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    Die Vampirschwestern 2 - Fledermäuse im Bauch
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,0
    solide
    Die Vampirschwestern 2 - Fledermäuse im Bauch
    Von Andreas Staben

    Fledermäuse im Bauch – der kurios-verschmitzte Untertitel zu Wolfgang Groos‘ Fortsetzung des Mädchenabenteuers „Die Vampirschwestern“ gibt ihren verspielten Tonfall vor. Fernab vom feierlichen Ernst der „Twilight“-Filme und von der morbiden Erotik vieler „erwachsener“ Blutsauger-Geschichten ist auch der zweite Film nach den Büchern der inzwischen auf elf Bände angewachsenen Erfolgsreihe von Franziska Gehm eine auf Kinder zugeschnittene Erzählung vom Anderssein. Dabei liegt in der phantasievoll ausgestalteten Welt der in kleinstädtische Normalität untergetauchten (Halb-)Vampire ein besonderer Reiz: Ob sie nun flopsen (eine beneidenswerte Fähigkeit), sich niedliche Blutegel-Haustiere halten oder auf „Vampibook“ surfen, die Vampirzwillinge sind außergewöhnlich und zugleich ganz normale Mädchen. Und so erleben sie in „Die Vampirschwestern 2 – Fledermäuse im Bauch“ eine erste romantische Schwärmerei und andere typische Probleme Heranwachsender, die hier einen mit Augenzwinkern präsentierten kleinen Dreh ins Aufregend-Phantastische bekommen.

    Sommerferien im beschaulichen Bindburg: Die beiden Schwestern und Halbvampirinnen Dakaria (Laura Roge) und Silvania Tepes (Marta Martin) planen einen Zeltausflug mit ihren Freunden Jacob (Jeremias Meyer), Helene (Jamie Bick) und Ludo (Jonas Holdenrieder). Doch als Daka erfährt, dass ihre Vampir-Lieblingsband Krypton Krax in der Nähe ein Konzert geben wird, vergisst sie erstmal alles andere. Nachdem Vampirvater Mihai (Stipe Erceg) ihr den Besuch verbietet, beschließt sie heimlich nach Schattenwalde zu dem Auftritt ihres großen Schwarms Murdo (Tim Oliver Schultz) und seiner Band zu fliegen. Silvania schließt sich an, um ein Auge auf die Schwester zu haben. Während Daka im siebten Himmel schwebt, weil Murdo sie auf die Bühne holt, macht Silvania die unheimliche Bekanntschaft von Xantor (Georg Friedrich), dem Manager von Krypton Krax. Der alte Vampir kennt die Familie Tepes und sinnt auf Rache seit Mihai vor Jahren die Menschenfrau Elvira (Christiane Paul) geheiratet hat, denn die wollte Xantor für sich haben und aus ihr eine Vampirdienerin machen. Nun nimmt der Fiesling die Tepes-Töchter ins Visier...

    Dakaria hat Schmetterlinge im Bauch und Flausen im Kopf. Ihre Schwärmerei für den Vampir-Punkrocker Murdo, der äußerlich wohl nicht ganz zufällig ein wenig an Tokio-Hotel-Star Bill Kaulitz erinnert, ist von jener Leidenschaft, für die die meisten Erwachsenen keine Energie mehr haben. Dementsprechend unvernünftig handelt das verknallte Groupie, setzt sich über das Verbot der Eltern hinweg und als der Musiker es dann tatsächlich bittet, mit ihm auf Tournee zu kommen, lässt der Teenager alles stehen und liegen. Was einigermaßen abgedroschen klingt, bekommt hier den unschuldigen Charme einer absolut unverfänglichen Kleinmädchenfantasie: Der Rocker in Lederkluft erweist sich als sensibler Softie und die eigens für den Film komponierten Songs sind eingängig-radiotaugliche Kost ohne Ecken und Kanten. Und bei all dem gibt es selbstverständlich nicht einmal die Andeutung eines erotischen Interesses – dafür sollen die Mädchen auf und vor der Leinwand noch zu jung sein. Das wirkt alles arg durchkalkuliert, aber durch die feinfühlige Darstellung bekommt die seltsame Beziehung fast etwas Rührendes. Tim Oliver Schultz, der bereits in „Systemfehler – Wenn Inge tanzt“ (ebenfalls von Wolfgang Groos) einen Jungmusiker gespielt hat, lässt die Allüren dieser vorigen Rolle hinter sich und gibt dem träumerisch-traumhaften Vampir-Rockstar von nebenan Herz und Seele.

    Die Konflikte der Mädchen werden genau wie die immerhin fast tödliche Eifersucht von Blutsauger-Ehemann Mihai mit leichter Hand präsentiert. Dabei sind kleine unaufdringliche Lektionen über Freundschaft und Vertrauen inbegriffen, aber der Spaß steht im Vordergrund. Besonderes Vergnügen bereitet der launige Auftritt von Georg Friedrich als Mihais alter Blutsauger-Rivale Xantor. Mit unverkennbarem Wiener Schmäh macht er aus dem verbitterten Bösewicht einen grantelnden Menschenfeind und Handy-Hasser, dem das Aus-der-Zeit-gefallen-Sein schlechte Laune bereitet. Dass er sich bestens auf philosophisch angehauchten Nonsens versteht, hat er neulich erst in Benjamin Heisenbergs Arthouse-Kuriosität „Über-Ich und Du“ gezeigt, und der Showdown im Streichelzoo (eine bessere „Wildnis“ gab es nicht) wird durch ihn zum komischen Höhepunkt. Der findet in einer absurden Kettenreaktion seinen passenden Abschluss, bei der auch der schon aus dem ersten Film bekannte spießige Nachbar und Vampirjäger van Kombast (Michael Kessler) eine wichtige Rolle spielt. Dessen Kapriolen mit einem Knoblauchzerstäuber samt seiner eigenwilligen Romanze mit der Krankenschwester (Diana Amft) bewegen sich meist an der Grenze zur Albernheit und zuweilen überschreiten sie sie auch, doch das fällt bei dieser gutgelaunten Fortsetzung nicht allzu schwer ins Gewicht.

    Fazit: Dem zweiten Kinoauftritt der Vampirschwestern fehlt naturgemäß ein wenig der Reiz des Neuen, aber dafür überzeugt er mit größerer Leichtigkeit und bietet gefällige zielgruppengerechte Unterhaltung

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