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    Unser letzter Sommer
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    Michael S.
    Michael S.

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    4,0
    Veröffentlicht am 7. Juli 2016
    Anhand der farbenfrohen sommerlichen Landschaft glaubt man kaum, dass sich die halbe Welt mitten in einem der zerstörerischsten Kriege aller Zeiten befindet. Überhaupt ist Michal Rogalskis Regiedebüt ein Film der Gegensätze. Das fängt schon bei der konsequenten Zweisprachigkeit an, polnische Dialoge gibt es in der deutschen Fassung nur mit Untertitel. Eine mutige Entscheidung, die der Porträtierung der polnischen Landsleute in nichts nachsteht: Da freut sich mancher hämisch darüber, dass die Deutschen endlich die Juden aus dem Land geschafft haben, während andere munter die Hinterlassenschaften von Gefangenentransporten plündern oder mit den Besatzern Geschäfte machen. Man will ja schließlich über die Runden kommen und nicht ebenfalls deportiert werden.
    Gleichzeitig gibt es bei den Deutschen natürlich den üblichen ranghohen sadistischen Nazikommandeur, der so linientreu wie möglich seinen Untergebenen und entlaufenen Deportierten das Leben zur Hölle macht, aber auch reichlich Mitläufer, die sich ihrer Verantwortung nicht oder nur aus der Not heraus bewusst sind. Der Krieg hat schon längst allen Beteiligten die Unschuld geraubt, bei den jungen Hauptfiguren ist es nur eine Frage der Zeit. Natürlich geht ein solches Kriegsjugenddrama nicht völlig ohne Liebesgeschichte, sie wirkt hier aber glaubwürdiger eingebettet als im thematisch ähnlichen TV-Mehrteiler "Unsere Mütter, unsere Väter". Nebenbei zeigt "Unser letzter Sommer" realistisch und unaufdringlich den harten Alltag von Sicherheitspolizisten und Eisenbahnern, deren Nachwuchs sich inmitten aller Brutalität ein Stück Normalität zu erhalten versucht.
    Ein großes Finale mit Aha-Effekt bleibt aus, auch eine allzu deutliche Moral gibt es am Ende nicht. Stellenweise beobachtet die Kamera die Darsteller mehr, als dass die Handlung vorangetrieben wird, poetische Naturaufnahmen bilden einen spannenden Kontrast zum gnadenlosen Kriegsgeschehen. Das kann gewöhnungsbedürftig sein, gibt dem Film aber das Prädikat, eben nicht alle Fragen abschließend beantworten zu müssen sondern "nur" zu zeigen, was extreme Situationen aus Jugendlichen mit ganz normalen Träumen und Sehnsüchten machen können. Darin liegt eine der größten Stärken der deutsch-polnischen Koproduktion, die in dieser Hinsicht eine löbliche Ausnahme in diesem Genre darstellt.
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