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    Kalter Hauch
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,5
    gut
    Kalter Hauch
    Von Gregor Torinus

    Der aus dem Jahre 1972 stammende Action-Thriller "Kalter Hauch" (Originaltitel: "The Mechanic"), war nach dem Spätwestern "Chatos Land" (ebenfalls 1972) bereits die zweite Zusammenarbeit zwischen dem Regisseur Michael Winner und dem Schauspieler Charles Bronson. Zwei Jahre später sollte dasselbe Duo zusammen den berüchtigten "Ein Mann sieht rot" ("Death Wish") drehen. Obwohl "Kalter Hauch" im Vergleich zu diesem Skandalfilm heute eher unbekannt ist, handelt es sich hierbei um ein interessantes Genre-Kleinod mit ganz eigenen Qualitäten.

    Arthur Bishop (Charles Bronson) ist "The Mechanic", ein ebenso raffinierter wie skrupelloser Auftragskiller, der seine Morde nach natürlichen Toden oder nach Unfällen aussehen lässt. Kein Auftrag wird von ihm abgelehnt. Als man ihm aufträgt "Big Harry" (Keenan Wynn), Arthurs Bezugsperson innerhalb der Organisation, umzubringen, erledigt er auch das mit der gleichen kalten Professionalität wie jeden anderen Job. In der Folge dieses Mordes heftet sich allerdings Big Harrys Sohn Steve (Jan-Michael Vincent) an Arthurs Fersen. Er will jedoch nicht etwa seinen Vater rächen, sondern von Arthur das Handwerk eines Killers lernen.

    "Kalter Hauch" ist definitiv kein typischer Action-Reißer mit einem mittlerweile einschlägig bekannten Hauptdarsteller. Die erste Viertelstunde kommt die Geschichte des Films ohne jeden Dialog aus. Mit stoischer Ruhe bereitet Arthur einen Mord vor, der nach einem häuslichen Unfall aussehen soll. Diese Szene fasziniert durch kalte Perfektion, in der sich Arthurs Charakter metaphorisch spiegelt. Er ist ein pragmatischer Profikiller, der jedes Detail bedenkt und seine Morde vollkommen emotionslos ausführt. Aber er ist durch seinen Beruf zwangsläufig zu einem Einzelgänger geworden. Er lebt in einer luxuriösen Villa, genießt erlesenen Wein und klassische Musik. Doch wenn er einmal einen Liebesbrief erhält, dann nur, weil er seiner Stammprostituierten dafür bezahlt.

    "Kalter Hauch" besticht durch viele, kleine Details, die den Film besonders machen und ihm in seinem Genre einen besonderen Platz ermöglichen. So ist die Beziehung zwischen Arthur und Steve für den Zuschauer von besonderem Reiz. Die beiden scheinen hin- und hergerissen zwischen Anziehung, Rivalität und Verachtung. Vielleicht ist diese Spannung auch ein Hinweis auf eine sexuelle Verbindung zwischen den beiden, die im Drehbuch zwar explizit angedeutet wurde, im Film letztlich jedoch nicht direkt greifbar ist.

    In einigen Momenten wird "Kalter Hauch" fast zu einer psychologischen Studie über das Innenleben eines Soziopathen. Denn Steve erweist sich als ein eiskalter Sadist. Dies zeigt sich überdeutlich, als seine Freundin ihn und Arthur in ihre Wohnung einlädt, wo sie sich anschließend mit einer Rasierklinge die Pulsadern aufschneidet. Sie will Steve dazu bringen, seine Gefühle für sie zu offenbaren – doch der denkt gar nicht daran, sondern macht es sich zusammen mit Arthur bei einem Drink gemütlich. Die beiden fachsimpeln darüber, wie lange es dauern wird, bis auf diese Art des Selbstmords, der Tod eintritt. Am Ende lässt Steve die Frau alleine, stark blutend, ins Krankenhaus fahren.

    Michael Winner zieht den Dialog jedoch nicht der Action vor: Den Großteil des Films über kracht und wummst es gewaltig. Spannung kommt hingegen eher selten auf. Leider wurde hier einiges an inszenatorischem Potenzial verschenkt. "Kalter Hauch" bleibt dennoch interessant genug um als Geheimtipp durchzugehen.

    Fazit: Die zweite gemeinsame Arbeit von Michael Winner und Charles Bronson überzeugt vor allem durch einige dramaturgische Details. Die berechnende Gefühlskälte und die gleichzeitige Einsamkeit des Profikilleralltags werden für den Zuschauer auf beeindruckende Art und Weise spürbar. So ist der Film, trotz eher niedrigem Spannungsbogen, auch heute noch sehenswert.

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