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    Die Gärtnerin von Versailles
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,0
    solide
    Die Gärtnerin von Versailles
    Von Christian Horn

    Zu Weltruhm gelangte der Brite Alan Rickman als Bruce Willis' diabolischer (und miserables Deutsch sprechender) Widersacher in „Stirb Langsam“, bevor er seinen Ruf als Charakterdarsteller mit markanten Auftritten in „Robin Hood – König der Diebe“ und natürlich als Professor Snape in den „Harry Potter“-Blockbustern festigte. Nach dem Drama „The Winter Guest“ mit Emma Thompson aus dem Jahr 1997 folgt mit „Die Gärtnerin von Versailles“ nun die zweite Regiearbeit des Schauspielers. Der romantische Kostümfilm spielt im absolutistischen Frankreich zu Zeiten von Ludwig XIV., im Mittelpunkt steht die fiktive Landschaftsgärtnerin Sabine De Barra, die an der Seite des historisch verbürgten Königsarchitekten Le Nôtre einen Teil des berühmten Schlossgartens von Versailles gestalten soll. Mit beeindruckendem ausstatterischen Aufwand entwirft Rickman ein gediegenes Sittengemälde, wobei der Regisseur ausgiebig im Barockgarten des Königs umherschweift, aber dabei seine gesellschaftskritischen Ansätze zunehmend vernachlässigt.

    Frankreich im 17. Jahrhundert: Der Sonnenkönig Ludwig XIV. (Alan Rickman) versteht seine Macht wie kaum ein absolutistischer Herrscher vor ihm mit aller Pracht zu inszenieren. Für das Schloss von Versailles und den geometrisch perfekt angelegten Königlichen Garten wird er über alle Ländergrenzen hinweg beneidet. Dass ausgerechnet die verwitwete englische Bürgerliche Sabine De Barra (Kate Winslet) des Königs neue Freilichtbühne anlegen soll, macht da am Hofe natürlich schnell die Runde. Unter der Schirmherrschaft des königlichen Landschaftsarchitekten André Le Nôtre (Matthias Schoenaerts) beginnt Sabine damit, ihre ambitionierte Vision in die Tat umzusetzen. Innerlich ist die Engländerin unterdessen vom Unfalltod ihrer Tochter schwer traumatisiert, während Le Nôtres eifersüchtige Gattin (Helen McCrory) eine Intrige gegen das Bauprojekt spinnt. Die unkonventionelle Art der neuen Gärtnerin von Versailles stößt zwar bei vielen, aber eben nicht bei allen Höflingen auf Zuspruch…

    Wie so oft, wenn Darsteller die Seite wechseln und selbst Filme inszenieren, entpuppt sich auch die zweite Regiearbeit von Alan Rickman als eindeutiger Schauspielerfilm: Neben dem starken Duo Kate Winslet („Zeiten des Aufruhrs“) und Matthias Schoenaerts („Der Geschmack von Rost und Knochen“) überzeugt auch Rickman selbst in seiner kleinen Rolle als nach absoluter Perfektion strebender Sonnenkönig. Allerdings kann auch das namhafte Ensemble nicht verhindern, dass die Handlung immer wieder ins Triviale abschweift: Die Abgründe des Adels, für den Etikette und Macht über allem stehen, spielen zwar am Vorabend der Französischen Revolution durchaus eine Rolle, aber Rickman und seine Co-Autoren Jeremy Brock und Alison Deegan verfolgen diesen Aspekt im Gegensatz etwa zu Sofia Coppola in „Marie Antoinette“ nur ansatzweise. Ähnliches gilt für den allenfalls angerissene Thema der Emanzipation von Sabine De Barras, die sich in der Welt der Adeligen nicht nur als Bürgerliche, sondern vor allem auch als Frau profilieren muss.

    Ansonsten setzt Rickman auf gediegene Unterhaltung in satten Pastellfarben. Wie in „Barry Lyndon“ von Stanley Kubrick – wenn auch inszenatorisch weit weniger ambitioniert - dominiert oft der Kerzenschein die Einstellungen. Die Kamera schwelgt ausgiebig im Gewächshaus des Königs, im Garten vor den Toren des Schlosses und im Kitsch und Prunk des Adelslebens. Zu Beginn wirkt dabei noch der Schlossgarten selbst wie der heimliche Protagonist – die Skizzen, Pläne und die Arbeiten unter teils extrem widrigen Bedingungen ergeben zusammen das Bild eines faszinierenden Bauvorhabens. Aber mit fortschreitender Spielzeit rückt das Landschaftsprojekt zugunsten der Liebesgeschichte zwischen Sabine De Barra und André Le Nôtre zunehmend in den Hintergrund. Der etwas schwülstige deutsche Verleihtitel, der an eine klassische Kostüm-Romanze gemahnt, beschreibt den Film daher letztlich genauer als der unverdient kecke Originaltitel „A Little Chaos“.

    Fazit: Etwas seichtes, aber hübsch bebildertes und gut besetztes Historiendrama um eine Liebesgeschichte im Prachtgarten des Sonnenkönigs.

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