Mein Konto
    Big Game
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,5
    gut
    Big Game
    Von Christian Horn

    Im Kino greifen frei erfundene US-Präsidenten gern mal zur Waffe. Bill Pullmans tollkühner Kampfjet-Einsatz in „Independence Day“ oder Harrison Fords Actionflug in der „Air Force One“ sind nur zwei Beispiele für solchen zupackenden Patriotismus. Samuel L. Jackson verkörpert in „Big Game“ nun allerdings einen anderen, in dem Punkt etwas realistischeren Politikertypus. Wie Jamie Foxx in „White House Down“ ist er kein Actionheld, sondern braucht die tatkräftige Unterstützung eines Helfers. Jackson steht indes nicht Channing Tatum zur Seite, sondern ein 13-jähriger Junge aus Finnland. Allein das ist bereits ein schöner Kniff (und so etwas wie eine inoffizielle Fortführung des tollen „Der Sohn von Rambow“: Einen Gerademal-Teenager, der im Kugelhagel über Schluchten springt, sieht man nicht alle Tage. Und zum Glück garniert der finnische Regisseur und Drehbuchautor Jalmari Helander („Rare Exports“) seine unterhaltsame Actionkomödie mit der hier auch dringend zu empfehlenden Selbstironie.

    Oskari (Onni Tommila) steht ein harter Tag bevor. Pünktlich zu seinem 13.  Geburtstag muss er nämlich alleine in den Wald ziehen und ein möglichst großes Tier erlegen – so wie sein Vater Tapio (Jorma Tommila) vor ihm. Mit Pfeil und Bogen bricht der Junge ins Dickicht auf. Zeitgleich überfliegt der amerikanische Präsident William Moore (Samuel L. Jackson) in Begleitung des Secret-Service-Agenten Morris (Ray Stevenson) ebenjene Wälder. Doch bevor das US-Staatsoberhaupt sein Ziel erreicht, schießt der irre Hobby-Terrorist Hazar (Mehmet Kurtulus) die Air Force One mit einer Rakete ab. Die Rettungskapsel mit dem Präsidenten landet natürlich direkt vor den Füßen des angehenden Jägers Oskari... Während der Vizepräsident (Victor Garber) und seine Berater (u.a. Jim Broadbent) das Schlimmste von Langley aus verhindern wollen, beschützt der Junge den abgestürzten Politiker vor Ort. Denn welche Jagdtrophäe könnte besser sein als der leibhaftige amerikanische Präsident?

    Ein bisschen erinnert „Big Game“ mit seiner Kulisse in den finnischen Bergen und Nadelwäldern an „Cliffhanger“ von Renny Harlin. Im Gegensatz zum Actionreißer mit Sylvester Stallone kommen Witz und Ironie in „Big Game“ aber nicht nur am Rande vor, sondern bilden die Triebfeder des Films. Jalmari Helander inszeniert zwar keine Klamotte oder Parodie, die Figuren und das Geschehen sind aber dennoch mit voller Absicht überzeichnet. „Big Game“ ist  immer wieder lustvoll over the top, insbesondere einige aberwitzige Actionszenen in Zeitlupe und das knallige Finale bieten köstliche Unterhaltung für ein geneigtes Publikum. Die Schauspieler erhöhen den Spaßfaktor noch. Samuel L. Jackson („Django Unchained“) agiert zwar nur recht routiniert, doch der junge Finne Onni Tommila und die Riege der Nebendarsteller gehen mit Elan an die Sache. So macht etwa Mehmet Kurtulus („Kurz und schmerzlos“, „Tatort“) aus seiner dünn geschriebenen Bösewichtrolle mit viel Freude am Unsinn das Beste.

    Klischees und Logiklöcher fallen in einem solchen lustvoll überdrehten Film nicht groß ins Gewicht und so sind es nur Randnotizen, wenn der Präsident die Waffe beim ersten Versuch natürlich nicht durchlädt und es wie selbstverständlich keine Sprachbarriere zwischen dem Jungen aus dem tiefsten Finnland und dem Amerikaner gibt. Da sind eher die zaghaften Ansätze überflüssig, das bunte Treiben doch noch mit Dramatik und Tiefgang zu versehen - etwa in der Beziehung zwischen Oskari und seinem legendären Vater. Sehr komisch ist dagegen die erste Begegnung der Hauptfiguren, bei der Oskari den Präsidenten für ein Alien hält und der „Führer der freien Welt“ die Frage „Kommst du in Frieden?“ nicht ohne Zögern bejaht. Dass sich Samuel L. Jackson wenig später in ein „E.T.“-Handtuch hüllt, treibt den Gag noch weiter.  „Big Game“ ist so etwas wie ein großer filmischer Abenteuerspielplatz – auch wenn der Titel eigentlich auf den Begriff „Big-game hunting“ zurückgeht, zu deutsch: „Großwildjagd“.

    Fazit: Eine lebhaft-vergnügliche Actionkomödie für Freunde spaßigen Popcornkinos.

    Möchtest Du weitere Kritiken ansehen?
    Das könnte dich auch interessieren
    Back to Top