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    One Chance - Einmal im Leben
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    One Chance - Einmal im Leben
    Von Katharina Granzin

    Ein Stoff, aus dem Filme gemacht werden: Handyverkäufer gewinnt britische TV-Talentshow und wird zum Tenor der Herzen. Es war nur eine Frage der Zeit, bis der wundersame Aufstieg des Paul Potts, der mit der Puccini-Arie „Nessun dorma“ 2007 die Juroren von „Britain’s Got Talent“ für sich einnahm und auf einen Schlag all seine existenziellen Sorgen und seine Schulden los war, seinen Weg auf die Kinoleinwände finden würde. David Frankel („Der Teufel trägt Prada“) Verfilmung dieser Aschenputtel-Geschichte trägt mit „One Chance“ denselben Titel wie eine CD, die Paul Potts veröffentlichte, und punktet vor allem mit den guten Darstellern. Frankel vermeidet zwar zu große Rührseligkeit, kommt jedoch trotzdem nicht ohne reichlich Klischees aus. Im Übrigen beschränkt er sich auf die Fortschreibung der Legende, die mit der Potts-Vermarktung durch „Britain’s Got Talent“ in Gang gesetzt worden ist, statt die Chance zu ergreifen, diese Vermarktungsmaschinerie durch die Medien mit zum Thema zu machen und in „One Chance – Einmal im Leben“ die „echte“ Geschichte hinter der Medienstory zu suchen.

    Der etwas dickliche, etwas schüchterne Paul (James Corden), der schon als Kind nur vom Singen geträumt hat und dem von seinen Mitschülern furchtbar mitgespielt wurde, lebt auch als erwachsener junger Mann noch bei seinen Eltern. Während er seinem proletarisch-machistischen Vater (Colm Meaney) sehr mit seinem ewigen Gesinge auf die Nerven geht, unterstützt die Mutter (Julie Walters) ihn bedingungslos. Auch die reizende Drogeriekassiererin Julz (Alexandra Roach), die er im Internet kennengelernt hat, glaubt an ihn. Paul nimmt an einer Opern-Sommerschule in Italien teil, erfährt viel Unterstützung und ist im siebten Himmel. Doch als er dem großen Pavarotti für einen Meisterkurs vorsingen soll, versagen ihm die Nerven. Zurück in Großbritannien, traut er sich nicht mehr, bei Julz anzurufen, und verliert um ein Haar die Gunst der Liebsten.

    Nach vielen Irrungen und Wirrungen, einigen kleinen Aufs und vor allem vielen großen Abs in Privatleben und angestrebter Karriere, kommt es dann natürlich auch zur Anmeldung beim bekannten Fernseh-Talentwettbewerb. Der Rest ist Geschichte. Bei der Verfilmung dieser Geschichte überrascht aber vor allem die Darstellung von Paul Potts. Der Shooting-Star, der immerhin selbst an diesem Film mitgewirkt hat, indem er dem Hauptdarsteller für die Gesangseinlagen seinen geschulten Tenor lieh, wird hier als etwas dümmliches, unbedarftes Dickerchen dargestellt, in dem zufällig eine ziemlich gute Stimme gewachsen ist. Zwar ist auch der echte Paul Potts Handyverkäufer gewesen. Dass er außerdem über einen Universitätsabschluss in Philosophie verfügt und darüber hinaus in seiner walisischen Heimatstadt als Lokalpolitiker tätig war, unterscheidet seine Biografie von der des deutlich hübscheren, aber dafür dümmeren, Film-Paul.

    Nicht nur in dieser Hinsicht wurde die Biografie für „One Chance“ dramaturgisch angepasst. Das Versagen beim Vorsingen vor Pavarotti, das dazu führt, dass der von James Corden („Die drei Musketiere) im Übrigen überzeugend verkörperte Film-Paul an dessen Meisterkurs nicht teilnehmen darf, wird geschickt als negativer Höhepunkt eingesetzt, um den Erfolg bei der TV-Talentshow als um so strahlender erscheinen zu lassen. Der echte Paul aber, der selbstverständlich viele Jahre lang Gesangsunterricht hatte, hat die Teilnahme an dem Meisterkurs geschafft. Das passt aber scheinbar nicht in die Filmdramaturgie mit ihrer extremen Zuspitzung auf die Fernsehshow als Höhepunkt des Sängerlebens. Das erhöht vor allem die Bedeutung der Show selbst - kein Wunder, schließlich hat „Britain’s Got Talent“-Moderator und –Mastermind Simon Cowell den Film mitproduziert.

    Dramaturgische Anpassungen sind bei der Übertragung realer Geschichten auf die Kinoleinwand natürlich eine Notwendigkeit, die man verkraften muss – auch wenn es hier durchaus etwas enttäuschend ist, dass sich Filmemacher David Frankel so vor den Karren der Fernsehshow spannen ließ statt vielleicht zu reflektieren, warum der hoch talentierte Potts zwar auch vorher schon Aufmerksamkeit geriert, u. a. eine Hauptrolle in einer Opernaufführung bekommt, aber die Show benötigt, um mit seinem Beruf auch leben zu können. Schwerer wiegt, dass der vor allem zu Beginn sehr hohen Unterhaltungswert nach und nach zugunsten des episodenhaften Abklapperns von bestimmten Lebensstationen verschenkt wird. Trotz nur gut 100 Minuten Laufzeit, weist „One Chance“ so einige Längen auf. Da die filmische Erzählung der Lebensgeschichte von Potts ohnehin schon recht märchenhaft geraten ist, hätte man dann sich auch durchaus konsequent noch deutlicher zugunsten einer wirklich gelungenen Komödien-Dramaturgie von der biographischen Vorlage lösen können.

    Fazit: „One Chance – Einmal im Leben“ ist ein nur streckenweise unterhaltsamer Film über die märchenhafte Karriere des handyverkaufenden Tenors und TV-Talentshow-Gewinner Paul Potts.

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