Mein Konto
    Maximum Conviction
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    1,5
    enttäuschend
    Maximum Conviction
    Von Robert Cherkowski

    Wenn die Riege alter Action-Haudegen für „The Expendables" und „The Expendables 2" zusammenkam, fehlte immer ein Name: Steven Seagal, der bei der großen Selbstbeweihräucherung der ergrauten Haudrauf-Helden, an der selbst Chuck Norris („McQuade der Wolf") teilnehmen durfte, außen vor bleibt. Dabei hat Steven Seagal in seiner Filmografie mehr gelungene Action-Kracher als manch anderer vorzuweisen. In den späten 80ern und frühen 90ern drehte er harte Kost wie „Zum Töten freigegeben", „Hard to Kill", „Nico", das von John Flynn inszenierte Meisterstück „Deadly Revenge - Das Brooklyn Massaker" und seinen größten Kassenerfolg „Alarmstufe Rot". Doch Seagals typische Mischung aus knochenbrechender Keile und stoischem Gleichmut erwies sich als nicht auf die Dauer für das Mainstream-Publikum geeignet. So müssen sich die immer noch zahlreichen Fans des prügelnden Buddhisten – zu denen sich auch der Verfasser dieser Zeilen zählt – längst mit den in schöner Regelmäßigkeit neu auf DVD erscheinenden, selten sonderlich gelungenen Lebenszeichen des mittlerweile deutlich korpulenteren alten Recken begnügen. Der von Seagals Kumpel Keoni Waxman („The Keeper", „Hunt to Kill") inszenierte „Maximum Conviction" ist ein weiteres dieser nur noch für die Fans produzierten Werke.

    Einst waren die bulligen Ausputzer Steele (Steven Seagal) und Manning (Steve Austin) Elitesoldaten, die für Uncle Sam die Welt säuberten. Damit ist es jedoch schon eine Weile vorbei. Heute übernehmen sie als „Männer fürs Grobe" Jobs im Inland, wie etwa die Stilllegung eines Hochsicherheitsgefängnisses samt Verschiffung der Insassen. Die Routineaufgabe gewinnt an Brisanz, als zwei Überraschungsgäste ins bereits fast geleerte Gefängnis eingeflogen werden: Samantha (Steph Song) und Charlotte (Aliyah O'Brien) sollen nur kurz zwischengelagert werden, bevor sie von Regierungsbehörden abgeholt werden. Stattdessen rücken jedoch schwerstbewaffnete Söldnertruppen an, die das Gefängnis übernehmen und die Frauen in ihre Gewalt bringen wollen. Doch Blake (Michael Paré), der Anführer der Eindringlinge, hat zwar den Widerstand der Wärter einkalkuliert, seine Rechnung aber ohne das Elite-Duo Steele und Manning gemacht...

    Einen Innovationspreis gewinnt „Maximum Conviction" mit seiner eher hanebüchenen Story ganz sicher nicht. Auch überrascht es mal wieder wie blöd sich die ach so professionellen Bösen anstellen. Da gelingt es ihnen erst, das abgeriegelte Areal perfekt organisiert unter ihre Kontrolle zu bringen, dann lassen sie sich aber in der Auseinandersetzung mit dem Heldenduo vogelwild aufreiben. Wie schon in den „Alarmstufe Rot"-Filmen variiert Steven Seagal das seit den Achtzigern immer wieder gern benutzte „Stirb langsam"-Konzept. Doch viel zu selten darf sich der korpulente Keiler hier durch die Scharen von Bösewichten pflügen. Stattdessen wird noch ein von Steele ausgebildetes Team von Einzelkämpfer-Azubis (darunter Ex-Taekwondo-Weltmeister Bren Foster) eingeführt, das seinem Guru einen Teil der Arbeit abnimmt. Wenn sich Seagal doch mal persönlich die Ehre gibt, schleppt er seinen wuchtigen Körper mühsam durch die Szenerie und verlässt sich vornehmlich auf sein reichlich schmieriges Charisma.

    Auch wenn Seagal mittlerweile aussieht wie John Travoltas fetter indianischer Bruder macht er immerzu deutlich: „Ich finde mich gut und das soll die ganze Welt wissen." Warum auch nicht? Wenn es hart auf hart kommt, zeigt sich, dass Seagal das Kämpfen nicht verlernt hat. Dieser Mann muss nicht mehr springen, um seine Kontrahenten kleinzukriegen, sondern schleudert sie mit der Grazie einer Abrissbirne quer durch die Räume, windet sich wie ein tänzelnder Grizzlybär vor jedem Schlag und bricht Knochen wie andere Leute Salzstangen. Seagal hat diese Art der Action mittlerweile so perfektioniert, dass sie von seiner persönlichen Präsenz allein leben kann - eine besonders gute Inszenierung ist da gar nicht mehr vonnöten. Wenn Seagal stoisch Backpfeifen austeilt, treten verwackelte Kamera, plumper Schnitt und die immer gleichen 08/15-Choreografien in den Hintergrund, denn seine Zerstörungsarbeit bereitet einfach nur Spaß. Sie ist die größte Stärke des Films, doch leider wird in „Maximum Conviction" viel zu selten Gebrauch von ihr gemacht.

    Dummerweise sind Seagals Action-Einlagen auch schon fast der einzige Vorzug des Films. Der Handlungsverlauf ist nicht von sonderlich großem Interesse; austauschbare Gesichter wie Michael Paré („Rampage", „Tunnel Rats") als blasser Schurke, Aliyah O'Brien („Kill Switch) als Kampf-Amazone oder Steph Song („War", „The Thaw") als geheimnisvolle Samantha sind nett anzusehen, mehr aber auch nicht. Mit Steve Austin („The Expendables", „Die Todeskandidaten") steht Seagal zwar ein zweiter Action-Haudegen als Co-Star zur Seite, doch die gemeinsamen Szenen sind rar. Statt das Aikido-Dickerchen und den Wrestling-Hünen als Nitro-und-Glycerin-Kombination auf die Gegner zu hetzen, streift jeder auf eigene Faust durch die leeren Gefängnisgänge. Selbst Austins Solo-Präsenz wird dabei kaum genutzt, hat er doch zu selten die Gelegenheit, die Muskeln spielen zu lassen.

    Fazit: Steven Seagal macht weiter Filme ausschließlich für seine Hardcore-Fans, denen es genügt, wenn er hin und wieder mal über den Bildschirm trottet und ein paar Gegner erledigt. Die bekommen mit „Maximum Conviction" neue Kost auf allenfalls durchschnittlichem Seagal-Niveau geboten.

    Möchtest Du weitere Kritiken ansehen?
    Das könnte dich auch interessieren
    Back to Top