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    Cherchez Hortense
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    Cherchez Hortense
    Von Ulf Lepelmeier

    Bittersüße Filme zwischen melancholischer Dramatik und feiner Komik sind ein ganz besonderes Metier, das gerade das französische Kino immer wieder auf wunderbar charmante Weise auszuloten weiß. Autor und Regisseur Pascal Bonitzer hat in Filmen wie „Immer wieder die Frauen" oder „Ich denk‘ an Euch" schon einige Male sein Talent bewiesen, sich leichtfüßig zwischen den Polen hin- und herzubewegen und sowohl dem Drama als auch der Komik gerecht zu werden. In seiner Tragikomödie „Cherchez Hortense" verliert er sich jedoch irgendwo zwischen komischen Ansätzen und dramatischen Begebenheiten. Trotz einer hochklassigen Darstellerriege um Kristin Scott Thomas, Jean-Pierre Bacri und Isabelle Carré plätschert die Geschichte vor sich hin und erzeugt weder Betroffenheit noch Amüsement.

    Der als habilitierter Asienexperte interkulturelle Schulungen für Manager leitende Damien Hauer (Jean-Pierre Bacri) führt ein geregeltes Leben, auch wenn seine Frau Iva (Kristin Scott Thomas) immer weniger Zeit für ihn und ihren gemeinsamen Sohn Noé (Marin Orcand Tourres) hat. Bei seinem einflussreichen Vater Sebastian (Claude Rich) soll Damien ein gutes Wort für eine gewisse Zorica, eine Freundin seiner Schwägerin, einlegen, um deren Abschiebung nach Serbien zu verhindern. Doch Damien fällt es schwer seinen vielbeschäftigten, autoritären Vater am Obersten Gerichtshof aufzusuchen und sich für eine unbekannte Frau einzusetzen. Als er dann die liebenswerte Aurore (Isabelle Carré) kennen lernt und sich herausstellt, dass Ivas nächtliche Theaterproben nicht einzig der Liebe zur hohen Kunst geschuldet sind, ergeben sich mit einem Mal ungeahnte Problemfelder für den pflichtbewussten Professor.

    Reichlich unspektakulär lässt Pascal Bonitzer die von ihm als herzlos beschriebenen Welten der Judikative und des Theaters auf den noch echte Empathie für seine Mitmenschen aufbringenden Damien treffen. Während dessen Vater und Ehefrau wenig Mitgefühl für Einzelschicksale aufbringen und knallhart über Recht und Ordnung einerseits, Besetzung und Inszenierung andererseits entscheiden, setzt Damien sich für andere ein, selbst wenn ihm dafür Undankbarkeit entgegengebracht wird. Das Aufeinandertreffen so unterschiedlicher Lebenseinstellungen würde eigentlich genug Reibungspunkte geben, doch in Bonitzers unaufgeregtem Film kommt es nie zum dramatischen Zusammenprall.

    Und auch die komödiantischen Aspekte kommen zu kurz: Zwar bemüht sich Bonitzer nebenbei ein wenig Gesellschaftssatire einzubauen, in dem er Generationskonflikte und Immigration thematisiert, doch der Funke mag nicht zünden. Und selbst eine äußerst komische Szene, in der der völlig perplexe Damien bei einem Nobeljapaner mit ansehen muss, wie sein herrischer Vater den jungen Kellner förmlich anschmachtet ist in ihrer offen ausgespielten Situationskomik dann schon wieder zu klamaukig.

    Hauptdarsteller Jean-Pierre Bacri („Schau mich an!") gibt routiniert den etwas farblosen Gutmenschen Damien, der es allen recht machen will, aber von seiner gelangweilten Frau betrogen, von seinem Beruf gefordert und von seinem Vater missachtet wird. Die wunderbare Kristin Scott Thomas („Der englische Patient", „In ihrem Haus") scheint hingegen mit der Darstellung der gelangweilten Ehefrau schlicht unterfordert zu sein. Nach der Eröffnungsszene, in der die Kamera sich auf die rauchende Theaterregisseurin konzentriert, die sich viel zu lang einfach keine Gedanken über die möglichen Konsequenzen ihrer Liebschaft macht, gerät die Rolle der Iva zunehmend zur lieblos entworfenen Randfigur. Etwas mehr Glück mit ihrer Rolle hat da Isabel Carré („Die Anonymen Romantiker"), deren zurückhaltende Aurore schließlich eine dramatische Wendung heraufbeschwört, die sich dem Zuschauer um einiges schneller offenbart, als dem von Aurores unschuldigem Charme erlegenem Damien.

    Fazit: „Cherchez Hortense" ist trotz der bemühten Schauspieler ein nur durchschnittlicher Film, der weder langweilt, noch begeistert. Letztlich fehlt der vorhersehbaren Tragikomödie das gewisse Etwas, um die Zwistigkeiten der wohlsituierten Intellektuellenfamilie aus dem Einerlei herauszuheben.

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