[…]Jolies Film ist eine polierte Lackschicht über inhaltlicher Mattheit, die zweite Regiearbeit der humanitär engagierten UN-Sondergesandten nach dem Jugoslawien-Bürgerkriegsdrama „In the Land of Blood and Honey“ ist versiert inszeniert, mit der Konzentriertheit und dem Bilderbewusstsein des großen Eastwood vorgetragen, der Jolie in „Changeling“ in Szene setze. Doch hinter Jolies klassischer Regie und Roger Deakins‘ edler Kameraarbeit entsteht neben der Verehrung als uramerikanisch prädikatisierter Charaktereigenschaften Zamperinis kein ausgefülltes Portrait, nicht von ihm, nicht von seinen Gefährten, schon gar nicht von seinen Feinden. „Unbroken“ bürdet seinem Helden von den ersten Einstellungen an einen test of will nach dem anderen auf, unter deren Bürden, Verlusten, Schmerzen und Entbehrungen Zamperini alle Wesensmerkmale entwickelt, mit denen Jolie einen geradezu christlichen Leidensweg zeichnen kann, Passionsspiele mit Soldaten in einem japanischen Kriegsgefangenenlager, Jesusposen inbegriffen.[…]Hartes Leid und ein solches Martyrium, wie Zamperini es durchgemacht hat, wird jedoch nicht nachempfindbarer, indem man es bläht bis zu Besinnungslosigkeit, sondern indem es in einem Verhältnis zu etwas steht; um Peinigung überhaupt erstmal erleben zu können will Fühlen gelernt sein und da hat „Unbroken“ über den Menschen Louis Zamperini und dessen Gefühlswelten nicht viel zu sagen. Die Darsteller, allen voran Jack O’Connell, geben noch ihr Bestes, um diesen Martermarathon zu bewältigen, der junge Brite legt sogar eine ziemlich herausragende Leistung hin, nur ist’s halt ein two-trick pony: leiden-durchhalten, leiden- durchhalten, leiden-durchhalten.[…]Torture Porn im Zweiten Weltkrieg als monodimensionales Heldenlied auf amerikanische Ideale. Technisch ist das tadellose Sterneküche, erzählerisch aber mit fadem Beigeschmack. Eine Wikipedia-Recherche genügt schon für die Feststellung, dass „Unbroken” weit facettenreicher hätte ausfallen können, so ist’s nur ein fehlgeleiteter Aufbaufilm, der mit seiner Dauerfolterdurchhalte-Narration mehr zermürbt als aufrichtet und seine bildkompositorische Schönheit den falschen Zwecken zuführt.[…]