Mein Konto
    BB King: The Life Of Riley
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    1,5
    enttäuschend
    BB King: The Life Of Riley
    Von Asokan Nirmalarajah

    „BB King: The Life Of Riley", die erste Langfilmdokumentation über Leben und Werk der Blues-Legende BB King bedient sich für ihren ironischen Untertitel einer amerikanischen Redewendung: Als „Life Of Riley" wird idiomatisch ein sorgenfreies und zufriedenes Leben bezeichnet. Doch genau das war, wie Regisseur Jon Brewer und seine namhaften Interviewpartner nicht müde werden zu betonen, BB King alias Riley B. King nicht vergönnt. Aufgewachsen in Armut, verstoßen vom Vater, aufgezogen von seiner mittellosen Mutter und seiner Großmutter im rassistischen Südstaat Mississippi, avancierte King dennoch zum vielleicht berühmtesten Gitarristen der internationalen Musikszene. Brewers überlange Huldigung des einflussreichen Musikers verliert sich mit ihrer biederen, nicht sonderlich erhellenden Auflistung von Lebensstationen leider zu sehr in uninteressanten Details. Die Ambivalenzen des allzu glatt bebügelten Porträts eines Lebemanns, der zum Saubermann stilisiert wird, fallen dabei völlig unter den Tisch. Abgesehen von einigen tollen Archivaufnahmen vermag die Dokumentation Kennern wie Neulingen wenig Neues oder Spannendes über eine faszinierende Persönlichkeit der Musikwelt zu erzählen.

    Riley B. King wurde am 16. September 1925 als Sohn der Landarbeiter Albert King und Nora Ella Farr in einer kleinen Hütte auf einer Baumwollplantage in Berclair, Mississippi geboren. Als King vier war, verließ sein Vater die Familie und seine Mutter zog mit ihm und ihrem neuen Mann in die Nähe seiner Großmutter Elnora Farr. Seine frühe Leidenschaft für die Musik wurde von einem Schallplattenspieler in seiner Nachbarschaft und der Gitarre seines Onkels geweckt. Bald schon spielte er in seiner Freizeit in Kirchen und kleinen Clubs speziell für schwarze Besucher. Als Sänger und DJ bei dem afroamerikanischen Radiosender WDIA in Memphis errang er in den späten Vierzigern frühen Ruhm und erhielt den Spitznamen Blues Boy King, was schließlich zu BB King verkürzt wurde. In den folgenden Jahren, vor dem Hintergrund der Rassenunruhen in den USA, avancierte King zu einem der gefragtesten Blues-Musiker Amerikas, der schließlich durch die aus Großbritannien überschwappende Begeisterung weißer Pop/Rock-Musiker für sein Talent bald auch vor weißem Publikum auftreten durfte. Heute gilt King als Wegbereiter vieler schwarzer Künstler.

    Jon Brewers Musiker-Biopic ist eine mit Liebe für sein Sujet gedrehte, in Ansätzen durchaus ansprechende Dokumentation, die allerdings daran scheitert, ein ausgewogenes Bild seines Protagonisten zu zeichnen. Dass es sich bei BB King um eine viel kopierte, hochgeschätzte Legende des Musikgeschäfts handelt, die selbst im stolzen Alter von über 85 Jahren noch auf der Bühne steht (bzw. inzwischen sitzt), hätte nicht immer und immer wieder betont werden müssen. So bescheiden und unbeeindruckt von seiner eigenen Person sich der stellenweise sichtlich gelangweilte BB King auch zeigt, Brewers Interviewpartner, die von Gitarrengöttern wie Carlos Santana, Keith Richards, Slash und Eric Clapton bis hin zu weniger zwingenden Zeitgenossen wie Bill Cosby und Bruce Willis reichen, ergehen sich in schier unendlichen Lobeshymnen. So berechtigt dieses Lob auch sein mag, die ständige Wiederholung wirkt auf Dauer ebenso ermüdend wie die konventionell eine Lebensstation nach der anderen abhakende Narration. Gerne hätte man auf manch wenig erhellende Episode aus BB Kings Kindheit und Jugend verzichtet, um mehr über seine zu kurz kommenden späteren Berufsjahre zu erfahren.

    Der Versuch, eine Parallele zwischen BB Kings Werdegang als immer mehr von Weißen respektiertem Musiker und der außergewöhnlichen Entwicklung der Schwarzen in Amerika zu ziehen, erweist sich zudem als wenig erfolgreich. Kings Weg von der kleinen Hütte auf einer Baumwollplantage bis hin zu einer Jam Session mit dem ersten schwarzen Präsidenten Barack Obama im Weißen Haus ist beeindruckend. Doch King selbst war in seinem Leben selten politisch aktiv, sein Fokus lag stets auf seiner musikalischen Karriere. Deren Höhen und Tiefen bleiben im Film aber ebenso unerwähnt wie seine 15 Kinder aus zwei Ehen und diversen Affären. So langweilig und ereignisarm wie der Film es schildert, war BB Kings Leben fraglos nicht, doch bedauerlicherweise ist Brewers Blick auf den großen Musiker höchst eingeschränkt.

    Fazit: Begleitet von einer Fülle von schmeichelnden Kommentaren, zeichnet Jon Brewers überlange Dokumentation Leben und Karriere des populären Blues-Sängers und -Gitarristen BB King nach. Leider verlieren sich die interessanten Aspekte seines Privat- und Berufslebens in der einfallslosen Struktur des Films und dem allzu unkritischen Blick des Regisseurs.

    Möchtest Du weitere Kritiken ansehen?
    Das könnte dich auch interessieren
    Back to Top