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    Oktober November
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    Kinobengel
    Kinobengel

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    4,0
    Veröffentlicht am 21. Juni 2014
    Götz Spielmann hat mit „Antares“ und „Revanche“ Aufsehen erregt. Nun ist „Oktober November“ angelaufen.

    Sonja Berger (Nora Von Waldstätten) ist als Schauspielerin viel beschäftigt, hat flüchtige Bekanntschaften und verschafft sich nur selten Erholung in den heimatlichen Bergen. Dort betreibt ihre Schwester Verena (Ursula Strauß) das Gasthaus wie zuvor der kränkelnde Vater (Peter Simonischek). Diese ist verheiratet, Mutter eines Sohnes und hat ein Verhältnis mit dem Arzt (Sebastian Koch). Als der Vater sehr schwer erkrankt, reist Sonja an.

    Götz Spielmann erschafft anspruchsvolle Filme und legt für „Oktober November“ schon als Mitproduzent die Weichen. So richtig viel Handlung ist nicht zu erkennen, doch Spielmann hat es auf etwas anderes abgesehen: Die Empfindungen der Figuren. Denn diese verbergen etwas, spielen ihren Gegenübern etwas vor, sind Gefangene ihrer selbst und der Vergangenheit, kriegen mehr oder weniger keine Luft, allen voran Sonja, Forelle atemlos. Mit gutem Timing, ohne hölzerne Dialoge, wird in die Geschichte eingeführt, zwischen Stadt sowie Alpen umgeschaltet. Und es ist brilliant, wie Spielmann die Szenen aneinanderfügt, das Erzählte nachvollziehbar macht und gefühlvoll mit Farben und Licht spielt, um Charaktere und Stimmungen zu untermalen. Es ist eben Kino. Mit Kälte, Wärme, Schattenzonen und Naturschönheiten. So füllt sich der Inhalt für immerhin 114 Minuten Leinwandqualität. Vieles, nicht alles, ist schon früh enthüllt. Der Spannungsbogen geht aber schon deswegen nicht verloren, weil sich die verschiedenen Schwestern auf Kollisionskurs befinden, das Tempo herausnehmen und wieder Fahrt aufnehmen. Es kribbelt, der Vater siecht dahin und dem Beobachtungskino ist die Bahn gebohnert.

    Ein weiteres feines Händchen beweist der österreichische Regisseur bei der Auswahl der Schauspieler. Ob Samuel Finzi („Kokowääh“) als Verlierer stets eine Topfigur macht? Diesmal erfüllt er wieder diese Rolle für ein paar Schmunzler im Publikum. Während Sebastian Koch mit Routine den Dorfarzt spielt, Peter Simonischek erschreckend gut krank kann und Ursula Strauß eine warme Ausstrahlung präsentiert, ist ein besonderer Stern auf der Leinwand zu sehen: Nora Von Waldstätten spielt meisterlich ohne Übertreibung und deswegen mit starker Präsenz die Gefeierte, die Ruhelose, die Unausgefüllte, die Entwurzelte, die pikierte Diva und die den Vater Liebende. Die Österreicherin überzeugte bereits als Magdalena Kopp im Film „Carlos – Der Schakal“ von Olivier Assayas und hat den Hauptpart der Sonja Berger erhalten. Mit ihrer gefühlvoll eingesetzten Mimik beherrscht sie diese Rolle und lässt den Beobachter auf das Innenleben der Figur schließen. Der ahnungslose Ehemann von Verena - Michael (Johannes Zeiler) - ist dann etwas über Gebühr rechtschaffen, hilfsbereit und ehrlich dargestellt, wo es doch dieses Kontrasts nicht bedarf.

    „Oktober November“ ist ein Leckerbissen für Freunde unüberfrachteter Geschichten und vor allem für Beobachter menschlicher Fassaden, bröckelnder Fassaden, ohne eine Szene zu viel. Einfach dran ergötzen. Spielmann macht’s möglich.
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