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    David Bowie is
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    David Bowie is
    Von Andreas Günther

    Ein Genie! Ein Vorbild für uns alle! Er hat gezeigt, dass auch Vorstadtkinder Stars werden können… Wer immer auch in dem Dokumentarfilm „David Bowie is“ zu dem gleichnamigen Popstar und Multitalent befragt wird – die Lobeshymnen und verzückten Ehrerbietungen wollen einfach nicht abreißen. Die Bewunderung mag gerechtfertigt sein, irgendwann aber ermüdet sie. Das ist nur eines der Anzeichen, dass in dem Film über die Museumsausstellung „David Bowie is“, die um die Welt tourt und im Frühjahr und Sommer 2014 auch in Berlin Halt machte, viel Potenzial verschenkt wird. Regisseur Hamish Hamilton breitet eine beeindruckende Materialfülle aus mehr als 40 Jahren rastloser Kreativität eines Verwandlungswunders aus – und bleibt doch merkwürdig eindimensional hinter seinem schillernden Gegenstand zurück.  

    Dabei assoziiert man mit dem Titel gerade Vieldeutigkeit. „David Bowie is“ spielt darauf an, dass der 1947 in bescheidenen Verhältnissen unter dem bürgerlichen Namen David Robert Jones geborene Künstler nicht nur Sänger und Texter, sondern auch Zeichner und Couturier, Filmschauspieler und Pantomime und noch vieles mehr ist. Die Kuratoren der diesem vielfältigen Schaffen gewidmeten Ausstellung, Victoria Broackes und Geoffrey Marsh, nehmen den Zuschauer hier gleichsam an die Hand, um ihn erläuternd Raum für Raum durch die Werkschau zu führen, die sie im Londoner Victoria & Albert-Museum entwickelt haben. Wie die Besucher vor Ort kann das Filmpublikum nun den berühmten Song „Space Oddity“ hören und gleichzeitig den Text in Bowies Handschrift mitlesen. So geht es weiter mit extravaganten Kostümen, mit Aufzeichnungen von androgyn gefärbten Bühnenperformances, mit Filmen wie „Der Mann, der vom Himmel fiel“ und auch mit Material zu Projekten, aus denen (noch) nichts geworden ist.

    Der Museumsrundgang wird ergänzt mit Interviewpassagen, in denen prominente Gäste in einer Art Studio Bowie huldigen dürfen. Zu diesen Bewunderern gehören Jarvis Cocker, Frontmann der Band „Pulp“,  der japanische Modemacher Kansai Yamamoto, in dessen Abendkleid Bowie einmal schlüpfte, ein junger britischer Künstler und der Filmwissenschaftler Sir Christopher Frayling, der wie in seinen Büchern auch in freier Rede mit Bonmots glänzt. Am Rande kommen Mitarbeiter, Designer und Fotografen sowie der Autor Hanif Kureishi zu Wort. Zugleich ist auffällig, dass besonders berühmte oder wichtige Weggefährten Bowies fehlen, darunter „Der Mann, der vom Himmel fiel“-Regisseur Nicolas Roeg und Oscar-Preisträgerin Tilda Swinton („Michael Clayton“), die noch 2013 mit Bowie in dem Video zu seinem Song „The Stars (Are Out Tonight)“ auftrat.

    Aber vor allem fehlt natürlich David Bowie selbst. Er hat zwar seine Archive für die Kuratoren geöffnet, aber schon der Eröffnung der Ausstellung in London blieb er fern. Möglicherweise war ihm der ehrfürchtig-weihevolle Grundton der Unternehmung etwas unheimlich. Denn der Film ist letztlich kaum mehr als eine materialreiche Lobhudelei ohne spürbaren konzeptionellen Ehrgeiz. So hat „David Bowie is“ zwar den Informationsgehalt etwa einer Fernsehreportage, aber Regisseur Hamish Hamilton löst nicht ein, was die Leerstelle im Titel verheißt. Statt sich dem schillernden Protagonisten auf herausfordernde Weise zu nähern, zu irritieren und vielleicht auch zum kritischen Nachdenken anzuregen, wird hier eine Legende so intensiv verehrt, dass sie dadurch eher noch weiter entrückt als dass man ihr näherkäme. Während des Films muss man sich ständig bewusst machen, dass David Bowie ja noch lebt…

    Fazit: Liebevolle, aber oberflächliche Auseinandersetzung mit David Bowie und seinem Werk, bei der in erster Linie Fans auf ihre Kosten kommen.

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