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    Die Unfassbaren 2
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,0
    solide
    Die Unfassbaren 2
    Von Christoph Petersen

    2013 hat „Die Unfassbaren – Now You See Me“ (4 Sterne von FILMSTARTS) eindrucksvoll die Hollywood-Weisheit widerlegt, dass Filme über Magier an der Kasse von vorneherein zum Scheitern verurteilt sind (im Kino ist ohnehin alles möglich, da sind Zaubertricks oft nichts Besonderes mehr). Dieser Erfolg war für das produzierende Studio Lionsgate Anlass genug, gleich für eine ganze Trilogie grünes Licht zu geben – wobei die Zukunft des dritten Teils nach dem enttäuschenden Abschneiden der ersten Fortsetzung, die in den USA nicht einmal mehr 50 Prozent des Ergebnisses des Vorgängers erreichte, inzwischen wieder in den Sternen steht. Aber warum dieser steile Absturz? Zum einen fehlt „Die Unfassbaren 2“ sicherlich der Überraschungseffekt des ersten Teils. Zum anderen hat sich ein Sequel storytechnisch ja nun auch nicht gerade aufgedrängt, weshalb die vor allem finanziellen Erwägungen entsprungene Erweiterung des „Now You See Me“-Universums mitunter schon etwas angestrengt wirkt. Trotzdem hat Louis Leterrier („The Transporter“) im Original genügend Qualitäten entwickelt, dank derer es nun auch sein Regie-Nachfolger Jon M. Chu („G.I. Joe 2: Die Abrechnung“) ohne spürbare Längen bis zum Abspann schafft.

    Der Illusionskünstler J. Daniel Atlas (Jesse Eisenberg), der Hypnotiseur Merritt McKinney (Woody Harrelson), der Kartentrickser Jack Wilder (Dave Franco) und ihr immer noch beim FBI beschäftigter Anführer Dylan Rhodes (Mark Ruffalo) warten sehnsüchtig darauf, dass sie vom Magier-Geheimbund „Das Auge“ endlich eine neue Mission erhalten. Die Vier Reiter inklusive Neuzugang Lula (Lizzy Caplan) werden schließlich mit der Entlarvung eines Sillicon-Valley-Gurus beauftragt, der mit seinem neuen Handymodell die Daten von Nutzern ausspäht und weiterverkauft. Allerdings erweist sich der Job als Falle: Auf der Flucht springen die Zauberkünstler vom Dach in ein Schuttrohr – und als sie unten wieder rauskommen, finden sie sich plötzlich Tausende von Kilometern entfernt in einem Restaurant in Macao wieder, wo Milliardärsspross Walter Mabry (Daniel Radcliffe), der Sohn von „Die Unfassbaren“-Bösewicht Arthur Tressler (Michael Caine), noch ein ganz gewaltiges Hühnchen mit ihnen zur rupfen hat …

    Der größte Trumpf im Ärmel der Franchise-Macher sind erneut ihre spielfreudigen Stars und deren charismatische Figuren mit ihren treffsicheren Onelinern: Jesse Eisenberg („Batman V Superman“) macht einfach genau so weiter wie im ersten Teil, Dave Franco („Bad Neighbors 2“) bekommt sogar ein wenig mehr zu tun, Woody Harrelson („Zombieland“) spielt diesmal eine völlig verrückte Zwillings-Doppelrolle und Neuzugang Lizzy Caplan („Masters Of Sex“) ist als freche Lula ein mehr als ebenbürtiger Ersatz für die ausgestiegene Isla Fisher. Nur Mark Ruffalo („Marvels The Avenger’s“) hat, nachdem seine Figur am Ende des Vorgängers geoutet wurde, als dauerbesorgter Anführer der „Vier Reiter“ irgendwie sein Mojo verloren. Und auch Daniel Radcliffe („Victor Frankenstein“) ist als maulender Milchbubi-Milliardär ein bedeutend weniger ernstzunehmender Gegenspieler, als es Michael Caine noch im ersten Teil war: Aus der Idee „Harry Potter als Bösewicht“ hätte man definitiv mehr rausholen können.

    Während man nach einer David-Copperfield-Show gerne noch wochenlang rätselt, wie die Tricks wohl funktionieren, liegt die Sache im Kino auf der Hand – es wurde entweder beim Schnitt nachgeholfen oder es kamen Computereffekte zum Einsatz. Deshalb war es auch der größte Zaubertrick von „Die Unfassbaren“-Regisseur Louis Leterrier, das Publikum mit seiner temporeich-wirbelnden Inszenierung so sehr einzuwickeln, dass man irgendwann gar nicht mehr nach dem „Wie?“ fragt, sondern einfach die filmische Achterbahnfahrt genießt. In den besten Momenten gelingt das nun auch Jon M. Chu, obwohl seine Inszenierung nicht ganz so abgefahren-selbstbewusst ausfällt wie bei seinem Vorgänger: Zum einen gibt es, obwohl sie insgesamt eine Nummer größer ausfallen, diesmal keine wirklich neuartigen Illusionen, sondern nur Variationen der Tricks aus dem ersten Teil. Und zum anderen schaden sich die Macher der Reihe mit dem Entwurf eines ganzen „Das Auge“-Universums selbst: Denn wenn nun am Schluss alles fein säuberlich an seinen Platz fällt (auch als Vorbereitung auf den dritten Teil), fragt man sich natürlich schon, ob das so alles auch tatsächlich Sinn ergibt. Und das ist eine Frage, die bei einem Film wie „Die Unfassbaren 2“ im Gegensatz zu tatsächlich bis ins Detail durchdachten Mindfucks wie „Die üblichen Verdächtigen“ oder „Memento“ eigentlich auf jeden Fall vermieden werden sollte.

    Fazit: „Die Unfassbaren 2“ lässt zwar den Überraschungseffekt und ein wenig auch die Leichtigkeit des Originals vermissen, erweist sich dank seines konsequent hohen Tempos und der erneut hervorragend aufgelegten Darsteller aber immerhin als erfreulich kurzweiliges Sequel.

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