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    Die Schlümpfe - Das verlorene Dorf
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,0
    solide
    Die Schlümpfe - Das verlorene Dorf
    Von Antje Wessels

    Nachdem man zuletzt 2011 und 2014 mit „Die Schlümpfe“ und „Die Schlümpfe 2“ zwei 3D-Realfilme mit animierten Elementen in die Kinos gebracht hat, bekommen die blauen Zipfelmützenträger, die seit inzwischen fast 60 Jahren in den unterschiedlichsten Medien und Erscheinungsformen von Comics über Spielzeugfiguren und Fernsehserien bis zu Party-CDs die Kinder begeistern, nun einen filmischen Neustart mit einem komplett animierten Abenteuer, ebenfalls in 3D. Und diese von den Vorgängern völlig losgelöste Neuorientierung unter der Regie von Kelly Asbury („Shrek 2 – Der tollkühne Held kehrt zurück“) macht sich zumindest erzählerisch bezahlt, denn „Die Schlümpfe – Das verlorene Dorf“ ist ein klarer Fortschritt gegenüber den beiden Realfilmen. Wo man dort noch recht einseitig auf Action, Tempo und Effekte gesetzt hat, finden die Macher hier eine überzeugendere Mischung aus farbenprächtigen 3D-Bildern, kindgerechtem Witz und schlumpfigem Charme für die jungen sowie einem denkwürdigen Bösewicht für die älteren Zuschauer.

    Die Schlümpfe leben tagein, tagaus ein friedliches Leben in Schlumpfhausen unter dem Kommando des gutmütigen Papa Schlumpf (deutsche Stimme: Heiner Lauterbach). Ihr einziger Feind ist der finstere Zauberer Gargamel (Christoph Maria Herbst), der es auf die blauen Zipfelmützenträger abgesehen hat. Als er eines Tages Schlumpfine (Nora Tschirner) entdeckt, die mit ihren Freunden Schlaubi (Axel Stein), Hefty (Rick Kavanian) und Clumsy (Tim Oliver Schulz) einen Ausflug an den Rand des Wäldchens unternimmt, nimmt Gargamel sie gefangen. In einer waghalsigen Rettungsaktion gelingt es Schlumpfines Freunden, sie aus den Klauen des Bösewichts zu befreien. Auf ihrer Flucht kommen die vier Freunde am verbotenen Wald vorbei. Hier entdecken sie eine geheimnisvolle Spezies von Schlumpf-Mädchen, die abgeschieden von der Außenwelt lebt. Gemeinsam wollen die Schlümpfe ihre neuen, ahnungslosen Freunde vor dem Zauberer warnen, doch der hat die Spur längst aufgenommen. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt…

    Nur weil in „Die Schlümpfe – Das verlorene Dorf“ keine echten Schauspieler mehr vor der Kamera stehen, bedeutet das noch lange nicht, dass der Zuschauer auf bekannte Namen verzichten muss. Sowohl in der englischen als auch in der deutschen Fassung sind bis in Nebenrollen mehr oder weniger prominente Sprecher beteiligt, wobei „mehr Stars“ nicht immer auch „mehr Qualität“ bedeuten muss, denn die Darbietungen diverser YouTuber und Supermodels fallen nicht gerade eindrucksvoll aus. Aber die Schlüsselfiguren sind dafür sehr gut besetzt. Vor allem Nora Tschirner („Keinohrhasen“) gefällt als aufgrund ihrer Herkunft verunsicherte Schlumpfdame (anders als der Rest der Schlümpfe wurde Schlumpfine schließlich von Gargamel höchstpersönlich erschaffen), die sich trotzdem wie selbstverständlich als einziges Mädchen unter ihren Freunden zu behaupten weiß. Das Ass im Ärmel der Casting-Verantwortlichen ist allerdings „Stromberg“-Ekel Christoph Maria Herbst als Fiesling Gargamel. Er reißt mit seinen exzentrischen Auftritten sämtliche Szenen an sich, gefällt sich in seiner herrlich gemeinen Attitüde hörbar selbst und liefert Gags am laufenden Band. Tatsächlich wäre „Die Schlümpfe – Das versunkene Dorf“ ohne Herbsts Performance nur halb so amüsant geraten. Denn die Handlung selbst ist recht austauschbar.

    Regisseur Kelly Asbury und sein Drehbuchautorinnen Stacey Harman („Die Goldbergs“) und Pamela Ribon („Vaiana“) setzen auf eine bewährte Familienfilmdramaturgie. Es geht um Themen wie die Suche nach der eigenen Identität (während jeder Schlumpf seine ganz eigene Berufung hat, weiß niemand so recht, was denn nun eigentlich an Schlumpfine so besonders ist), um den Wert wahrer Freundschaft und um den Mut, Unmögliches möglich machen zu wollen. Das ist alles inhaltlich wenig aufregend, aber solide und kindertauglich aufbereitet. Visuell hat das Abenteuer dagegen richtig was zu bieten, sogar der 3D-Aufschlag an der Kinokasse lohnt sich tatsächlich mal wieder. Der Ideenreichtum der Animationskünstler ist bis in die Details beeindruckend, dabei gehören die an eine Mischung aus Vogel, Seepferdchen und Drache erinnernden Feuerfliegen jetzt schon zu den süßesten Sidekicks des laufenden Kinojahres. Mit Einfällen wie einem in der Luft schwebenden Fluss oder im Dunkeln leuchtenden, sich wie Pferde gebärenden Häschen wird eine Fantasiewelt geschaffen, in die man auch als dem Alter der Kernzielgruppe längst entwachsener Betrachter gern eintaucht. „Die Schlümpfe – Das verlorene Dorf“ bietet weitgehend leichte Unterhaltung, lediglich zum Finale hin schlagen die Macher plötzlich ungewohnt düstere Töne an. Sowohl der Schlusskampf zwischen den Schlümpfen und Gargamel, als auch eine sehr rührend inszenierte Beerdigungszeremonie könnten für die ganz kleinen Zuschauer dann vielleicht doch einen Tick zu aufregend sein.

    Fazit: Während sich die Kleinen an den bunten Farben, der rasanten Action und dem amüsanten Slapstick erfreuen werden, gibt’s für die Großen eine exzentrische Performance von Christoph Maria Herbst als Sprecher von Gargamel zu bestaunen.

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