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    Australien in 100 Tagen
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    Australien in 100 Tagen
    Von Tim Slagman

    „Australien in 100 Tagen" – das klingt nach einem praktischen Reiseführer für alle Weltenbummler mit ausreichend Zeit für eine ausführliche Erkundung des weit entfernten Landes Down Under oder vielleicht auch nach einem weitschweifenden Bericht von einer ebensolchen Reise, einer Erzählung vom anderen Ende der Welt, die Fernweh entfacht und Sehnsüchte weckt. In dem Film von Silke Schranz und Christian Wüstenberg, der nun unter diesem Titel ins Kino kommt, steckt tatsächlich beides ein bisschen, ihre Erkundung des fünften Kontinents ist eine ganz eigene Mischung aus Naturdokumentation, Reisebericht und „Lonely Planet" in Bewegtbildern.

    In Perth an der Westküste Australiens beginnt die Reise, die in einer großen Schleife bis nach Adelaide im Südosten führt. Unterwegs gibt es weitläufige Abstecher ins Zentrum des Kontinents und auf die Insel Tasmanien. Die Filmemacher sehen Schildkröten, Kängurus, Koalabären, Krokodile, Walhaie. Sie besuchen Städte und beschreiben deren Charakter zwischen gesichtsloser Glaswüste und Backpacker-Paradies. Sie zeigen, welche Wanderungen ihnen am besten gefallen haben und warum, sie sprechen mit außergewöhnlichen Menschen wie einem Müllfahrer, der im wahrsten Sinn des Wortes einen Vogel hat und einem Aborigine, der von der leidvollen Geschichte seines Ureinwohner-Volkes erzählt. Und natürlich präsentieren sie die Weite und die atemberaubende Natur Australiens, staubige Straßen, Buschfeuer, bizarre Gesteinsformationen, dichte Regenwälder.

    Ganz geglückt ist den Filmemachern ihr mehr oder weniger einzigartiges Mischprojekt nicht, aber eins ist nicht von der Hand zu weisen. Die ungeachtet der höchst subjektiven Perspektive hochprofessionell umgesetzte Produktion, in der auch faszinierende Unterwasseraufnahmen von Riffen und von der Meeresfauna sowie ebenso sehenswerte Panoramen aus der Luft präsentiert werden, macht durchaus Lust auf Australien, wenn nicht sogar Lust aufs Reisen und Entdecken schlechthin. Denn die Bilder, die Schranz und Wüstenberg vom steinernen Riesen Ayers Rock, von kristallklaren Buchten – inklusive dem angeblich „weißesten" Strand der Erde – und vom grünen Dickicht der Wälder eingefangen haben, sind von gewaltigem Schauwert.

    Umso sperriger wirken dann allerdings Einschübe, die den Ratgebercharakter des Films unterstreichen: „Wir wollen eine Hafenrundfahrt machen. Dazu gibt es drei Möglichkeiten: ..." Auch der kumpelhafte und letztlich pseudo-kritische Erzählgestus wirkt ab und an ein wenig zu sehr an den Stil moderner Individualreiseführer angelehnt: „Genauso haben wir uns das Paradies... NICHT vorgestellt." Dabei müssen Schranz und Wüstenberg, die mit „Die Nordsee von oben" auch an dem Trend aktueller Heimatdokus wesentlich partizipiert haben, eines gewusst haben: Das Bild überschattet jeden Kommentar. Allzu viel Dreck und Elend ist dann auch tatsächlich nicht zu sehen, was wiederum ganz im Sinne des „Unterstützers" dieses Projekts gewesen sein dürfte - dem Reiseveranstalter Boomerang.

    Fazit: In glatten, aber eindrucksvollen Bildern beschreiben die Filmemacher ihre Tour durch Australien und streuen ab und an ein paar praktische Reiseinfos ein.

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