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    Step Up: All In
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    Step Up: All In
    Von Andreas Staben

    In einer der Schlüsselszenen von „Step Up: All In“ möchte der ehrgeizige Sean seine neue Tanzpartnerin Andie zu einem besonders akrobatischen Move überreden, doch die mag das schwierige Manöver ihrem lädierten Knie nicht zumuten. Auch wenn sie es später selbstverständlich doch noch wagt, lässt sich dieser Moment durchaus auf den Zustand des „Step Up“-Franchise als Ganzes übertragen: Im mittlerweile fünften Teil der Tanzsaga gibt es deutliche Ermüdungserscheinungen – vor allem was die Handlung angeht und die Figurenkonstellation. Für die Fans ist es zwar schön, wenn viele Stars der bisherigen Filme hier erstmals zusammenkommen, aber das Stelldichein der vermeintlichen Lieblinge ist wenig überzeugend eingefädelt und so erweist sich „Step Up: All In“, mit dem die Musikvideo-Regisseurin Trish Sie ihr Kinodebüt gibt, zumindest außerhalb der Tanznummern als uninteressantester Teil der Reihe. Die wie immer aufwändig choreographierten Auftritte und das spektakuläre Las-Vegas-Battle-Finale wiederum machen für sich genommen immerhin meistens Spaß – doch ein paar nette Tänze allein ergeben noch keinen guten Film.

    Sean (Ryan Guzman), sein Kumpel Eddy (Misha Gabriel) und ihre Tanzcrew The Mob sind vor einem Jahr mit dem ersten Job in der Tasche und voller Hoffnung auf die große Karriere von Miami nach Los Angeles gekommen. Doch inzwischen macht sich Ernüchterung breit und nach einem weiteren erfolglosen Vortanzen gehen Eddy und die anderen zurück nach Florida. Nur Sean will trotz drohenden Wohnungsverlusts nicht aufgeben und bittet seinen alten Kumpel Moose (Adam G. Sevani) um Hilfe, der ihm einen Aushilfsjob in der Tanzschule seiner Großeltern verschafft. Als er eine Werbung für die TV-Show „The Vortex“ sieht, in der Dance-Crews aus dem ganzen Land gegeneinander antreten und ein Drei-Jahres-Engagement in Las Vegas gewinnen können, ist Sean Feuer und Flamme. Er überredet Moose, der mittlerweile als Ingenieur arbeitet, gemeinsam eine neue Crew zusammenzutrommeln. Sie eisen unter anderem die talentierte Andie (Briana Evigan) von ihrem Job in einem Kostümfundus los und Sean ist sich sicher: Mit LMNTRIX kann er das große Ziel erreichen. Doch dafür muss er sich mit der widerspenstigen Andie zusammenraufen – und sie müssen Seans alte Freunde von The Mob besiegen, die ebenfalls an dem Wettbewerb teilnehmen…

    „Step Up: All In“ beginnt mit einer satirischen Szene vom Vortanzen in Hollywood: Da sollen Sean & Co. ohne ersichtlichen Grund das Shirt ausziehen, ein weiterer Bewerber (es geht um einen Werbespot für Klopapier) wird aufgefordert: „Sei das Produkt!“. Die Entscheidungsträger werden als schamlose Ausbeuter und wichtigtuerische Schaumschläger gezeigt, doch diese kritischen Untertöne spielen im weiteren Verlauf des Films keine große Rolle mehr, vielmehr ist dieser fünfte Teil bislang am deutlichsten von jener Formelhaftigkeit befallen, mit der man in der Traumfabrik versucht, sichere Hits zu produzieren. So kehrt mit Ryan Guzman („Pretty Little Liars“) der Hauptdarsteller aus dem Vorgänger „Step Up: Miami Heat“ (dem deutlich besten Film der Reihe) zurück, aber Seans von Kathryn McCormick gespielte große Liebe Emily ist nicht mehr dabei. Als neue Herzensdame feiert dagegen Briana Evigans Andie (aus „Step Up To The Streets“) ihr Franchise-Comeback, deren alter Partner Chase (Robert Hoffman) wiederum nur noch in einem Nebensatz erwähnt wird. Die Produzenten wollten die beliebtesten Figuren zusammenbringen (Channing Tatum, der einzige wirkliche Topstar der Reihe, stand offensichtlich nicht zur Verfügung), dabei haben sie übersehen oder in Kauf genommen, dass Guzman und Evigan ein zwar sehr hübsches, aber enttäuschend leblos wirkendes und kaum überzeugendes Liebespaar abgeben.

    Die beiden Protagonisten passen nicht so recht zueinander (das wird insbesondere beim Duett zwischen Sean und Andie auf einem Karussell nach Betriebsschluss deutlich - eine Szene, die nicht halb so schön ist wie sie sein könnte und sollte) und auch das Wiedersehen mit einigen anderen bekannten Gesichtern verläuft nicht störungsfrei. Zunächst einmal ist es für jeden Zuschauer, der ihre teils genialen Flashmob-Choreografien in „Step Up 4“ gesehen hat, nicht gerade einleuchtend, wie sich The Mob beim Battle in einem Nachtclub in L.A. demütigen lässt, dann folgt ein kaum schlüssiger entwickelter Konflikt zwischen den besten Freunden Sean und Eddy und schließlich muss sich auch Adam G. Sevani als Sympathieträger Moose mit einer nicht gerade maßgeschneiderten Handlungslinie herumschlagen: Den Konflikt zwischen Beruf und Berufung hatte er ohnehin schon in „Step Up 3D“ ausgetragen und wenn die Rückkehr zum Tanz hier seine Ehe gefährdet, dann gerät der Film nicht das einzige Mal aufs erzählerische Glatteis, zumal der anschließende Rückzieher ebenso halbherzig wie blauäugig ausfällt. Davon abgesehen ist Sevanis Freestyle-Einlage in einer stylishen Vegas-Bar, die mit einem unangemessenen Kuss endet und damit den Stein des Anstoßes liefert, aber einer der tänzerischen Höhepunkte des Films.

    Das Showgeschäft wird hier als Haifischbecken voller Lügner und Betrüger beschrieben, aber die Ansätze einer realistischen Beschreibung der Schwierigkeiten von einfachen Tänzern sich dort durchzuschlagen, werden von der Verführungskraft des Spektakels in den Hintergrund gedrängt. Stellvertretend dafür steht Alexxa Brava (Izabella Miko), die Spielleiterin von „The Vortex“: Sie ist eine extravagant gekleidete Manipulatorin, eine schillernde Mischung aus Lady Gaga und Effie Trinket aus der „Tribute von Panem“-Reihe, von der niemand die Augen lassen kann. Und so ist letztlich auch das große Tanzfinale, eine Neun-Minuten-Battle auf einer gigantischen Indoor-Bühne mit drei Ebenen, bei der zusätzlich zu den tänzerischen Talenten der Crews Feuer, Wasser, Wind und Sand zum Einsatz kommen, etwas zwiespältig. Es ist eindeutig der Höhepunkt des Films und hat nicht nur atemberaubende Moves, sondern auch eine durchdachte 3D-Choreographie zu bieten. Aber die Versöhnung zwischen den Gegnern und die reine Feier des Tanzes (nach dem Motto „Ist doch egal, wer gewinnt“) wirkt am Ende dieses Films nicht nur aufgesetzt, sondern scheinheilig.

    Fazit: Das inzwischen in der fünften Runde angekommene Franchise zeigt bei „Step Up: All In“ deutliche Ermüdungserscheinungen – aber einige beeindruckende Tanzszenen gibt es weiterhin und die erwarten wir hier schließlich in erster Linie.

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