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    Open Windows
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    Open Windows
    Von Christian Horn

    Mit dem Thriller „Open Windows“, der auf dem Fantasy Filmfest 2014 zu sehen ist, gibt der spanische Regisseur Nacho Vigalondo („Timecrimes – Mord ist nur eine Frage der Zeit“) sein englischsprachiges Debüt. Die Hauptrollen übernehmen Elijah Wood („Der Herr der Ringe“) und Ex-Pornoqueen Sasha Grey, die u. a. bereits in Steven Soderberghs „Girlfriend Experience“ ihre schauspielerischen Qualitäten unter Beweis stellte. Nacho Vigalondo, aus dessen Feder auch das Drehbuch stammt, verfolgt mit seinem Thriller einen interessanten Ansatz und präsentiert die komplette Handlung in verschiedenen Videoaufnahmen, die allesamt in geöffneten Fenstern auf dem Laptop des Protagonisten ablaufen. Anfänglich funktioniert diese Prämisse sehr gut, doch spätestens nach dem ersten Drittel leiden die Plausibilität der Ereignisse und damit auch der Spannungsaufbau beträchtlich.

    Nick Chambers (Elijah Wood) verwaltet eine der größten Fan-Websites zur angesagten Schauspielerin Jill Goddard (Sasha Grey), auf der Nick alle News, Bilder und Videos zu seinem Star bündelt. Als Jill in Austin erste Szenen aus ihrem neusten Horrorfilm „Dark Sky“ vorstellt, verweilt Nick ebenfalls in der Stadt, da er bei einem Gewinnspiel ein Dinner mit seinem Schwarm gewonnen hat. Doch während der Fanboy voller Anspannung in seinem Hotelzimmer auf das Ende der Pressekonferenz zu „Dark Sky“ wartet, hackt sich der mysteriöse Simon Chord (Neil Maskell) in Nicks Laptop und eröffnet ihm, dass Jill das versprochene Treffen spontan abgesagt hat. Noch ehe Nick so richtig begreift, was gerade geschieht, verwickelt ihn Simon in ein perfides Katz-und-Maus-Spiel, bei dem bald sogar Jills Leben in Gefahr ist – und Nick, der nicht weiß, wie ihm geschieht, im Zentrum steht.

    Das Besondere an „Open Windows“ ist die Machart. Der gesamte Film läuft annähernd in Echtzeit ab, wobei die Erzählung ausschließlich über diverse Videoaufnahmen erfolgt, die in verschiedenen Fenstern auf Nicks Desktop versammelt sind. Neben Nicks Laptop-Webcam und dem Live-Feed von der Pressekonferenz kommen unter anderem auch eine Smartphone-Kamera, die Überwachungskameras aus dem Hotel und diverse Video-Anrufe zum Einsatz. Durch die ästhetisch sehr verschiedenen, teils körnigen oder unscharfen Videobilder entsteht ein Found-Footage-Look, der dem Geschehen im Zusammenspiel mit der Echtzeit-Dramaturgie eine Unmittelbarkeit verleiht. Der guten Performance von Elijah Wood, der den aufgeschreckten Fanboy mit der nötigen Verzweiflung und Panik verkörpert, steht die eher maue Darbietung von Sasha Grey entgegen, deren Rolle allerdings auch eher Handlungsmotor ist denn eigenständige Figur.

    Im ersten Akt des Desktop-Thrillers, wenn Nick von seinem Hotelzimmer aus eine Videokamera auf Jills Apartment richtet und das dortige Geschehen beobachtet, erinnert „Open Windows“ auf erfrischende Weise an Alfred Hitchcocks Klassiker „Das Fenster zum Hof“ und behandelt Themen wie Obsession, Voyeurismus und allgegenwärtige Überwachung. Doch spätestens, wenn Nick mitsamt Laptop das Hotelzimmer verlässt und mit einem Mietwagen durch die Stadt fährt, um Jill irgendwie zu retten, verliert der zunehmend verworrene Thriller in großen Schritten an Glaubwürdigkeit. So erscheint die angewandte Hacker-Technik immer abstruser und einige Wendungen verkomplizieren den Plot unnötig. Dass sich eine weitere Hacker-Partei in die Ereignisse einschaltet und Nick aus zunächst unerfindlichen Gründen zur Seite steht, ist nur einer der Twists, die der an sich spannenden Geschichte letztlich im Weg stehen. Die abschließende Twist-Parade setzt dem Ganzen dann die Krone auf und ist beinahe schon unfreiwillig komisch, was den anfänglich guten Eindruck nachhaltig verwässert.

    Fazit: Innovativ umgesetzter Desktop-Thriller, der stark beginnt und im weiteren Verlauf leider zunehmend an Glaubwürdigkeit und Faszination einbüßt.

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