Mein Konto
    Cottage Country
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    Cottage Country
    Von Lars-Christian Daniels

    Tyler Labine („Planet der Affen: Prevolution“) dürfte Freunden des clever konstruierten Horrorfilms spätestens seit Eli Craigs köstlicher Hillbilly-Parodie „Tucker & Dale Vs. Evil“ ein Begriff sein: Der kanadische Schauspieler mimte in dem eineinhalbstündigen Feuerwerk an Missverständnissen, in dem eine Gruppe College-Kids zwei harmlose Hinterwäldler für gefährliche Mörder hält, den treudoofen Publikumsliebling Dale. Der konnte zwar kaum das Wort „Bachelor“ richtig aussprechen, beim Gesellschaftsspiel mit der hübschen Psychologie-Studentin Allison (Katrina Bowden) aber problemlos den fünften Präsidenten der Vereinigten Staaten nennen. In Peter Wellingtons kanadischer Splatter-Komödie „Cottage Country“, die 2013 auf dem Fantasy Filmfest lief, teilt sich das bärtige Schwergewicht erneut eine abgelegene Waldhütte mit einer attraktiven Blondine, doch das Ergebnis fällt diesmal weniger unterhaltsam aus: Viele Gags wollen nicht zünden und wirklich blutig wird es nur in den Anfangs- und in den Schlussminuten.  

    Der beruflich schwer gestresste Todd (Tyler Labine) möchte gemeinsam mit seiner Freundin Cammie (Malin Akerman) ein paar Tage ausspannen. Die beiden Turteltauben fahren ins leer stehende Ferienhaus seiner betagten Eltern Mary (Nancy Beatty) und Earl (Kenneth Welsh), das fernab jeglicher Zivilisation an einem malerischen Waldsee liegt. Todd will in der Idylle der Natur nicht nur den Kopf freikriegen, sondern auch um Cammies Hand anhalten. Da passt es ihm gar nicht in den Kram, dass plötzlich sein nerviger Bruder Sallinger (Daniel Petronijevic) und dessen freizügige Freundin Masha (Lucy Punch) vor der Tür stehen und sich ebenfalls für ein paar Tage in der Hütte einquartieren. Als Cammie und Masha in den Wald gehen, um ein paar Pilze für das gemeinsame Abendessen zu suchen, kommt es zwischen den ungleichen Brüdern zu einem handfesten Streit, der damit endet, dass Todd den ungeliebten Störenfried im Eifer des Gefechts mit einer Axt enthauptet. Und Sallinger soll nicht die einzige Leiche bleiben: Die nervtötende Masha gefährdet schließlich die traute Zweisamkeit ebenso wie Sallingers Freunde, die abends eine Party  in dem Landhaus feiern wollen...

    So ganz entscheiden konnten sich Regisseur Peter Wellington („Saving Hope“) und Drehbuchautor Jeremy Boxen („Lost Girl“), die bisher vor allem durch kanadische TV-Produktionen in Erscheinung getreten sind, offenbar nicht: „Cottage Country“ entpuppt sich früh als unausgegorene Kreuzung aus Hinterwäldler-Horror, Splatter-Komödie, Kriminalgeschichte und einem tragikomisch angehauchten Familiendrama. Sieht anfangs alles danach aus, als verkomme der Film zu einer turbulenten, aber vollkommen witzlosen Gewaltorgie, schlagen die Filmemacher nach einer halben Stunde plötzlich einen anderen Ton an: Der Zuschauer kommt sich nun vor wie in einer „Columbo“-Folge, in der der gewiefte Ermittler – hier: der jüdisch-orthodoxe Partygast Dov Rosenberg (Benjamin Ayres) – eine vermeintlich harmlose Frage nach der nächsten stellt und Todd und Cammie bei ihren Aussagen zu Sallingers mysteriösem Verschwinden Gefahr laufen, sich hoffnungslos in Widersprüche zu verstricken. Mit dem Eintreffen von Todds Eltern verlassen Wellington und Boxen aber auch diesen eingeschlagenen Pfad und rücken plötzlich die anstehende Hochzeit der frisch Verlobten in den Mittelpunkt: Nun entwickelt sich „Cottage Country“ plötzlich zur dialoglastigen Familienkiste. Eine klare Linie lassen die Filmemacher bis zum Abspann vermissen.

    Der durchaus spannende Mittelteil, in dem Todds brutale Affekt-Tat spätestens nach dem Eintreffen von Sergeant Mackenzie (Sabrina Grdevich, „A.I. – Künstliche Intelligenz“) aufzufliegen droht, ist zugleich der unterhaltsamste Abschnitt in „Cottage Country“, denn trotz des offensichtlichen Bemühens ist Wellingtons Landhauskomödie selten wirklich komisch. Dass sich Todd und Cammie permanent mit peinlichen Kosenamen wie „Kuschelpo“ anreden, lädt einleitend zwar zum Schmunzeln ein, doch dieser müde Running Gag wird deutlich überstrapaziert. Auch Todds wiederkehrende Tagträume, in denen ihm sein ermordeter Bruder erscheint und wie selbstverständlich zu ihm spricht, verpuffen ohne jeden Lacher oder Schockmoment: Sallinger erinnert eher an eine halbherzig geschminkte Ausgabe des Bösewichts Joker aus den „Batman“-Filmen als an eine untote Wasserleiche, denn an der Maske wurde ordentlich gespart. Zumindest auf der Zielgeraden kommt „Cottage Country“ dann doch noch auf Touren: Der fulminante Showdown, bei dem ausgerechnet die Personen ins Gras beißen, mit denen man am wenigsten gerechnet hätte, entschädigt ein Stück weit für die ansonsten über weite Strecken vorherrschende Ideenarmut.

    Fazit: Erst in den Schlussminuten ist „Cottage Country“ wirklich witzig und originell.

    Möchtest Du weitere Kritiken ansehen?
    Das könnte dich auch interessieren
    Back to Top