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    Out Of Inferno
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,5
    gut
    Out Of Inferno
    Von Stefan Dabrock

    Nicht umsonst hat die Kirche vor dem Eintritt ins Paradies das Fegefeuer gestellt: Die Vorstellung, bei lebendigem Leib zu verbrennen, ist so grausam, dass auch in Katastrophenfilmen gerne verschiedenste Feuermotive genutzt werden, um die Intensität zu steigern. Ein Paradebeispiel dafür ist das spannungsgeladene Actiondrama „Out Of Inferno“, in dem die Brüder Danny und Oxide Pang („Bangkok Dangerous“, „The Eye“, „The Messengers“) diese Urängste auf besonders beklemmende Weise einsetzen. Zwischen halsbrecherischen Stunts und stark eingefangenen Feuersbrünsten finden sie dabei auch den Raum für eine gute Portion Emotionen.

    Die beiden Brüder Tai-kwan (Lau Ching Wan) und Keung (Louis Koo) haben einst zusammen als Feuerwehrmänner gearbeitet, doch seit einem Zwischenfall im Einsatz gehen sie getrennte Wege. Keung, der Probleme mit der Vorschriftentreue Tai-kwans hatte, verließ die Feuerwehr und gründete eine Firma, die sich auf automatische Löschsysteme in Wolkenkratzern spezialisiert. Gerade eröffnet er in einem neugebauten Hochhaus in der südchinesischen Metropole Guangzhou ein Büro. Just an diesem Tag betritt auch Tai-kwans schwangere Frau Si Lok (Angelica Lee) das Gebäude, um einen Routinetermin bei ihrem Frauenarzt (Sicheng Chen) wahrzunehmen. Doch dann entsteht durch Unachtsamkeit ein Feuer, das sich aufgrund einer Verkettung unglücklicher Umstände so schnell ausbreitet, dass die eingebauten Löschsysteme und Rettungsvorrichtungen von Keungs Firma versagen. Während Tai-kwan und seine Feuerwehrkollegen anrücken, um die Situation unter Kontrolle zu bekommen, versucht Keung sich und eine vom Feuer eingeschlossene Gruppe zu retten.

    Die Brüder Pang stellen in den Mittelpunkt ihres Katastrophen-Action-Dramas neben den furiosen Feuerszenen den Konflikt des Brüderpaars. Die Nebenfiguren bleiben dagegen reine Funktionsträger für bestimmte dramatische Momente: So lässt sich eine Edelsteindieben aus Sorge vor der Entdeckung zu einer egoistischen Kurzschlussreaktion hinreißen. An anderer Stelle wird zwecks Steigerung des Mitgefühls ein kleines Mädchen von seiner Familie getrennt. Auch wenn die Figuren simpel bleiben, wird mit ihnen effektiv auf der Klaviatur menschlicher Schwächen, Sehnsüchte und Ängste gespielt. Der Wunsch nach schnellem Reichtum, der Hang, bei großer Gefahr nur an das eigene Leben zu denken, und die schreckliche Vorstellung, im Angesicht des Todes isoliert zu sein, sind nachvollziehbare Szenarien, mit denen die Pang-Brüder grundlegende Emotionen wie Wut oder Verzweiflung erzeugen. Das gelingt ihnen, weil die Figuren trotz ihrer einfachen Charakterisierung doch zutiefst menschlich wirken.

    Die Nebenfiguren, dienen mit all ihren Sorgen und Problemen aber vor allem als Fundament für den zentralen Bruderkonflikt, bei dem es letztlich um das moralische Dilemma geht, ob man im Brandfall einem Rettungsschema folgen soll oder ob man Verwandte bevorzugt behandeln darf. Eine Antwort darauf liefern die Pangs nicht, sie erzeugen inmitten des tosenden Infernos stattdessen eine existenzielle Situation. Kameramann Anthony Pun („Shaolin“, „New Police Story“) gelingt es dabei, den monströs aussehenden, beißenden Flammen fast so etwas wie ein Eigenleben zu verleihen. So wird aus einem bloßen Feuer ein mythologisch überhöhtes Phänomen, dessen unkontrollierbar-bedrohliche Dynamik Hilflosigkeit und Angst auslöst. In dieser Situation müssen sich die beiden Brüder bewähren, was „Out Of Inferno“ zwischen allen beeindruckenden halsbrecherischen Stunts und visuellen Schauwerten im Kern zu einem emotionalen Drama macht.

    Fazit: Inmitten mitreißender Schauwerte inszenieren die Brüder Danny und Oxide Pang in „Out Of Inferno“ ein trotz simpler Nebenfiguren packendes Drama.

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