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    Verdammt in alle Ewigkeit
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    4,0
    stark
    Verdammt in alle Ewigkeit
    Von Asokan Nirmalarajah

    Fred Zinnemanns „Verdammt in alle Ewigkeit" ist ein mehrfach oscarprämierter Hollywood-Klassiker, der heute vor allem aus drei Gründen in Erinnerung geblieben ist. Zuerst wäre da der – im Original und in seiner deutschen Übersetzung – romantisch-tragische Titel des Films, der als Soldatendrama beginnt, sich zum Liebesmelodram entwickelt und im Kriegsspektakel mündet. Darüber hinaus enthält der Film eine der berühmtesten Kussszenen der Kinogeschichte zwischen Burt Lancaster und Deborah Kerr, während sie am Strand von Hawaii von den Wellen umspült werden. Und nicht zuletzt rankt um den Film die Legende, Frank Sinatra verdanke seinen Mafia-Kontakten die Nebenrolle, mit der er nicht nur den Oscar gewann, sondern auch seine damals brachliegende Sänger-Karriere wieder ankurbeln konnte. Vergessen wird dabei, dass das schnörkellos erzählte, klasse gespielte Beziehungsdrama zwischen amerikanischen Soldaten und ihren Frauen das definitive, weil glaubwürdigere Kriegs- und Liebesepos über die Luftangriffe auf den Marinestützpunkt Pearl Harbor darstellt – an dem sich Michael Bay viele Jahre später mit den substanzlosen, verkitschten Schlachtenspektakel „Pearl Harbor" versuchen würde.

    Der an Originalschauplätzen auf Hawaii gedrehte Film beginnt im Sommer 1941, mehrere Wochen vor den Angriffen der japanischen Luftstreitkräfte auf die im Hafen von Pearl Harbor stationierte US-Pazifikflotte. Der Soldat Robert Prewitt (Montgomery Clift), ein talentierter Claironspieler der Navy, meldet sich in den Kasernen von Schofield zum Dienst. Captain Dana Holmes (Philip Ober) ist begeistert über den Neuzugang, handelt es sich bei ihm doch um den besten Mittelgewichtler der Garnison. Aber Prewitt verweigert seinen Beitritt in die Boxstaffel des Captains. Er ist noch traumatisiert davon, einem Kameraden im Kampf das Augenlicht genommen zu haben. Holmes ist indigniert und stachelt seine Offiziere an, Prewitts Widerstand bei den Militärübungen mit Schikanen zu brechen. Nur Prewitts Freund Maggio (Frank Sinatra) hält noch zu ihm. Milton Warden (Burt Lancaster), der Feldwebel der Kompanie, ist fasziniert von der Dickköpfigkeit des Soldaten, hat aber andere Nöte: Er führt eine Affäre mit Karen (Deborah Kerr), der Gattin des Captains. Indes verliebt sich Prewitt in die Hostess Lorene (Donna Reed). Beide Männer stehen bald vor der Wahl zwischen der Liebe zu ihren Frauen und der Liebe zur Army...

    Es ist nicht zu leugnen: Die Leinwandadaption des Bestseller-Romans „Verdammt in alle Ewigkeit", der Ende der 1970er Jahre auch eine Auswertung als erfolgreiche TV-Miniserie und Fernsehserie erfahren würde, ist eine Seifenoper für Männer. Weder die Gefechtsausbildung, noch der Kriegseinsatz spielen in dem mehr dialog- als actionlastigen Melodram eine bedeutende Rolle. Im Mittelpunkt stehen hier die großen Gefühlskonflikte, mit denen die lakonischen Männer irgendwo zwischen soldatischem Pflichtbewusstsein, persönlichen Bindungsängsten und der Willkür ihrer bornierten Vorgesetzten ringen müssen. So lässt sich auch erklären, wie man als involvierter Zuschauer nach knapp anderthalb Stunden emotionaler Achterbahnfahrt vom japanischen Angriff ebenso kalt erwischt wird wie die Soldaten. Der zeitgeschichtliche Hintergrund des Films bildet bloß den Rahmen für das tragische Schicksal seiner Protagonisten. Fred Zinnemann, der bereits das Jahr zuvor bei seinem Western-Klassiker „12 Uhr mittags" deutlich machte, dass er weniger am finalen Action-Showdown, als am psychologischen Drama interessiert ist, das sich dort in Gary Coopers Sheriff abspielte, bleibt auch hier seiner Linie treu.

    Die Romanvorlage des Soldaten James Jones, der die Angriffe auf Pearl Harbor miterlebte, galt seit ihrer Publikation 1951 als unverfilmbar: zu viele Figuren, zu viele Handlungsstränge – und die keineswegs zimperliche Melange aus Kraftausdrücken, Gewalt und Sex. Das US-Militär verweigerte aufgrund dessen sogar die Mitarbeit. Also wurde das Material zum großen Missfallen des Autors gekürzt; riskantere Details, wie die Homosexualität des als Stricherjungen arbeitenden Maggio, wurden ausgespart. Trotz dieser präventiven Zensurmaßnahmen der Columbia-Studios war „Verdammt in alle Ewigkeit" für die damaligen Verhältnisse bemerkenswert riskant in seiner Darstellung außerehelicher Liebesbeziehungen. Auch wenn in dem Film keine Sexszenen gestattet waren, so wird hier doch viel angedeutet; und zwar vor allem außerehelicher und bezahlter Sex. Für erotische Spannung an den heißen Stränden und in den schwülen Bars von Hawaii sorgt die durch die Bank solide Besetzung. Vor allem zwischen Burt Lancaster und Deborah Kerr, die angeblich auch privat anbändelten, knistert es gewaltig in den Dialogszenen, wenn auch ihr Leinwandflirt über Umarmungen und keusche Küsse nicht hinausgeht.

    Fazit: Das ergreifende, im halbdokumentarischen Schwarzweiß fotografierte Beziehungsdrama „Verdammt in alle Ewigkeit" überzeugt mit komplexen Figuren, tollen Darstellern und atmosphärischem Ambiente.

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