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    French Women - Was Frauen wirklich wollen
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    1,5
    enttäuschend
    French Women - Was Frauen wirklich wollen
    Von Michael Meyns

    Gerade ist in Deutschland mal wieder eine Debatte über den Anteil von Frauen in der Filmbranche entbrannt, insbesondere auf dem Regiestuhl sind sie weiterhin überaus deutlich in der Unterzahl. Als Argument für eine Frauenquote wird gern ins Feld geführt, dass Frauen einen anderen, einen differenzierteren, weiblicheren, nicht zuletzt feministischeren Blick auf das weibliche Geschlecht werfen würden, als es männliche Regisseure tun. Dass allerdings eine regieführende Frau, die zudem auch noch für das Drehbuch verantwortlich ist, nicht automatisch eine interessante oder auch nur vorurteilsfreie Perspektive auf ihre Geschlechtsgenossinnen garantiert, beweist die französische Komödie „French Women - Was Frauen wirklich wollen“. Schauspielerin Audrey Dana lässt in ihrem Regiedebüt kaum ein Klischee aus und inszeniert eine ganze Riege bekannter französischer Schauspielerinnen als geradezu dümmliche Kreaturen, die beim bloßen Anblick eines schmucken Mannes förmlich durchdrehen und sich auch sonst allzu oft wie hysterische Weibsbilder aufführen.

    Ysis (Géraldine Nakache) lebt für ihren fremdgehenden Mann und ihre drei Kinder - bis sie sich in die attraktive, sehr blonde Babysitterin Marie (Alice Taglioni) verliebt. Rose (Vanessa Paradis) ist zwar eine erfolgreiche Managerin, aber auch allein und höchst unbeliebt, daher versucht sie mit Hilfe ihrer jungen Assistentin eine beste Freundin zu finden. Die Anwältin Agathe (Laetitia Casta) steht vor ihrem ersten großen Fall, als sie einen tollen Mann kennenlernt - dumm nur, dass bei jeder unpassenden Gelegenheit ihr Magen verrückt spielt und jede erotische Stimmung vertreibt. Lili (Isabelle Adjani) hadert derweil ganz allgemein mit ihrem Leben, während ihre Schwester Sam (Sylvie Testud) erfährt, dass sie Brustkrebs hat.

    Dies sind nur einige der willkürlich aneinandergereihten Szenen, in denen ein buntes Ensemble von elf Frauen zwischen Mitte 20 und Mitte 40 gezeigt wird – in weiteren Rollen sind beispielsweise Audrey Fleurot („Ziemlich beste Freunde“) und Marina Hands („Lady Chatterley“) zu sehen. Eine solche Menge an Figuren sollte es eigentlich möglich machen, eine gewisse Vielfalt abzubilden, unterschiedliche Typen von Frauen darzustellen, deren Leben von unterschiedlichen Wünschen und Träumen geprägt sind. Doch weit gefehlt: Im Kern sind sämtliche der von Audrey Dana und zwei Co-Autorinnen ausgedachten Frauenfiguren auf der Suche nach dem Mann fürs Leben. Bis auf die Lesbierin natürlich, die hier allerdings nicht für ein alternatives Lebensmodell steht, schließlich kehrt die betreffende Figur nach ihrer kurzen sexuellen Experimentierphase doch wieder in ihre wenig glückliche Hetero-Ehe zurück.

    So eindimensional ist das hier gezeigte Frauenbild, dass für Zwischentöne oder gar Ambivalenzen kein Platz ist. Ja, „French Women“ (im Original wenig subtil „Sous les jupes des filles“, in etwa „Unter den Röcken der Mädchen“) ist eine Komödie, aber muss man deswegen gleich so einfältig sein? Muss jede Frau beim Anblick einer nackten, trainierten Männerbrust sofort hyperventilieren oder sich gar tollpatschig auf die Nase legen? Hier werden sämtliche Stereotypen ohne erkennbare Ironie aufs Gröbste ausgewalzt, sodass interessante Ansätze meist schon im Keim erstickt werden. So hält sich das Sehvergnügen bei dieser aufgeregten Komödie mit reaktionären Untertönen in engen Grenzen, da helfen auch die bekannten Gesichter nur wenig.

    Fazit: Mit französischen Starschauspielerinnen in Mannschaftsstärke inszeniert Audrey Dana eine bemerkenswert unkomische Komödie und präsentiert zudem ein erstaunlich einseitiges und in dieser Einseitigkeit überaus fragwürdiges Frauenbild.

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