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    Metallica – Through The Never 3D
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,0
    solide
    Metallica – Through The Never 3D
    Von Björn Becher

    Die Heavy-Metal-Band Metallica gehört zu den erfolgreichsten und einflussreichsten Musikgruppen der Welt, ihre Mitglieder um die Bandgründer Lars Ulrich und James Hetfield haben sich zudem nie gescheut, neue Wege zu beschreiten. Durchaus zum Missfallen einiger Fans hat sich die Gruppe in der inzwischen über 30-jährigen Metallica-Geschichte immer wieder neuen musikalischen Strömungen geöffnet, außerdem ist die Band in Sachen Vermarktung und crossmediale Präsenz seit einiger Zeit ganz vorne mit dabei. So sind die Rocker, die sich in ihrer Anfangszeit noch gegen Musikvideos sträubten, längst sogar im Kino präsent: Mit „Some Kind Of Monster“ veröffentlichte Metallica 2004 eine der aufsehenerregendsten Musikdokumentationen der jüngeren Filmgeschichte. Das Werk beeindruckte fernab der branchenüblichen Lobhudeleien durch die schonungslose Offenheit der Musiker und durch die kritische Analyse des fragilen Beziehungsgeflechts innerhalb der Band. Mit „Metallica – Through The Never 3D“ gehen Ulrich & Co. nun wieder einen scheinbar neuen Weg. Unter der Regie von Nimród Antal („Predators“) wird ein extra für den Film inszeniertes apokalyptisches Metallica-Konzert mit Spielszenen gemischt, in denen Dane DeHaan („Chronicle“) inmitten brutaler Straßenschlachten um sein Leben kämpft: Was die Band hier präsentiert, soll ausdrücklich kein schnöder Konzertfilm sein. Allerdings ist „Through The Never“ am Ende doch genau das geworden – wenn auch aufgrund der exaltierten Metallica-Bühnenshow ein zumindest phasenweise beeindruckender…

    Metallica ist in der Stadt und die Stadt steht Kopf. Auf einer riesigen, aus Bildschirmen bestehenden Bühne werden Sänger James Hetfield, Gitarrist Kirk Hammett, Bassist Robert Trujillo und Schlagzeuger Lars Ulrich vor einem großen Publikum mal wieder so richtig rocken. Auch Fan Trip (Dane DeHaan) ist voller Vorfreude, hat er doch sogar einen Job hinter der Bühne und ist damit noch näher dran an seinen Idolen. Doch pünktlich zu Konzertbeginn bekommt er die Hiobsbotschaft: Er soll quer durch die Stadt fahren und eine mysteriöse Tasche besorgen, die die Band unbedingt braucht. Während Metallica in der Halle immer abgefahrenere Spezialeffekte aufführt und die fulminanteste Bühnenshow der Bandgeschichte abfackelt, findet sich Trip bald inmitten eines Albtraums wieder. Nach einem Autounfall wird er plötzlich von einem hünenhaften Reiter verfolgt, der reihenweise Menschen an Laternenpfählen aufknüpft und als wäre das noch nicht beängstigend genug, liefern sich Vermummte eine blutige Straßenschlacht mit der Polizei und machen das Chaos komplett. Während die Suche nach der geheimnisumwobenen Tasche für Trip zu einem lebensgefährlichen Unterfangen wird, nimmt auch das Konzert eine Wendung: Es kommt erst nur kleineren, dann zu immer gravierenderen technischen Pannen und schließlich sogar zu einem Unfall auf der Bühne…

