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    Der letzte Exorzismus: The Next Chapter
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    Der letzte Exorzismus: The Next Chapter
    Von Christoph Petersen

    Der Horrorfilm „Der letzte Exorzismus" des Hamburger Regisseurs Daniel Stamm entpuppte sich vor drei Jahren als rundum positive Überraschung – nicht nur für Produzent Eli Roth („Hostel"), der sich über ein US-Einspielergebnis von mehr als 40 Millionen Dollar bei einem Budget von schlappen zwei Millionen freuen konnte, sondern auch für Genre-Fans, die kurz davor waren, von den immer gleichen Exorzismus-Schauerstücken zu Tode gelangweilt zu werden. Der Low-Budget-Film bot starke Darsteller (mit beeindruckenden Verrenkungskünsten), ein kreativ-ironisches Spiel mit dem eigenen Found-Footage-Gewand und effektiv platzierte Schockeffekte. Gute Schauspieler und einen spannenden Ansatz hat nun auch die von Ed Gass-Donnelly inszenierte Fortsetzung „Der letzte Exorzismus: The Next Chapter" (oder wie wir sie nennen: „Der wirklich allerletzte Exorzismus – Isch schwör dir!") zu bieten. Aber es gibt eine Sache, zu der den Machern diesmal absolut nichts Neues einfällt: Und das ist ausgerechnet der titelgebende Exorzismus selbst!

    Die Farmerstochter Nell (Ashley Bell, „The Marine: Homefront") hat die am Ende von „Der letzte Exorzismus" angedeutete Dämonenbeschwörung überlebt. Nun kauert sie völlig verstört in der Küche einer fremden Familie neben dem Kühlschrank. Die Polizei glaubt nicht an Dämonen, die Gesetzeshüter sind vielmehr davon überzeugt, dass Nell Opfer einer Sekte geworden ist und entlassen sie deshalb in die Obhut von Frank Merle (Muse Watson, „Prison Break"), der in New Orleans eine Art Frauenhaus betreibt. Nell findet schnell einen Job als Zimmermädchen in einem Hotel und verliebt sich ein bisschen in ihren Kollegen Chris (Spencer Treat Clark, „Gladiator"). Irgendwann gelingt es ihr sogar, sich selbst einzureden, dass die Geschehnisse auf der elterlichen Farm tatsächlich alle nur ihrer Phantasie entsprungen sein müssen. Doch so leicht lässt sich Dämon Abalam leider nicht abschütteln...

    Ashley Bell hat in „Der letzte Exorzismus" ihre erste größere Kinorolle gespielt, wobei es für die Newcomerin in dem Film vor allem darum ging, sich während der Dämonenaustreibung besonders spektakulär zu verrenken. Da haben die Macher von „Der letzte Exorzismus: The Next Chapter" echt Glück gehabt, dass Bell nicht nur beeindruckende Fähigkeiten als Schlangenmensch besitzt, sondern auch ziemlich gut schauspielern kann. Immerhin kommt der Protagonist des ersten Teils, der zweifelnde Pastor Cotton Marcus (Patrick Fabian), in der Fortsetzung gar nicht mehr vor und Nell rückt allein in den Fokus. Zudem kommt der Film lange Zeit ohne übersinnliche Einschübe aus, stattdessen liegt die Konzentration ausschließlich auf Nells Kampf um ein möglichst normales Leben. Und der gerät für ein Horror-Sequel emotional überraschend effektiv: Spätestens wenn Nell das erste Mal nach ihrer Tortur wieder lächelt, drückt der Zuschauer ihr ganz fest beide Daumen (selbst wenn ihr Erfolg ihn um seinen mit dem Kinoticket teuer erkauften Grusel bringen würde).

    In „Der letzte Exorzismus" hat die auffällige Inszenierung noch eine prominente Rolle gespielt – immerhin jonglierte Regisseur Daniel Stamm geschickt mit den Traditionen des Found-Footage-Genres. Die Fortsetzung ist nun nicht nur kein Found-Footage-Film mehr, sondern insgesamt sehr behutsam und zurückhaltend in Szene gesetzt. Die ersten 45 Minuten wähnt sich der Zuschauer meist gar nicht in einem Horrorfilm, sondern vielmehr in einem Independent-Drama. Dieser Ansatz hat einen ganz großen Vorteil: Die Figuren bedeuten dem Zuschauer etwas! Nell ist keine austauschbare 08/15-Schnepfe, bei der das Publikum begeistert grölt, wenn sie den Löffel abgibt. Leider verpasst es Regisseur Ed Gass-Donnelly dann aber, rechtzeitig einen Gang hochzuschalten. Den Exorzismus serviert er mit den üblichen Zutaten (Augen verfärben sich schwarz, Raben knallen gegens Fenster, die Toneffekte werden bis zum Anschlag hochgeregelt), erreicht dabei aber nicht annähernd die Schockwirkung des Vorgängers. Zumal dem zumindest von der Idee her überzeugenden Schlusstwist inmitten von selbst für einen Film dieser Preisklasse viel zu billig animierten Feuersbrünsten jeder Punch fehlt.

    Fazit: Die erste Hälfte von „Der letzte Exorzismus: The Next Chapter" entpuppt sich vor allem dank der stark aufspielenden Ashley Bell als berührendes Drama um eine junge Frau, die sich endlich ihren Platz in der Welt erstreiten will. Die anschließende Exorzismus-Episode ist hingegen eine einzige Enttäuschung.

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