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    Endless Love
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,0
    lau
    Endless Love
    Von Constantin von Harsdorf

    Es gibt Filmtitel, die machen schon überdeutlich, was man dahinter erwarten darf. Bei  „Texas Chainsaw Massacre“ denkt man sofort an abgetrennte Gliedmaßen und ungehemmt hervorschießende Blutfontänen, halt an ein Kettensägenmassaker. Derbe Splattereffekte hat „Endless Love“ von Regisseurin Shana Feste nicht zu bieten, dennoch greift hier derselbe Mechanismus. Schon allein beim Klang des Titels sieht man ein Pärchen verliebt den Strand entlangschlendern, während die rot glühende Sonne im Hintergrund langsam im Meer versinkt. Mit dieser Erwartung liegt man dann auch richtig: Festes Verfilmung eines Romans von Scott Spencer ist die Erzählung von großer emotionaler Eruption. Große Gefühle sind jedoch nur dann wahrlich groß, wenn sie aus steinigem Boden erwachsen – und genau das fehlt hier. Was bleibt, ist eine hübsch anzuschauende Parade schöner Menschen in schönen Bildern, die aber ungemein belanglos ist und keine Emotionen beim Zuschauer aufkommen lässt.

    Der Schulabschluss ist zwar geschafft, doch für die aus guten Verhältnissen stammende Jade (Gabrielle Wilde) bleibt dennoch keine Zeit zum Verschnaufen. Auf Drängen ihres strengen Vaters Hugh Butterfield (Bruce Greenwood) soll sie ein Praktikum bei einem renommierten Arzt absolvieren, um danach Medizin zu studieren. Doch dann lernt sie David (Alex Pettyfer) kennen und verliebt sich Hals über Kopf in den attraktiven Draufgänger. Jades Vater missfällt allerdings die Beziehung, weshalb er alles daran setzt, die Liebe mit aller Macht zu zerstören. Dazu gräbt er tief in Davids Vergangenheit und bringt ein dunkles Kapitel ans Tageslicht. Das bis dahin so innige Verhältnis von David und Jade wird dadurch auf eine harte Probe gestellt, an der das junge Paar zu zerbrechen droht…

    Eine Romanze folgt fast immer einem klassischem Muster, so auch „Endless Love“. Ein bisschen mehr Originalität hätte es in diesem Fall aber schon sein dürfen. Schon die Szene, in der sich Charmebolzen David und die schüchterne Jade richtig kennenlernen, kommt einem seltsam vertraut vor. Er, Sohn eines Mechanikers, fährt die Autos betuchter Gäste auf den Parkplatz eines Restaurants. Sie, Tochter mit Millionärshintergrund, geht eines Tages mit ihren Eltern zum Essen. Beim Aussteigen fällt ihr etwas herunter. Wie von Zauberhand bücken sich beide zur gleichen Zeit und blicken sich für einen Moment tief in die Augen. So erwächst hier die endlose Liebe. Shana Feste („Country Strong“, „Zeit der Trauer“) reiht in „Endless Love“ verschiedenste Szenen, die man genauso oder in ähnlicher Ausführung bereits aus ähnlich gelagerten Filmen kennt, aneinander - ob das erste Mal vor knisterndem Lagerfeuer oder das verliebte Herumturteln vor malerischer See-Kulisse.

    Schön anzusehen ist das dank der Hochglanzbilder von Shana Feste und Kameramann Andrew Dunn („Der Butler“) zwar zu jeder Zeit, aber richtig packend ist die Liebesgeschichte nie. Da helfen auch Liebesschwüre im Minutentakt nicht. Festes Film fehlen schlicht Figuren, deren Konflikte mehr sind als bloße Behauptung. Ob Jades verstorbener Bruder oder Hughs erbitterter Kampf um die Familie, die Geschichte bietet zwar genug Stoff für dramatische Momente, aber Shana Feste hat kein wirkliches Interesse, diese zu erzählen. Dass sie am Rande noch existieren, ist der literarischen Vorlage geschuldet, von der sie ein Überbleibsel sind. Die Regisseurin, die zusammen mit Joshua Safran („Gossip Girl“) auch das Drehbuch schrieb, trieb dem Roman von Scott Spencer in ihrer Adaption aber jegliche Düsternis aus. Zurückgeblieben ist ein weichgekochter Rest, der die dramatische Fallhöhe des Romans nur noch erahnen lässt.

    Die Filmversion wirkt dann auch gleich viel konstruierter als die literarische Vorlage und ist durchweg überraschungsarm. Natürlich verbringt Jade den Sommer über bei David, natürlich gräbt Jades Vater irgendwelche Jugendsünden von David aus, um deren Liebe zu beenden und natürlich finden die beiden nach einigen Missverständnissen letztendlich wieder zusammen. Irgendwo in diesem romantischen Baukasten tummeln sich dazu allerhand stereotype Nebenfiguren: Da die durchtriebene Ex-Freundin, dort der beste Kumpel mit der großen Klappe. Jedes Mal wenn es dann doch einen Anflug eines ernsten Themas oder eine tiefer gehenden Auseinandersetzung mit Liebe oder Familie gibt, läuten auch schon die verträumten Klänge hymnischer Popsongs den nächsten Bilderstrom voll glückseliger Gesichter ein. Diese Flucht in eine heile Welt geht einige Zeit gut, irgendwann sehnt man sich jedoch danach, von all diesen brach liegenden dramatischen Zuspitzungen auch selbst etwas zu fühlen. Stattdessen wird nur von großen Gefühlen berichtet, aber keine Emotionen geweckt.

    Fazit: Shana Feste verwandelt den vielschichtigen Scott-Spencer-Roman „Endless Love“ mit ihrer blumigen Verfilmung in eine laue Romanze. Das ist bisweilen schön anzuschauen, aber eben auch furchtbar harmlos.

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