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    Starship Troopers: Invasion
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    1,5
    enttäuschend
    Starship Troopers: Invasion
    Von Robert Cherkowski

    Auf der Höhe der Zeit zu sein, ist gut, seiner Zeit voraus zu sein, sogar noch besser – das ist für den finanziellen Erfolg allerdings oft eher hinderlich. So erging es Paul Verhoeven mit seinem „Starship Troopers", der 15 Jahre nach Erscheinen längst in den Kanon hellsichtiger Satiren aufgenommen ist, damals aber an der Kinokasse hinter den Erwartungen zurückblieb. Erst auf dem Heimvideomarkt entwickelten sich die kriegerischen Abenteuer der Weltraum-GIs, die sich auf fremden Planeten Schlachten mit überdimensionalen, insektenartigen Aliens (sogenannten Bugs) liefern, zum Dauerbrenner. Etliche Direct-to-Video-Fortsetzungen entstanden, die jedoch bei weitem nicht die Qualität des Originals erreichten. Tatsächlich erweckten „Starship Troopers 2: Held der Föderation" und „Starship Troopers 3: Marauder" eher den Eindruck, als hätten die Macher den Vorgänger überhaupt nicht verstanden. Statt Verhoevens überspitzte Fabel über Soldatentreue, Hörigkeit und Imperialismus fortzusetzen, lieferten sie doofen Weltraumhorror ohne die Finesse und den doppelten Boden des Originals. 1999 folgte gar eine computeranimierte Serie, die eng an der Buchvorlage von Robert Heinlein orientiert war, bei der die politischen Aspekte jedoch ausgeklammert wurden. Im selben animierten und entpolitisierten Stil wird nun ein abendfüllender Spielfilm unter der Regie von Shinji Aramaki („Appleseed") nachgereicht - von Verhoevens Brillanz ist auch dieses Weltraumschlachtspektakel weit entfernt.

    Seit Jahren befindet sich die Erde im Krieg mit dem Planeten Klendathu, der von scheinbar seelenlosen, gefräßigen Killerinsekten – den Bugs – bewohnt wird. So tumb wie vermutet ist der Gegner dann aber doch nicht, immerhin verfügt er über die Fähigkeiten zur Gehirnwäsche. So wurde der Wissenschaftler Jenkins (Stimme: Justin Doran) gefügig gemacht, der nun mit Hilfe einiger Schergen und Bugs das Raumschiff „John A. Warden" unter Kontrolle gebracht hat. Gerade so gelingt es der Kapitänin Carmen Ibanez (Stimme: Luci Christian) einen Notruf auszusenden, der bald den tollkühnen Kriegsheld Johnny Rico (Stimme: David Matranga) und seine Kameraden auf den Plan ruft. Mit der Erstürmung des Schiffes beginnt eine erbitterte Schlacht in den Weiten des Alls...

    Auf den ersten Blick erscheint „Starship Troopers: Invasion" wie ein kompletter Neustart des eingeschlafenen Franchises, aber der Rückgriff etwa auf das bekannte und bewährte Design der Bugs macht deutlich, dass man es hier eher mit einem animierten Spin-off zu tun hat. Aber diese Frage ist letztlich nicht entscheidend, wichtiger ist da schon, dass hier wieder der militärische Aspekt im Vordergrund steht, der schon Verhoevens Original geprägt hat. Bei den Fortsetzungen hatte man die Schlachten noch vernachlässigt, Aramaki setzt dagegen auf ausführliche Militär-Action. Mit dem satirischen Gehalt von Heinleins Vorlage weiß aber auch er nichts anzufangen und liefert handelsübliche Kriegsfilmaction ohne Fallhöhe.

    Gewöhnungsbedürftig ist zudem der Look, der auf den ersten Blick an die animierten Filme zum „Final Fantasy"- oder „Resident Evil"-Kosmos erinnert. Die Möglichkeiten einer digitalen Welt frei von realen Bauten und Darstellern werden zwar ausgiebig genutzt, doch nützen alle schwerelosen Kamerafahrten um Raumstationen, alle Flüge hinein ins Kampfgetümmel wenig, wenn die Qualität der Animation eher beschränkt ist. Jeder, der schon einmal den neuesten Teil von „Mass Effect" anspielen durfte, wird über die klobige Optik von „Starship Troopers: Invasion" wohl eher die Nase rümpfen. Niemand erwartet von einer B-Produktion wie dieser, dass sie mit Pixar-Filmen konkurriert, doch fällt es schwer, sich für ein Getümmel zu begeistern, das aussieht wie die Zwischensequenz eines veralteten Videospiels.

    „Starship Troopers: Invasion" ist geprägt von einer unbeholfenen Künstlichkeit, die in gewisser Weise schon wieder zu Verhoevens Original passt, wo Darsteller wie Casper Van Dien („Tarzan und die verlorene Stadt") oder Denise Richards („Wild Things") sich schwer abmühten und ebenfalls alles andere als natürlich wirkten. Für Figuren ohne echtes Mienenspiel kann man sich allerdings nur schwer erwärmen, erst recht, wenn das auch Drehbuch wenig hergibt. Bei Aramaki geht es nur darum, sich von einer endlosen Schießerei zur nächsten zu hangeln. Und wenn gerade mal nicht geballert wird, stolzieren die Pappkameraden durch steril animierte Raumschiff-Flure und raunen sich kernige Soldaten-Phrasen zu, die ebenso platt wie überflüssig sind. Bis zum nächsten Action-Exzess, der dann ebenso spurlos am Zuschauer vorüberzieht wie die vorigen fünf, ist es nie weit – im Vergleich wirken selbst die „Transformers"-Filme wie bedächtiges Erzählkino.

    Fazit: Wer darüber nachdenkt, ob er sich „Starship Troopers: Invasion" ansehen soll oder lieber nicht, sollte sich die Frage stellen, ob er Lust hat, 90 Minuten lang Action-Sequenzen anzuschauen, die aus einem technisch veralteten Videospiel stammen könnten.

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