballroom-Szene von Los Angeles lebendig werden und wirbt unter der glitzernden Oberfläche um (sexuelle) Toleranz.

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