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    Two Men in Town
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,0
    lau
    Two Men in Town
    Von Michael Meyns

    Bei einem guten Film kommt es in der Regel gar nicht mal darauf an, was erzählt wird, sondern wie es erzählt wird – schließlich wurden in deutlich über 100 Jahren Filmgeschichte schon die meisten Themen abgedeckt. So ist es kein Problem, dass Rachid Bouchareb in seinem Drama „Two Men In Town“, der im Wettbewerb der Berlinale 2014 seine Weltpremiere feierte, die schon oft gesehene Geschichte eines Ex-Knackis erzählt, der dem kriminellen Leben abschwört, jedoch von seiner Vergangenheit eingeholt wird. Dass sein Film mit Oscarpreisträger Forest Whitaker („Der letzte König von Schottland“) in der Hauptrolle so schnell langweilt, liegt dann auch weniger an der altbekannten Story, sondern daran, dass Bouchareb diese bis zur Ermüdung mit der Wiederholung allzu vertrauter Muster herunterspult und daneben mit viel Ballast vollstopft.

    Vor 18 Jahren tötete William Garnett (Forest Whitaker) einen Polizisten. Im Gefängnis hat er zu Allah gefunden und wird nun freigelassen. Seine Bewährungshelferin Emily Smith (Brenda Blethyn) glaubt an die Kraft des Vertrauens, doch Sheriff Agati (Harvey Keitel) will von solch liberalem Geschwätz nichts wissen. Er verdammt das Rechtssystem, dass Garnetts Freilassung ermöglicht und hofft geradezu, dass er rückfällig wird. Doch Garnett bemüht sich redlich, ein gesetzestreues Leben zu führen: Er nimmt eine miese Arbeit an, lebt zurückgezogen in einem billigen Hotel und scheint in der aus Mexiko eingewanderten Bankangestellten Teresa (Dolores Héedia) auch eine Frau gefunden zu haben, mit der er eine Familie gründen kann. Doch sowohl der Sheriff, als auch sein alter Kumpel Terence (Luiz Guzman), der lukrative kriminelle Aktivitäten verfolgt, ziehen Garnett unweigerlich Richtung Abgrund.

    Eine tiefmoralische Geschichte will Rachid Bouchareb erzählen, der mit seinen Filmen „Tage des Ruhms“ und „Outside The Law“, in denen er das schwierige Verhältnis von Frankreich und den Bewohnern des Maghreb thematisierte, viel Aufmerksamkeit erlangte. Dabei verzettelt er sich allerdings schnell in allzu vielen Nebenschauplätzen und unpräzisen Charakterisierungen. Als wäre die Figur des William Garnett, gerade in der Darstellung des wie immer starken, von brodelnder Intensität geprägten Forest Whitakers nicht genug, versucht Bouchareb ein vielschichtiges Bild der amerikanischen Realität anzudeuten.

    Dabei reißt er gleich eine ganze Reihe von Themen an: Es geht um die Einwanderungsproblematik im amerikanischen Süden, die Grenzkonflikte mit Mexiko, kriminelle Machenschaften, aber auch um Polizeiwillkür, mangelnde Sozialsysteme und noch einiges mehr. Doch statt vielschichtig bleibt vieles schwammig, wie sich vor allem im von Harvey Keitel gespielten Sheriff zeigt: Dieser ist einerseits ein unversöhnlicher Radikaler, der alle legalen und illegalen Methoden benutzt, um Garnett zu provozieren, beklagt aber andererseits im Angesicht von verdursteten Flüchtlingen aus Mexiko die Ungerechtigkeit der Welt. Das Janusköpfige der Figur, die munter zwischen hartem Südstaatensheriff, der aber auch einem aus Afghanistan zurückkehrenden Soldaten ein Fest ausrichtet, und verständnisvollen Familienvater changiert, wird nie begreifbar gemacht.

    Als wäre der Grundkonflikt nicht kraftvoll genug, als hätte die altbekannte, aber auch klassische Geschichte des Kriminellen, der durch äußere Umstände vom Pfad der Tugend abkommt, nicht genug Potential, schweift Bouchareb immer wieder ab, verliert sich in betont malerischen Panoramen, mit denen er die Weite der Landschaft betont, deren Archaik er aber nur behauptet. So bleibt trotz eines mal wieder kraftvoll-energisch aufspielenden Forest Whitaker in der Hauptrolle am Ende von „Two Men In Town“ viel zu viel Stückwerk über, um wirklich überzeugend zu sein.

    Fazit: Rachid Bouchareb will sich in „Two Men In Town“ offensichtlich nicht auf eine klassische Geschichte konzentrieren. Was aber Vielschichtigkeit sein soll, ist am Ende nur unnötiger Ballast gegen den selbst der erstklassige Hauptdarsteller nichts mehr ausrichten kann.

    Dieser Film läuft im Programm der Berlinale 2014. Eine Übersicht über alle FILMSTARTS-Kritiken von den 64. Internationalen Filmfestspielen in Berlin gibt es HIER.

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