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    Breathing Earth - Susumu Shingus Traum
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,5
    gut
    Breathing Earth - Susumu Shingus Traum
    Von Jonas Reinartz

    Susumu Shingu ist ein zutiefst ausgeglichener Mensch. Stets wirkt der heute 75jährige Künstler in sich ruhend und freundlich. Der Sinn seines Schaffens mag sich zwar nicht jedem Betrachter unmittelbar erschließen, doch wirkt er nie wie ein exzentrisches Genie, das sich fernab der Alltagsrealität in seiner eigenen Welt einspinnt. Bekannt ist er für seine Windspiele, die so in der freien Natur installiert sind, dass sie mit den Wetterbedingungen interagieren. Regisseur Thomas Riedelsheimer („Rivers and Tides") begleitete den japanischen Künstler für seine Dokumentation „Breathing Earth – Susumu Shingus Traum", passt sich dabei der sanften Bedächtigkeit seines Protagonisten an, findet jedoch immer auch eigene ästhetische Bilder und einen stimmigen Erzählrhythmus.

    Der Künstler träumt davon, ein Dorf aufzubauen, das ausschließlich durch die Kraft von Wind und Wasser mit Energie versorgt wird. Dieses Projekt nennt er „Breathing Earth" und er reist in verschiedene Länder, um Ideen zu sammeln und eventuelle Standorte zu finden. Außerdem braucht er technische Unterstützung, denn der kreative Kopf, so pragmatisch er auch ist, versteht von solchen Dingen nicht allzu viel. An Shingus Seite ist meist seine Frau, die ganz wie der Gatte, den sie einst als seine Assistentin kennenlernte, stets gut gelaunt ist. All das dokumentiert Riedelsheimer, dabei passiert ganz dem Wesen des porträtierten Künstlers entsprechend nichts Spektakuläres, doch ist es durchaus faszinierend, Shingu bei seinen Ideenfindungsprozessen und organisatorischen Überlegungen über die Schulter zu schauen. Für das deutsche Publikum ist besonders der Besuch im Ruhrgebiet amüsant. Dort erklärt ein Verantwortlicher den japanischen Gästen, was es mit dem sich in Blickweite befindlichen Stadion von Schalke 04 auf sich hat, was Shingu wie stets interessiert und mit Engelsgeduld zur Kenntnis nimmt.

    Unauffällig setzt Regisseur Riedelsheimer seinen Protagonisten in Szene und behält dabei einen beobachtenden Gestus bei. Dazu schafft er es aber in den Naturaufnahmen auch, die Ideen Shingus auf eindringliche Weise zu vermitteln: Hier erreichen die Filmbilder oft geradezu eine poetische Qualität, die fern von jedem Kunstgewerbe liegt. Das konfliktfreie Vorüberfließen des Films (das „Breathing Earth"-Projekt nimmt eine stetige positive Entwicklung und das einzige verzögernde Hindernis ist ein Unwetter) wirkt allerdings zuweilen auch etwas ermüdend, dieser Effekt wird aber wiederum allein schon durch die interessante Persönlichkeit des Künstlers ausgeglichen, der immer wieder auch Einblicke in seine Vergangenheit zulässt. So wird gleichsam im Vorübergehen ein aufschlussreiches Schlaglicht auf die japanische Nachkriegsgesellschaft geworfen.

    Fazit: „Breathing the Wind - Susumu Shingus Traum" ist nicht nur für Kunst- und Japanliebhaber interessant, denn Thomas Riedelsheimer bringt uns neben dem Werk auch den Mann dahinter nahe.

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