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    Equals - Euch gehört die Zukunft
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    Equals - Euch gehört die Zukunft
    Von Antje Wessels

    Vom Bauchkribbeln bei der ersten Verliebtheit über die Schweißausbrüche beim ersten Date bis hin zum Herzschmerz, wenn die Liebe schließlich auseinandergeht – so eine Beziehung ist schon eine ziemliche Achterbahnfahrt der Gefühle. Aber gerade, dass es auch mal richtig weh tut, macht uns ja erst zu Menschen. Was also kommt dabei heraus, wenn ein Regisseur ganz bewusst versucht, eine Liebesgeschichte ohne ebendiese Gefühlsausbrüche zu erzählen? Leider ein nicht so toller Film. „Equals – Die Zukunft gehört euch“ (erscheint am 10. November 2016 auf DVD) von Drake Doremus („Like Crazy“) punktet mit starken Schauspielleistungen von Kristen Stewart und Nicholas Hoult, aber davon abgesehen hat die emotionale Reduktion vor allem eine Folge: Die stylische Vision einer Zukunft, in der die Gefühlsregungen der Menschen nicht mehr existent sind, ist leider ziemlich langweilig.

    Irgendwann, irgendwo in einer nicht näher definierten Zukunft: Nach einem zerstörerischen Atomkrieg hat die Regierung eine Möglichkeit gefunden, einen weiteren Super-GAU zu verhindern. Nach der wissenschaftlichen Erkenntnis, dass sämtliche Katastrophen mit menschlichen Gefühlen zusammenhängen, ist es inzwischen gelungen, jegliche Emotionen auszuschalten und so die Erde zu einem besseren, friedlicheren Ort zu machen. Inmitten dieser gleichgeschalteten Gesellschaft lebt Silas (Nicholas Hoult) ein einfaches Leben. Auch Nia (Kristen Stewart), eine Arbeitskollegin, frönt einem unspektakulären Alltag in einer High-Tech-Firma. Wie betäubt kreuzen sich tagein, tagaus ihre Wege, bis plötzlich eine Seuche um sich greift, die die verloren geglaubten Gefühlsregungen wieder zurückbringt. Zunächst infiziert sich nur Nia, dann auch Silas – und die beiden verlieben sich ineinander. Allerdings stellen sie so eine Gefahr für die öffentliche Ordnung dar, weshalb die Regierung sofort Jagd auf das Pärchen macht…

    So manch zynischer Kinofan mag sagen, dass die Rolle der emotionslosen Nia wie gemacht wäre wfür die oft ein wenig desinteressiert dreinblickende Kristen Stewart („Café Society“). Aber selbst wenn der „Twilight“-Star auch diesmal nicht auf die großen Gefühlsausbrüche setzt, begeistert sie mit vielen kleinen stimmigen Gesten: Mit geschickt gesetzten Closeups auf beiläufige Handbewegungen, subtile Augenaufschläge oder kaum sichtbares Lippenbeißen werden Nias kontinuierlich zurückkommenden Emotionen erkennbar gemacht, ohne dass es von der Figur selbst ausgesprochen werden müsste. Ähnliches gilt für Nicholas Hoult („Mad Max: Fury Road“), der in seiner stärksten Szene zugleich eine Träne zu verbergen versucht, während er zugleich von der Überraschung über das unbekannte Trauergefühl übermannt wird. Die ganze Interaktion der beiden Hauptdarsteller baut auf solche zurückhaltenden Momente: Eine ganze Stunde lang setzt Drake Doremus auf kaum mehr als zufällige Berührungen, um die Anziehung zwischen den beiden zu verdeutlichen. Erst dann zieht der Regisseur das Tempo langsam ein wenig an, indem Nia eine folgenschwere Entdeckung macht, die wir an dieser Stelle aber nicht spoilern wollen. Trotzdem bleibt das Problem: Obwohl Stewart und Hoult den schleichenden Annährungsprozess absolut glaubwürdig vermitteln, spielt sich um sie herum kaum mehr ab als der immer gleichförmige Arbeitsalltag.

    Natürlich ist die ganze Story darauf ausgelegt, trotzdem schleppt sich „Equals“ eher bis zum Abspann, als dass er voranschreitet. Selbst die Szenen, in denen das Paar aufzufliegen droht, inszeniert Doremus derart betont unspektakulär, dass der Zuschauer nie das Gefühl bekommt, dass es für die beiden eine echte Bedrohung gibt. Stattdessen müssen sich Nia und Silas immer und immer wieder von ihren Chefs darüber belehren lassen, welche Folgen die Emotionalisierung für sie haben würde. Dramaturgisch dreht sich „Equals“ im Kreis: Auf die Erkenntnis, dass Mia und Silas sich lieben, folgt die Belehrung, woraufhin sie versuchen, sich voneinander fernzuhalten, nur um dann herauszufinden, dass sie doch nicht ohneeinander können. Nicht einmal Jackie Weaver („The Voices“) gelingt es in einer redseligen Gastrolle, diesen Kreislauf zu unterbrechen. Immerhin Steve Jobs wäre aber wohl beeindruckt gewesen: Das funktionelle Design der Wohnungen und Fabriken hätte auch der Apple-Guru nicht eleganter hinbekommen.

    Fazit: „Equals“ ist ein monotoner Film über eine monotone futuristische Dystopie – das mag im ersten Moment stimmig klingen, ist aber trotz zwei starker Hauptdarsteller und faszinierender Designs eher öde.

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