    „Metallica – Through The Never 3D“ ist anders als seinerzeit „Some Kind Of Monster“ in erster Linie eine Hommage an das Können der Band, an ihr perfektes musikalisches Handwerk und an ihre Showqualitäten. Das Film-Konzert bietet einen stimmigen Querschnitt ihres Schaffens und wird von Nimród Antal zumindest in der ersten Hälfte ebenso dynamisch wie schwelgerisch in Szene gesetzt. Da zoomt die Kamera von Gyula Pados („Basic Instinct 2“, „Die Herzogin“) im Takt der Songs auf die Musiker, auf Finger, die über Gitarrensaiten fliegen oder auf die wilden Schlagzeugstakkatos von Lars Ulrich. Diese inszenatorischen Effekte sind Bestandteil eines bombastisch-eindrucksvollen Spektakels, das auch Nicht-Metallica-Fans in Staunen versetzt. Schon die riesige zu allen Seiten offene Bühne ist überaus imposant. Die Musiker können sich frei in alle Richtungen bewegen und sich an das rundum sitzende und stehende Publikum richten - nicht umsonst hat James Hetfield an jeder Ecke ein Mikro stehen. Und auch die unzähligen Bildschirme werden effektvoll eingesetzt - fast jeder Song bekommt eine eigene Inszenierung. Zuweilen wirkt das Konzert wie eine animierte Kunstinstallation, etwa wenn zu den Klängen des Anti-Todesstrafen-Songs „Ride the Lightning“ ein riesiger elektrischer Stuhl über der Bühne schwebt, der am Ende natürlich auch noch unter Strom gesetzt wird.

    In der ersten Hälfte des Konzerts in „Metallica – Through The Never 3D“ wird mit spektakulären Schauwerten regelrecht gewuchert: Wenn Soldaten in Armeestärke über die gigantischen Videowände marschieren, verfehlt das ebenso wenig seinen Effekt wie die riesigen Strahler, die sich an anderer Stelle langsam aus dem Boden erheben. Doch mit dem Auftreten der ersten Pannen wird das inszenatorische Konzept allmählich ins Gegenteil verkehrt und aus Gigantomanie wird Reduktion: Zuerst fällt nur eine Lampe aus oder ein Mikro, bald funktionieren Teile der Bühnenkonstruktion nicht mehr und schließlich steht der Band kein einziges Showelement und kein technischer Schnickschnack mehr zur Verfügung. Dann gibt es auf der zusammengeschrumpften Bühne nur noch vier Musiker und ihre Instrumente - fast so wie es in den Anfangszeiten gewesen sein muss, als man noch in der Garage spielte. Diese Konzentration aufs Wesentliche ist dramaturgisch durchaus sinnfällig und wird eingefleischten Metallica-Fans womöglich besonders gut gefallen, aber für Gelegenheits- und Zufallszuschauer fehlt dabei der inszenatorische Mehrwert, den Antals wilder 3D-Ritt in der ersten Hälfte des Films liefert.

    Dass „Metallica – Through The Never 3D“ alles in allem hauptsächlich für die Anhänger der Band von Interesse ist, liegt auch an den Spielszenen, die zwischen die einzelnen Songs des Konzerts eingebaut sind. Der tiefere Sinn der meist nur wenige Sekunden langen Einschübe, in denen der gewohnt starke Jungdarsteller Dane DeHaan („The Place Beyond The Pines“) sein Martyrium wortlos, aber ungemein ausdrucksstark durchleidet, erschließt sich kaum. Die Chancen einer solchen zusätzlichen erzählerischen Ebene werden nicht genutzt und so bleiben etwa die Mystery-Elemente wie der apokalyptische Reiter, die ominöse Tasche oder eine zum Leben erwachende Puppe allesamt Fremdkörper. Das Mini-Intro und die  kurzen Verbindungsszenen fügen sich entsprechend nur selten harmonisch in den inszenatorischen Fluss des Konzertes ein. Ausnahmen gibt es nur, wenn die Musik gewissermaßen auf die Spielhandlung übergreift, etwa beim rhythmischen Schlag von Polizeiknüppeln auf Schutzschilder. Ein Höhepunkt ist auch die stilisierte Schlacht zwischen vermummten Protestierern und uniformierten Ordnungshütern, die von den Klängen des Albtraum-Songs „Enter The Sandman“ begleitet und akzentuiert wird. In der Regel reißen die Spielfilmelemente den Betrachter aber bloß immer wieder kurz aus dem Genuss des Bühnenspektakels heraus und so ist „Metallica – Through The Never“ am Ende eben doch „nur“ ein Konzertfilm.

    Fazit: „Metallica – Through The Never 3D“ ist ein Spektakel, das fast ausschließlich an die Fans der Band gerichtet ist, alle anderen dürften der abgefahrenen Show nur in der ersten Hälfte etwas abgewinnen können – zumal die Spielszenen in diesem Konzertfilm überflüssiges Beiwerk bleiben.

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