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    War of the Dead - Band of Zombies
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    War of the Dead - Band of Zombies
    Von Robert Cherkowski

    „Wenn in der Hölle kein Platz mehr ist, kommen die Toten auf die Erde zurück" – so hieß es 1978 in George A. Romeros Genre-Klassiker „Zombie - Dawn Of The Dead". Heute würde das eher folgendermaßen klingen: „Wenn in den Kinos kein Platz mehr ist, kommen die billig produzierten Zombie-Heuler direkt auf DVD und Blu-ray heraus". Und zwar in rauen Mengen. Die doppelbödige Gesellschaftssatire eines Romero oder einfach nur gesunder Menschenverstand spielen dabei längst keine Rolle mehr. Dementsprechend im Zaum gehalten werden muss so auch jede Erwartungshaltung an „War of the Dead". Ein besonders spannender, gruseliger oder gar cleverer Film ist Marko Mäkilaakso tatsächlich nicht gelungen, aber ein Totalausfall wie zuletzt „Osombie" ist sein Zombie-Reißer keineswegs – denn hier ist trotz aller Schwächen jederzeit spürbar, wie inbrünstig der finnische Regisseur das Genre liebt.

    In der Hölle des Zweiten Weltkrieges muss ein finnisch-amerikanisches Bataillon unter der Führung des US-Captains Martin Stone (Andrew Tiernan) hinter den Linien versprengter Partisanen auf die harte Tour lernen, dass die Nazis nicht ihr einziges Problem sind. Auch die Toten beider Parteien mischen hier gewaltig mit. Im wäldlichen Niemandsland haben die Deutschen an Gefangenen herumexperimentiert, um ein untotes Heer zu züchten – mit viel zu durchschlagendem Erfolg. Nach einem verlustreichen Gefecht in der Nähe einer Nazi-Bunkeranlage kehren nun noch in der gleichen Nacht auch diejenigen zurück, die just im Kampf gefallen sind. Blutgierig stürzen sie sich auf ihre ehemaligen Freunde und Feinde...

    „War of the Dead" ist ein seltsamer Film. Nicht aber aufgrund des Kriegsszenarios – neu ist diese Idee nämlich keineswegs. Militärische Protagonisten zählen spätestens seit Romeros drittem Untoten-Streich „Zombie 2 - Day Of The Dead" zum festen Inventar des Zombiefilm, der wiederum zuletzt immer wieder als Basis verschiedenster Genre-Cocktails diente . So wurden etwa im zitatreichen Norweger-Ulk „Dead Snow" schon gefrorene Nazi-Bataillone reanimiert, während im menschenverachtenden Ideologie-Vehikel „Osombie" untote Taliban-Horden über schneidige US-Soldaten herfielen. Nein, seltsam ist hier – im Zeitalter postmoderner Ironie – vielmehr, wie offenkundig bierernst „War of the Dead" gemeint ist. Fluchtwege in die Komik gönnt Mäkilaakso seinem Publikum zu keinem Zeitpunkt. Stattdessen inszeniert er seine Geschichte so grimmig wie sich ein Partisanen-Weltkriegsactioner eben nehmen lässt. Funsplatter-Fans schauen hier in die Röhre.

    Rote Fontänen und Körperteil-Puzzles gibt es hier keine, dafür einen grau-ausgewaschenen Kriegsfilmlook. Ohne Gore-Schauwert und CGI-Einsatz ist das Sterben hier eine ernste, trockene Angelegenheit. Auch handwerklich hat sich das Team um Mäkilaakso mehr vorgenommen als die meisten anderen Zombiefilm-Macher, denen es in der Regel genügt, torkelnde Horden mit Kopfschüssen zu versehen und nach dem 10-kleine-Negerlein-Prinzip stereotype Figuren auszuknipsen. Obgleich Mäkilaakso auf kostenkünstig produzierte Digitaloptik setzt und die Schauplätze oft nach im Unkraut verfallener Industriebrache und lokalen Waldstücken aussehen, demonstriert er auch immer wieder visuelle Gestaltungsfreude. Das äußert sich nicht nur in einigen sehr ansehnlichen Kamerafahrten, sondern auch in stimmungsvollen Nacht-und-Nebel-Aufnahmen, die an italienische Trash-Meister wie Lucio Fulci („Ein Zombie hing am Glockenseil") oder Bruno Mattei („Die Hölle der lebenden Toten") denken lassen.

    Auch das Sounddesign spricht für die Euphorie, mit der hier ans Werk gegangen wurde: Pointiert schlägt hier Lärm in entrückte Stille um – und umgekehrt. Mit diesen in Kontext einer Direct-to-DVD-Produktion bemerkenswerten Qualitäten treten die Defizite von „War Of The Dead" zwar nicht gänzlich in den Hintergrund, bringen den Film aber auch nicht zum Kentern. Weniger gelungen ist etwa die arg grob gezeichnete Gruppendynamik innerhalb des Bataillons. Für Top-Darsteller war freilich auch kein Budget verfügbar – und im Rahmen, der ihnen gegeben ist, leisten die Schauspieler durchaus solide Arbeit. „War of the Dead" ist und bleibt ein „billiger" Streifen, aber in lichten Augenblicken deutet sich an, was aus Mäkilaakso noch werden könnte - vielleicht sogar ein neuer Neil Marshall („Centurion"), an dessen Frühwerk „Dog Soldiers" das bunte Treiben hier in seinen besseren Momenten erinnert.

    Fazit: Ein wirklich fesselnder Film ist Marko Mäkilaakso mit „War of the Dead" nicht gelungen. Seine für eine so bescheidene Produktion überraschenden Qualitäten heben den Weltkriegs-Zombiehorror dennoch klar vom Direct-to-DVD-Einerlei ab.

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