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    Citadel - Wo das Böse wohnt
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,5
    gut
    Citadel - Wo das Böse wohnt
    Von Lars-Christian Daniels

    Stell dir vor, du wirst Vater und musst hilflos dabei zusehen, wie deine schwangere Ehefrau vor der eigenen Wohnungstür von drei Halbstarken brutal zusammengeschlagen wird. So dramatisch beginnt die irisch-englische Co-Produktion „Citadel", die ihre Deutschlandpremiere auf den Fantasy Filmfest Nights 2013 feierte. Geschickt rüttelt der irische Regisseur Ciaran Foy in seinem Debütfilm an Urängsten und liefert einen sehenswerten Vertreter des in den vergangenen Jahren zunehmend populärer gewordenen Hoodie-Horrorfilms ab. Zwar greift er dabei überwiegend auf altbewährte Schockmomente zurück, lässt dem Zuschauer aber knackige 85 Minuten kaum Zeit für Verschnaufpausen.

    Der junge Tommy Cowley (Aneurin Barnard) muss hilflos mit ansehen, wie seine hochschwangere Frau Joanne (Amy Shiels) in einem heruntergekommen Wohnhaus von drei mit Kapuzenpullovern bekleideten Ghetto-Kids ins Koma geprügelt wird. Das Baby können die Ärzte zwar retten, nicht aber das Leben der Schwangeren. Der Verlust seiner Ehefrau geht nicht spurlos an Tommy vorbei: In den nächsten Monaten wird er zunehmend paranoid, traut sich kaum noch aus seiner neuen Sozialwohnung und sieht sich bei den wenigen Ausflügen auf die menschenleeren Straßen seines Viertels schlimmen Angstzuständen ausgesetzt. Als die Kapuzenträger ihm erneut nachstellen und mitsamt seinem Baby in der Nacht verschwinden, muss sich Tommy seiner größten Angst stellen, um das Leben seines Kindes zu retten. Gemeinsam mit einem undurchschaubaren Priester (James Cosmo) und dessen blindem Sohn Danny (Jake Wilson) begibt er sich zu dem Ort, an dem alles begann: dem düster in den Himmel ragenden Hochhaus „Citadel", das seinen Peinigern als Zuflucht dient...

    In den eigenen vier Wänden nicht mehr sicher zu sein, ist für viele Menschen eine der schlimmsten Vorstellungen. Genau hier setzt Regisseur und Autor Ciaran Foy bei seinem ersten eigenen Langfilm an: Tag und Nacht durchlebt Tommy diesen Alptraum. Während er keinen blassen Schimmer hat, warum es die grauenhaften, von Foy entmenschlicht dargestellten „Hoodiewesen" auf sein Leben abgesehen haben, suchen diese immer wieder gezielt seine Wohnung auf. Foy setzt diese nächtlichen Attacken packend in Szene, montiert seine düsteren Bilder gekonnt aneinander und macht das unübersichtliche Appartement zum Schauplatz eines fesselnden Kammerspiels. Kontinuierlich zieht er die Spannungsschraube an: Tauchen die düsteren Kapuzen erst nur schemenhaft im Fenster oder vor der Tür auf, verschaffen sich die Angreifer schon bald Zutritt zur Wohnung. Einer der Eindringlinge spiegelt sich dabei in einer Metallkanne, als Tommy gerade zitternd Babynahrung zubereitet – ein echter Gänsehautmoment und zugleich einer der besten Bildeinfälle.

    Die psychische Talfahrt seiner Figur meistert Hauptdarsteller Aneurin Barnard („Ironclad – Bis zum letzten Krieger") mit Bravour. Gerade in Szenen, in denen Tommy am Terror zu zerbrechen droht, überzeugt der junge Darsteller mit seiner bleichen, übernächtigten Erscheinung. In einer besonders fesselnden Sequenz verbarrikadiert sich der junge Vater mit seinem Baby auf dem wenige Quadratmeter großen WC und wird schließlich im Zustand panischer Angst von einer guten Freundin, die in der Wohnung nach dem Rechten sehen will, auf den Fliesen hinter der Toilettenschüssel entdeckt.

    Auf der Zielgeraden wandelt sich „Citadel" dann vom beklemmenden, klaustrophobischen Horrordrama zu einem Schocker, der etwas zu sehr nach Schema F abläuft: Ganz im Stile der britischen Genreperle „Attack The Block" oder dem spanischen Found-Footage-Streifen „[REC]" wird das vermoderte Apartmenthaus zur Kulisse eines blutigen Showdowns, bei dem auf jeder Treppenstufe und hinter jeder Wohnungstür furchterregende Kreaturen mit Baseballschlägern und ausgeprägtem Tötungsdrang lauern. Echte Überraschungsmomente bleiben hier zwar aus, doch Foy denkt seinen Horrorfilm zumindest konsequent zu Ende: Dem von der Phobie zerfressenen Tommy einen blinden Jungen, der die Ängste seines Begleiters zwar nicht sehen, dafür aber spüren kann, zur Seite zu stellen, bietet Gelegenheit für einen klugen Rollentausch, zumal die missgebildeten Hoodie-Kreaturen das gleiche Schicksal teilen.

    Fazit: Ciaran Foy liefert mit „Citadel" einen atmosphärisch dichten Horrorfilm ab, in dessen Hauptrolle Aneurin Barnard auf ganzer Linie überzeugt. Trotz des einfallsarmen Showdowns und eher konventionellen Gruselmomenten hält der britische Filmemacher die Spannung dabei bis zum Finale auf hohem Niveau.

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